Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus (Werderstraße). Foto: M. Hartung
Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger folgten in diesem Jahr der Einladung des breiten Bündnisses um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA auf die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus.
Die Hauptrednerin, Sandra Straube, Vorsitzende des Kulturausschusses, erinnerte in ihrer Rede daran, dass es leider nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Europa weltweit viele Kriege gegeben habe. Der Krieg in der Ukraine sei vielen Deutschen wegen der geographischen Nähe aber besonders bewusst. Sie äußerte die Hoffnung, dass Kunst und Kultur dazu beitragen die Menschen zu ändern. Ihr Appell lautete daher: „Finanzielle Mittel für den Kulturbereich dürfen nicht gekürzt werden“. Deswegen solle auch die Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg, der an das ehemalige KZ erinnert, bald angegangen werden.
Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Fallersleben betonten in ihren Beiträgen, wie wichtig es sei, in einer Demokratie zu leben. Deswegen sei die Erinnerung an das NS-Unrechtsregime unersetzlich. Denn: „Jene die ihre Vergangenheit vergessen, sind dazu verdammt sie zu wiederholen.“ Es müsse auch mehr an jene erinnert werden, die den Mut besaßen sich aufzulehnen. Diese Forderung hatte bereits vor zwei Jahren der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, an die Stadt gerichtet: Sie solle endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokalen Widerstandsgeschichte zeigen. Passiert ist seit damals in dieser Hinsicht nichts!
Der Redner der SJD Die Falken Wolfsburg stellte das mit dem Sara-Frenkel-Preis gewürdigte Projekt der Falken vor: Die Namen der 81 sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der „KdF-Stadt“ umkamen, sind auf den Grabplatten ausschließlich in kyrillischer Schrift vermerkt. Im Rahmen des Falken-Projektes wird eine Tafel errichtet, auf der die Namen sowohl in kyrillischer als auch in lateinischer Schrift, ergänzt durch eine kurze historische Erläuterung, zu lesen sein werden. In seinem kämpferischen Beitrag sagte er: „Der Philosoph Theodor Adorno möchte in der Erziehung nach Auschwitz nicht die Liebe predigen. Unserer Meinung nach geht es vielmehr darum sich bewusst zu werden, dass wir alle in einer alles durchdringenden bürgerlichen Kälte aufwachsen. … Wir haben das Wissen, dass wir uns nur gemeinsam gegen Ausbeutung, Nationalismus und Faschismus wehren können. … Hoch die Internationale Solidarität! Für Frieden und Sozialismus, gegen das Vergessen! Freundschaft!“
Der IG Metallchor „Gegenwind“ begleitete die Veranstaltung mit internationalen Liedern. Sie handeln vom Widerstand gegen Unterdrückung und Faschismus und zeigen, dass Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag im Kampf um Freiheit, Demokratie und Frieden leisten kann.
Die Wolfsburger VVN-BdA ehrte auch an weiteren Orten die Opfer der Nazidiktatur. So schmückte sie das Relief an der BBS I, das an den Standort des sogenannten „Kinderheimes“ des Volkswagenwerkes erinnert, mit roten Nelken – siehe Foto Relief. Das Relief hatte die VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schülerinnen und Schüler der Berufsschule angebracht. Allein hier waren mehr als 75 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen.
Die Vorsitzende der Wolfsburger VVN, Mechthild Hartung, sagte dazu: „Für mich ist es nur schwer erträglich, dass einer der Hauptverantwortlichen für den Tod dieser Kinder und ihrer Mütter, an die wir heute Nachmittag auf der Gedenkstätte erinnert haben, nämlich Porsche, in dieser Stadt immer noch – u.a. – mit der Benennung der Hauptgeschäftsstraße und mit einem Denkmal vor dem Rathaus – geehrt wird. Wir wollen stattdessen, dass endlich mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg begonnen wird. Und wir möchten, dass der 8. Mai in Niedersachsen ein arbeitsfreier, staatlicher Feiertag wird. Hierzu hat die niedersächsischen VVN-BdA eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition unter der Adresse weact.campact.de/p/8Maifrei gestartet.“ A. Hartung
„Erinnern, Mahnen, Handeln!“ (Schachtweg). Foto: M. Hartung
Seit vielen Jahren organisiert ein breites Bündnis um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA die Gedenkfeier anlässlich des 8. Mai auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Wir gedenken dort auch der mehr als 350 Säuglinge und Kleinkinder, die Porsche auf dem Gewissen hat (siehe Zeichnung). Sie starben im sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“.
Vor zwei Jahren hatte der Hauptredner, der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, von der Stadt gefordert, endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokalen Widerstandsgeschichte zu zeigen. Passiert ist seit damals in dieser Hinsicht nichts! Auch die Errichtung der Lern- und Gedenkstätte am Laagberg zur Erinnerung an das ehemalige KZ kommt nicht voran.
In diesem Jahr wird Frau Straube, die Kulturausschussvorsitzende des Rates, die Hauptrede halten. Vielleicht gibt es ja dazu Neuigkeiten?
Weitere Mitwirkende an der Gedenkveranstaltung am 8. Mai ab 17.00 Uhr an der Gedenkstätte, Werderstraße/Lydia- Stowbun-Weg, sind Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und Aktivist*innen der SJD Die Falken Wolfsburg. Die musikalische Gestaltung hat der IG Metall-Chor „Gegenwind“ übernommen.
Zwischenstopp des Ostermarsches für eine Friedenskundgebung. Foto: L. Hartung
Trotz des sehr ungemütlichen Wetters haben sich über 150 Wolfsburgerinnen und Wolfsburger am diesjährigen Ostermarsch in Wolfsburg beteiligt. Dazu aufgerufen hatten die DGB-Gewerkschaften, Arbeit und Leben und die VVN-BdA Wolfsburg unter dem Motto „Kriege beenden, den Frieden gewinnen“.
Nach der Auftaktkundgebung am Gewerkschaftshaus zogen die Menschen mit Fahnen und Transparenten durch die Fußgängerzone zum Hugo-Bork-Platz. Zahlreiche junge Gewerkschafter*innen machten mit Vuvuzelas und Trillerpfeifen lautstark auf den Demozug aufmerksam. Trotzdem war der Demoruf „Frieden schaffen ohne Waffen“ nicht zu überhören.
Bei der Abschlusskundgebung unter dem Glasdach forderten alle Redner*innen, dass Russland seine völkerrechtswidrige Aggression in der Ukraine beenden muss. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, Flavio Benites, verlangte zusätzlich aber, dass endlich auch mehr Gewicht auf Waffenstillstand und Verhandlungen gelegt werden sollte. Flavio Benites gehört zu den Unterzeichnern eines kürzlich veröffentlichten, viel beachteten Friedensappells „aus der Mitte der Gesellschaft“ (www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/frieden-fuer-die-ukraine-ein-friedensappell-aus-der-mitte-der-gesellschaft-li.332707).
Großen Applaus bekam Isabella Arpaia, die für den Ortsjugendausschuss IG Metall WOB sprach. Sie gab bekannt, dass sich der Ortsjugendausschuss gegen Aufrüstung ausgesprochen hat.
„Es ist inzwischen eine gute Tradition, dass die DGB-Gewerkschaften und die VVN-BdA zu diesem inzwischen achten Ostermarsch ab 2014 aufrufen. Und es spricht für den Friedenswillen zahlreicher Wolfsburgerinnen und Wolfsburger, dass diese gute Tradition auch durch die Corona-Zwangspause nicht verloren gegangen ist“, so die Wolfsburger VVN-Landessprecherin Mechthild Hartung zwar durchgefroren, aber dennoch zufrieden mit dieser Friedensmanifestation in Wolfsburg. AH
Auch in diesem Jahr hatte in Wolfsburg anlässlich des Frauentags am 8. März ein Jugendbündnis um die SJD Die Falken wieder zu einer Aktion in der Innenstadt in der Porschestraße eingeladen. „Die Ungleichbehandlung und Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist leider immer noch Realität“ heißt es in ihrem Aufruf.
Vor gut 20 überwiegend jungen Menschen prangerten die Rednerinnen unhaltbare Zustände an, die auch von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Rassismus geprägt sind.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg war wieder zu einem Redebeitrag eingeladen worden. Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung betonte in ihrem Beitrag, dass sich der Sozialabbau auch unter der „Ampel-Koalition“ verheerend gerade gegen Frauen auswirkt. Sie enthüllte während ihrer Rede die Tonplastik der ehemaligen Jobcenter-Beschäftigten Inge Hannemann, deren Porträt auf einem Sockel Szenen aus ihrem Leben zeigt (siehe Foto unten). Hannemann hatte sich geweigert, die Hartz IV-Repressalien gegen ihre „Kundinnen“ umzusetzen und war deswegen selber dem Druck der Behörde ausgesetzt, der sie letztlich aus ihrem Beschäftigungsverhältnis trieb. Hannemann sei deshalb ein heutiges Beispiel für die im Aufruf des Bündnisses angeprangerte Benachteiligung von Frauen im real-existierenden Kapitalismus in Deutschland, so Hartung.
Diese Rede mit bildlicher Vermittlung machte auf die jungen Antifaschist:innen sichtbaren Eindruck. „Wenn der Gemeinschaftskundeunterricht in der Schule so aussähe, würde die Hälfte nicht pennen“, so der anerkennende Kommentar einer jungen Aktivistin.
Bereits am Vormittag des 8. März hatte ein Bündnis um das Wolfsburger „Frauenzimmer“ in historischer Bekleidung in der Innenstadt Rosen an Passantinnen verteilt. Mechthild Hartung erinnerte als Clara Zetkin an die Schöpferin des „Internationalen Frauentages“ vor mehr als hundert Jahren (siehe Foto oben). In zahlreichen Gesprächen wies sie als „Clara“ daraufhin, dass der Kampf um Frauenrechte und für Frieden weiterhin sehr aktuell ist, woraus sich intensive Gespräche mit vielen Frauen entwickelten.
In Zusammenhang mit der Ausstellung „Nichts war vergeblich. Frauen im Widerstand im Nationalsozialismus“ im Gewerkschaftshaus, in dem Lore Wolf ein Tableau gewidmet ist, findet eine Lesung aus einem ihrer Bücher statt. Die Ausstellung wird im Laufe des Jahres im Gewerkschaftshaus zu sehen sein.
Veranstalter*in: VVN-BdA Wolfsburg e. V.
Das gesamte Programm kann unter www.wolfsburg.de/gleichstellung eingesehen werden.
Zur Erinnerung an das Massaker in Hanau vor drei Jahren, bei dem am 19. Februar 2020 neun Menschen ‚mit Migrationshintergrund‘ vor und in einer Shisha-Bar ermordet wurden, hatten die VVN-BdA Wolfsburg, Die Falken Gruppe Wolfsburg, und der IG Metall-Wohnbezirk Wolfsburg zum Film „Hanau: Eine Nacht und ihre Folgen“ ins Gewerkschaftshaus eingeladen.
Der Dokumentarfilm, in dem Überlebende und Angehörige das berichten, was geschah – vor, während und nach der Tat – beeindruckte die Besucher*innen sehr. Denn er stellt auch die Frage nach dem Fremdsein in Deutschland, nach Ungleichheit und nach dem alltäglichen Rassismus in Behörden und Bildungseinrichtungen.
Von wegen „Einzeltäter“
In der angeregten Diskussion nach dem Film wurde kritisiert, dass die Behörden nur zu gerne vom verwirrten Einzeltäter reden. Organisationen und Netzwerke dagegen bleiben unbelichtet. Und der alltägliche Rassismus wird immer wieder verharmlost. Deswegen sind Veranstaltungen, Filme und auch Aktionen dazu weiter notwendig.
Mehrere Teilnehmer schlugen deswegen vor, vielleicht im nächsten Jahr wieder wie 2021 eine Demonstration und Kundgebung zu diesem Datum durchzuführen. MH
Seit vielen Jahren fordern Wolfsburger Antifaschist*innen, die nach dem hohen Wehrwirtschaftsführer der Nazis und erstem Geschäftsführer des Volkswagenwerkes, Ferdinand Porsche, benannte Porschestraße umzubenennen. Obwohl sein verbrecherisches Wirken in der damaligen KdF-Stadt noch allgemein bekannt war, wurde bereits kurz nach seinem Tod im Jahr 1951 die Hauptgeschäftsstraße nach dem Verantwortlichen für das Leiden und den Tod tausender Zwangsarbeiter*innen benannt.
Die langjährige Forderung nach Umbenennung, zumindest Kommentierung, ist nun Anfang Februar symbolisch von Antifaschist*innen umgesetzt worden. An mehreren Straßenschildern der Porschestraße, die ohne Hinweis auf seine verbrecherische Karriere aufgestellt sind, wurden Folien mit dem Schriftzug „Anne-Frank-Straße“ angebracht. Darunter kommentierend: „Erinnerung an 20 000 Menschen, die durch PORSCHE im Volkswagen-Werk Zwangsarbeit leisten mussten. 1939-1945“ -siehe Foto.
Bleibt zu hoffen, dass diese mutige Aktion die Diskussion über die Rolle Porsches im Faschismus neu belebt und vielleicht sogar zum Erfolg führt! Wenn Rufe Unverbesserlicher nach Strafe für die Aktion laut werden sollten: Auf keinen Fall mehr als sie Porsche für seine Verbrechen bekam – nämlich nichts!
Mehr über die Rolle Porsches und den Umgang mit ihm in Wolfsburg nach dem Faschismus kann in dem Buch: „75 Jahre ‚Stadt des Kdf-Wagen/Wolfsburg‘, Stephan Krull (Herausgeber), Verlag Ossietzky, 2013“ nachgelesen werden. Das Buch ist auch in der Stadtbibliothek Wolfsburg ausleihbar.
Am Auschwitz-Gedenktag legte u.a. die VVN-BdA Kränze am Mahnmal nieder. Foto: A. Hartung
Nach zweijähriger Corona-Pause hatte die Stadt Wolfsburg wieder gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee (IAK) und dem Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft anlässlich des Auschwitz-Gedenktages ins Hallenbad eingeladen. Genau eine Woche vor dem nationalen Gedenktag informierten Wolfsburger Initiativen über ihre Aktivitäten des Gedenkens.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg war mit einem gut besuchten Infostand vertreten – siehe Foto. Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK und Moderator der Veranstaltung, konnte nahezu 300 Gäste begrüßen. OB Weilmann überbrachte zu Beginn ein Grußwort des Rates. Großen Applaus gab es für seine Zusicherung, spätestens 2025 mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes auf dem Gelände des KZ-Außenlagers Neuengamme am Laagberg zu beginnen. Darin sollen auch die freigelegten Fundamente des KZ als wichtiges Zeugnis der NS-Gewaltherrschaft in der damaligen KdF-Stadt gesichert werden.
Die Errichtung eines Einkaufzentrums auf einem Großteil des ehemaligen Lagergeländes hatte zu heftigen Kontroversen in der Stadt geführt. Die VVN-BdA Wolfsburg berichtete umfangreich über den Diskussionsprozess – siehe zahlreiche Berichte in 2017 – 2022.
Azubis besuchten Auschwitz
Es schloss sich ein anspruchsvolles Programm auf der Bühne des Hallenbades an. VW-Auszubildende berichteten von ihrem Besuch in Auschwitz, die Vertreter der jüdischen Gemeinden in Wolfsburg betonten die Bedeutung des Gedenkens an den Holocaust. Rabbiner Yakov Harety von der Orthodoxen Jüdischen Gemeinde dazu: „Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können etwas für die Zukunft tun. Hass kann man nicht mit Gesetzen abschaffen, sondern mit gegenseitigem Kennenlernen“.
Besonders eindrucksvoll: Zwei junge Ukrainerinnen verlasen Namen von in der damaligen KdF-Stadt umgekommenen Menschen aus der Sowjetunion, die auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus begraben liegen. Drei Musiker*innen begleiteten mit Klavier, Saxophon, Trompete und Akkordeon gefühlvoll die Veranstaltung. Ein Höhepunkt dabei: Rabbi Harety trug dazu mit tiefer Stimme zwei jiddische Lieder vor.
Schüler:innen trugen Texte vor
Am Auschwitz-Gedenktag selbst, dem 27. Januar, wurde dann auch auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in der Werderstraße wieder an die Nazi-Gräuel erinnert. Hier liegen über 470 Opfer v.a. aus Polen und der Sowjetunion begraben, die an den Folgen der Zwangsarbeit im damaligen Volkswagenwerk starben, darunter mehr als 150 Kleinkinder und Babys. Über 50 Bürger*innen nahmen teil, darunter eine große Gruppe Schüler*innen der Gesamtschule Westhagen, die im März auch Auschwitz besuchen werden. Fünf von ihnen trugen selbstverfasste Texte vor, die vor Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit warnten.
Besonders eindrucksvoll: Ein Schüler spielte trotz des unwirtlichen Wetters auf einer Geige die Titelmelodie von „Schindlers Liste“ vor. Der anwesende OB dankte gerade diesen jungen Menschen besonders für ihr Engagement.
Städtische Gliederungen, die IG Metall und zivilgesellschaftliche Initiativen, darunter auch die VVN-BdA Wolfsburg, legten vor dem von der Sowjetarmee 1946 errichteten Mahnmal Kränze und Gebinde ab -siehe Foto. „Es ist gut und wichtig, dass nach der Corona-Unterbrechung das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee wieder in würdiger Form aufgenommen worden ist“, so die VVN-BdA Landessprecherin Mechthild Hartung zu den Veranstaltungen in Wolfsburg. „Wir als VVN-BdA sehen diese Erinnerungsarbeit und unsere Beteiligung daran gerade in der heutigen konfliktreichen Gegenwart als eine unserer zentralen Aufgaben an. Für uns gilt: Erinnern, Mahnen, Handeln!“ A. Hartung
Der Infostand der VVN-BdA Wolfsburg beim Gedenktag anlässlich des Auschwitz-Gedenktages. Foto: A. Hartung
„Mein Großvater hat ganz genau gesehen, was dort ablief und sich sogar versichert, ob das alles Rechtens ist.“
Dies sagte Sebastian Barnstorf, Enkel des damaligen Arztes Dr. Barnstorf. Er sprach anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Königslutter und der Krankenmord“ in Lehre.
Die sehr eindrucksvolle Ausstellung wurde im Rathaus Lehre bei Wolfsburg am 12. Januar eröffnet. Die Wolfsburger VVN-BdA war unter den etwa 60 Interessierten vor Ort.
Nach einer Begrüßung durch Gabriele Heinen-Kljajić, 1. Vorsitzende des Arbeitskreis „Andere Geschichte“ aus Braunschweig und einem Grußwort des engagierten Bürgermeisters von Lehre, Andreas Busch, hat Susanne Weihmann, auf deren Buch die Ausstellung aufbaut, in das Thema der Ausstellung eingeführt.
„Gefährder der Volksgesundheit“
Die „Landes-Heil-und Pflegeanstalt Königslutter“ im nahen Königslutter war schon für das Herzogtum Braunschweig die zentrale Einrichtung zur Aufnahme und Behandlung psychisch Kranker. Mit der Machtübergabe an die Nazis im Januar 1933 wurden Kranke zu „Gefährdern der Volksgesundheit“ erklärt und als „Ballastexistenzen“ ausgegrenzt.
Königslutter wurde Teil des staatlich betriebenen Krankenmordes, der in der Anstalt Bernburg an der Saale vollzogen wurde. Neben Patient*innen aus Norddeutschland waren auch Kranke, die zum Teil seit Jahrzehnten in Königslutter gelebt hatten, Opfer der Transporte in den Tod. Sie kamen aus vielen Ortschaften des Landes und gehörten unterschiedlichen sozialen Schichten an.
Die Zahl der Patient*innen, die nach dem offiziellen Ende der zentral geplanten Mordaktionen in Königslutter starben, war dramatisch hoch. Dieses begründet den Verdacht der Fortführung der vorsätzlichen Tötungen mit anderen Mitteln.
Verbrechen in der Region
Die Ausstellung zeigt diese erschreckenden Verbrechen der Naziherrschaft hier in unserer Region, die wie viele andere im Nachkriegsdeutschland kaum geahndet wurden. Sie kann bis zum 14. Februar 2023 im Rathaus Lehre zu den Öffnungszeiten besucht werden. Susanne Weihmann wird am Dienstag, 17. Januar 2023 und am Dienstag, 7. Februar 2023 jeweils um 16.30 Uhr durch die Ausstellung führen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen. A. Hartung
Im November 2022 wurde im Delphinkino Wolfsburg der beeindruckende Film „„How I became a Partisan.“ (Wie ich Partisanin wurde)“ gezeigt. Eine Kooperationsveranstaltung vom Deutsch-Arabischen Freundeskreis Wolfsburg, der VVN-BdA Wolfsburg und ‚Demokratie Leben‘ ermöglichte das.
Dieser Dokumentarfilm ist filmischer Widerstand gegen Unwissenheit und Vergessen. Thema ist in erster Linie der Roma-Widerstand gegen die Nazis in der Tschechoslowakei und anderen Ländern. Was wissen wir schon darüber, obwohl wir geschichtsbewusste, aktive AntifaschistInnen sind?
Die Regisseurin Vera Lacková (im Film wird sie 30 Jahre alt), geht auf persönliche Spurensuche nach ihrem Urgroßvater (Ján Lacko) und vier weiteren Roma-Partisanen. Am Sterbebett ihrer Großmutter hatte sie dieser versprochen, über den Widerstand der Roma aufzuklären.
Sie zeigt mit dem Film, dass Roma nicht ausschließlich Opfer des Faschismus, sondern dass sie auch aktive Widerstandskämpfer waren.
Starke Bilder bleiben im Gedächtnis, die künstlerisch ohne pathetische Überfrachtung eine Einheit von politischer Botschaft, emotionaler Berührung und dokumentarischer Genauigkeit bieten.
Zwar erfordert der Film, v.a. durch die deutschen Untertitel (bei den Originalsprachen Tschechisch und Romanes), große Konzentration, seine künstlerisch dargebotene Botschaft gegen Rassismus und Faschismus – gestern und heute! – berührt und überzeugt.
Nach zweijähriger Corona-bedingter Pause konnte die Wolfsburger IG Metall in der Woche um den 9. November wieder ihre traditionelle Antifa-Woche durchführen. Sie startete am Samstag, den 5.11., mit einer Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz.
Besonders bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 100 Jahre alt wird. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten, wo sie öfters an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen hatte. Sie dankte der IG Metall Wolfsburg und den Anwesenden für ihre Aktivitäten und bekräftigte: Antifaschismus muss ein Auftrag bleiben, gerade jetzt, wo sich in vielen Ländern Neonazis wieder zurückmelden.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte ein Blumengebinde am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen nieder (siehe Foto). Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.
Gedenkstunde auf Friedhof
Am folgenden Sonntag konnte auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen stattfinden, auf dem über 300 Babys und Kleinkinder begraben sind, die im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode kamen. Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen weniger verwahrlosten Zustand kam. Sowohl die Redner als auch der Liedermacher und Rezitator Johann Voß mit seinen einfühlsamen Liedern und Gedichten erinnerten daran, dass rassistische Angriffe in unserem Land leider wieder ständig vorkommen. Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder (siehe Foto).
Blumen an Erinnerungstafel
Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, wo sich das sogenannte „Ausländerkinderpflegeheim“ befand, und legte auch dort ein Blumengebinde nieder (siehe Foto). Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt. Darüber und über die Geschichte des massenhaften Kindersterbens hat die Wolfsburger VVN/BdA eine Broschüre veröffentlicht, siehe wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/.
Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem authentischen Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen. „Gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Alfred Hartung, Mitglied der VVN-BdA Wolfsburg.
Gesteck an Erinnerungstafel, Foto: Alfred Hartung
Gedenken am Sara-Frenkel-Platz, Foto: Alfred Hartung
„Krieg ist ungesund – Rüstungsgelder ins Gesundheitswesen“ Foto: Ulli Schmitz
Auch in Braunschweig hat sich die Friedensbewegung am bundesweiten Aktionstag 1.10. beteiligt. Beachtliche 80 Teilnehmende forderten auf zwei Kundgebungen und einer Demonstration durch die Innenstadt einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Verhandlungen im Russland/Ukraine-Krieg. Sie befindet sich damit im Einklang mit den Vereinten Nationen und den meisten Staaten dieser Erde.
Eine der zentralen Forderungen lautete, Investitionen in Waffen zu verhindern. Das Geld werde für die zahlreichen anderen menschheitsbedrohenden Krisen benötigt.
Das Mitglied im Friedenszentrum Braunschweig, Gabriele Canstein, forderte dazu auf, die Friedensfähigkeit Deutschlands zu stärken. Und Werner Hensel, DKP Braunschweig, mahnte: „Wer meint, die Forderung nach ‚Waffenstillstand und Verhandlungen‘ sei illusorisch, muss sich darüber klar sein, was die Alternative zu ‚Waffenstillstand und Verhandlungen‘ ist. Die Alternative ist jahrelanger Krieg, mit ungezählten Toten, zerstörten Städten und Landschaften. Am Ende stehen dann doch Verhandlungen und ein Vertrag zwischen wahrscheinlich erschöpften Kriegsparteien auf den Trümmern eines jahrelangen Krieges.“
Auch eine kleine Delegation der VVN-BdA Wolfsburg beteiligte sich an der Aktion – siehe Foto. Alfred Hartung, VVN-BdA Wolfsburg, dazu: „Auch wenn wir noch keine Massen für die Forderung nach friedlichen Lösungen auf die Straße bringen, macht jede Aktion deutlich: Wir wollen keinen Krieg, sondern müssen die großen Probleme bei uns engagiert angehen. Widerstand gegen Militärausgaben und gegen die Versuche von kriegerischer Problemlösung muss auch international entwickelt werden.“
Wolfsburger Antifaschist*innen haben kürzlich in mehreren Stadtteilen kreativ auf die Gefahr durch AfD-Mitglieder in den Parlamenten hingewiesen. Dafür brachten sie unterhalb von AfD-Wahlplakaten gut sichtbar Flyer an mit der Forderung: Keine Faschisten in die Parlamente – siehe Foto.
Die niedersächsische VVN-BdA hatte bereits auf ihrer 75-Jahr-Feier im Juli die Resolution „Kein Parlament und kein Podium für die AfD!“ beschlossen (siehe niedersachsen.vvn-bda.de/arv/antiafd/). Darin heißt es: „Längst hat die AfD ihren wahren faschistischen Kern gezeigt. Diese Nazi-Truppe darf nicht erneut in den Landtag einziehen.“ In einem zusammen mit der Initiative „Gemeinsam gegen Rassismus“ erstellten Massenflugblatt „AfD raus aus dem Landtag“ (aufstehen-gegen-rassismus.de/aktuelles/neu-flyer_ltw-nds/) werden die rassistischen und unsozialen Positionen von 6 AfD-Spitzenkandidat*innen zu Landtagswahl nachgewiesen.
Unter der Losung „Unsere Alternative heißt Solidarität!“ heißt es: Keine Stimme für die AfD! Denn eine Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, sexueller Identität, Religion und Geschlecht solidarisch miteinander leben können, ist nur gegen die AfD möglich! MH
Besuch der Ausstellung „Nichts war vergeblich“. Foto: Privat
Die VVN-BdA Wolfsburg hat kürzlich die Ausstellung „Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in der Stadtbibliothek Braunschweig besucht (siehe Foto).
Die vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 konzipierte Ausstellung zeigt anhand von 18 Biografien den Mut von Frauen, die den Nazis die Gefolgschaft verweigerten. Sie verfassten und verteilten Flugblätter, sie boten Verfolgten Unterschlupf, klärten im Ausland über das Unrecht in Deutschland auf. Immer folgten sie ihrem Gewissen – und setzten damit ihr Leben auf’s Spiel.
Darunter beispielsweise die junge Cato Bontjes van Beek, die zum Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen (Rote Kapelle) gehörte und von den Nazis mit 23 Jahren aufs Schafott geschickt wurde. Und auch Überlebende des Naziterrors wie die Frankfurterin Lore Wolf, die als Freundin von Anna Seghers ihre Erfahrungen zum bekannten Roman „Das siebte Kreuz“ beisteuerte. Lore gehörte nach dem Sieg über den Faschismus zu den Gründer*innen der hessischen VVN.
Die Ausstellung wurde von den „Omas gegen Rechts“ nach Braunschweig geholt, um damit auf den lange ungenügend gewürdigten Widerstand von Frauen hinzuweisen. Die Wolfsburger VVN-BdA wird sich daher bemühen, diese beeindruckende Dokumentation auch im Rahmen des 8.März-Bündnisses nach Wolfsburg zu holen. MH
Am 26. Juni haben knapp 50 Mitglieder der VVN-BdA in Hannover das 75-jährige Bestehen ihrer Organisation gefeiert. Landessprecherin Mechthild Hartung begrüßte um 16.00 Uhr die Gäste, die trotz des schwül-heißen Sommertags in die Jugendherberge Hannover am Maschsee gekommen waren.
Die Gruppe „Quijote“ sorgte bei der Geburtstagsfeier für die Musik. Foto: JTF
„Seitdem es unsere Organisation gibt, wird immer wieder versucht, uns mundtot zu machen, uns zu diffamieren und zu verleumden – der letzte Versuch war der Angriff auf die Gemeinnützigkeit. Aber wir sind immer noch da – sogar stärker als zuvor! Wenn das kein Grund zum Feiern ist!“, so Hartung in ihrer Ansprache. Sie freute sich, als Ehrengast Edith Jäger begrüßen zu können, die Tochter von Gertrud Schröter, die langjährige niedersächsische Landesvorsitzende der VVN war. Jäger hatte den langen Weg von Torgau an der Elbe nicht gescheut, um mitzufeiern und viele ehemalige Kampfgefährt*innen zu treffen. Hartung wies auf die brandneue Broschüre „75 Jahre VVN-BdA Niedersachsen“ hin, die es am informativen Büchertisch gegen eine Spende gab.
Im Anschluss überbrachte Reinhold Weismann-Kieser ein Grußwort von Ruth Gröne, Ehrenmitglied in der niedersächsischen Vereinigung. Sie bedauerte, aus persönlichen Gründen nicht anwesend sein zu können und wünschte sich und der VVN-BdA Niedersachsen noch ein langes gemeinsames antifaschistisches Wirken.
Der erste Teil des Nachmittags war bewusst ohne Programm gedacht – nach der langen Pandemiepause war das Bedürfnis nach Gesprächen groß. Eine interessante Diaschau bot einen vielseitigen Rückblick auf Aktivitäten der Vergangenheit, und das reichhaltige, selbstorganisierte Buffet fand guten Zuspruch. Danach konnte Landessprecher Michael Rose-Gille den Bundessprecher und Vorsitzenden der FIR, Dr. Ulrich Schneider, zu seinem Festvortrag „75 Jahre VVN – Rückblick und Ausblick“ begrüßen. Dr. Schneider ging ausführlich auf die Gründungsjahre der niedersächsischen VVN ein, die auch für die Gesamtorganisation wichtige Entwicklungen brachten. So hat beispielsweise das mutige und aufklärerische Auftreten von August Baumgarte 1959 den Verbotsprozess der damaligen CDU-Bundesregierung gegen den Bundesausschuss der VVN zu Fall gebracht.
Als politische Manifestation verabschiedete die Versammlung dann einen Aufruf, den erneuten Einzug der rassistischen AfD in den Landtag bei den Wahlen im Herbst zu verhindern – siehe niedersachsen.vvn-bda.de/arv/antiafd/. Die gute Stimmung auf der Veranstaltung wurde danach mit einem Gruppenfoto vor der Jugendherberge festgehalten.
Ein weiterer Höhepunkt der Feier war dann das Konzert des Duos „Quijote“ aus Chemnitz. Die Künstler sind u.a. bekannt dafür, dass sie Lieder von Mikis Theodorakis in deutscher Sprache zu Gehör bringen. An diesem Nachmittag zeigten sie dann, dass sie mit Gesang, Klavier und Querflöte auch selbstkomponierte Lieder und Texte parat haben, die mitreißen und unter die Haut gehen – ein gelungenerer Abschluss der Jubiläumsfeier.
Für Pfingstsamstag hatten die Friedensinitiative Völksen, DIE LINKE – Regionsverband Südwest, die VVN – BdA Hannover und der Naturfreunde – Landesverband Niedersachsen zur traditionellen „Pfingstwanderung für den Frieden“ von Völksen nach Springe (Deister) eingeladen.
Rund 30 Friedensfreund*innen trafen sich dazu am Bahnhof Völksen und machten sich bei strahlendem Sonnenschein auf den knapp 8 km langen Marsch durch kleine Ortschaften und Wald und Feld (siehe Foto). Interessierte Anwohner wurden von der Friedensinitiative Völksen mit Flyern über den Grund der kleinen Demo informiert.
Gegen 12 Uhr trafen die Wander*innen auf dem Marktplatz Springe ein, wo vor einem großen Transparent der VVN-BdA Hannover „Die Waffen nieder! Stoppt den Krieg! Abrüstung jetzt!“ die Abschlusskundgebung stattfand. Unter der Moderation von Andreas Nolte hielten Charly Braun für die Friedensinitiative Lüneburger Heide und Axel Seng für die Friedensinitiative Völksen die Abschlussbeiträge.
Für gute Stimmung und interessiertes Zuhören einiger Einheimischer sorgte nicht zuletzt Harmut Rahmer mit Gitarre und Gesang. Die VVN-BdA-Landessprecherin Inge Scharna hielt ein Grußwort für die Landesorganisation. „Auch wenn dieser Friedensmarsch, anders als der große Ostermarsch in Hannover, von relativ wenigen Menschen getragen wird, hat er einen besonderen Charakter: Menschen aus der Region Hildesheim, Hannover, Wolfsburg wandern über Dörfer, verteilen dort Flugblätter und knüpfen untereinander neue Kontakte, die später bei größeren Aktionen wieder aufgegriffen werden können. Wir wünschen uns, dass wir eines Tages ein großes Friedensfest feiern können, wenn es einmal keinen Krieg mehr gibt.“
Die Rede von Charly Braun kann unten nachgelesen werden.
Rede H-D Charly Braun
– „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion in Niedersachsen“ und „Friedensaktion Lüneburger Heide“
Rede nach der „Pfingstwanderung für den Frieden“ von Völksen nach Springe, Sa. 4.6.2022 in Springe, Am Markt
– es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Friedensfreunde und KriegsgegnerInnen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Vielen Dank an Frank Bsirske und alle im Bundestag – auch aus Regierungsfraktionen – die gestern gegen die asoziale 100 Mrd.-Aufrüstung gestimmt haben.
Vielen Dank Axel und Andreas und allen anderen, die die heutige Friedenswanderung, der „Zeitenwende“ zum Trotz, organisiert haben. Das steckt zu antimilitaristischen Wanderungen auch andernorts an, schrieb mir eine Kollegin aus OHZ, die uns alle grüßen lässt.
Ich heiße Charly Braun, bin DGB-Kreisvorsitzender in der Heide und im ver.di-Bezirksvorstand (mit Axel zusammen). Aber ich kann hier nicht für den DGB sprechen, weil einige sog. „Chemie-Funktionäre“ i.A. von Rheinmetall-Betriebsräten ansonsten umlagefinanzierte Veranstaltungen wie den 1.MAI bei uns nicht mehr unterstützen. Meine DGB-KV-KollegInnen nennen das „Erpressung“. Ich hatte mehrfach vor Rheinmetall in Unterlüß laut hörbare Konversionsforderungen gestellt.
Darum spreche ich hier für die „Friedensaktion Lüneburger Heide“ und die „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion in Niedersachsen“. Schwerer Name, schwere Aufgabe.
Ich will euch vor allem aus Deutschlands am stärksten militarisierter Region berichten. Ich nehme mir zuvor heraus, nicht zum derzeitigen Krieg, zu gegensätzlichen Interessen und auch nicht zu unseren West-Werte-beschwörenden Ober-KriegerInnen zu schweigen – auch wenn ich deshalb alldeutsch mit Meinungsausgrenzung zu bestrafen bin.
Der seit einigen Jahren hierzulande extrem zunehmende mediale selbstgemachte Einheits-Populismus trägt Riesenfrüchte, gegen die Springers BiLD von 1968 Peanuts sind. E.A Rauters Buch mit dem Titel: „Wie eine Meinung in einem Kopf entsteht“ wird perfekt massenhaft angewendet – nur mit entgegen_gesetzem Ziel, nämlich „allen die einzige herrschende Meinung in die Köpfe zu trichtern, um Alle zu wehrhaft Kämpfenden gegen fremde östliche barbarische Werte zu erziehen“.
Kaiser Wilhelm sagte 1914, er kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.
Viele folgten ihm – bis eine Kugel sie erwischte. Naja, ich gebe zu, der Vergleich zur aktuellen Kriegslage hinkt. Aber hinkt auch der Vergleich der Meinungs- und Stimmungsmache? Was meint ihr?
Die Einladung zur heutigen Friedenswanderung habe ich weit verbreitet. Schnelle Reaktionen erhielt ich von 2, sonst sozial-kritischen Freunden. Der eine antwortet:
„Genau lieber Charly
Die Waffen nieder !!
Freie Fahrt für russische Panzer..!
Dann haben wir aber ein gutes Gewissen !!!“
Und der andere fordert:
„Jeder Artikel und jede Meinung, die nicht mit: „Russland (Putin) ist ein Kriegsverbrecher“ anfängt und endet, hat ein Problem mit der Realität.
(Die Auffassung, die Ukraine wäre mit schuldig am Überfall wurde ja schon mit dem Vergleich der vergewaltigten Frau belegt, die ja Mitschuld hat, weil sie sich falsch angezogen hat. An diesem Vergleich ist etwas dran aus meiner Sicht. …….. (hier habe ich seinen Text um einen längeren Absatz gekürzt.)
Ich für meinen Teil bin dankbar, dass die Grünen zu großen Teilen die Realität nicht verkennen und nicht wie große Teile der Linken aus der selbst gebauten Falle, dass Russland ein Freund ist, nicht herauskommen und damit schön das Hufeisen zur AFD und den Querdenkern der letzten Jahre schließen.
Ich werde weiterhin für Frieden eintreten, allerdings nicht um jeden Preis und so, dass den Aggressoren freie Bahn gelassen wird. Verteidigungsbündnisse sind, wie wir sehen, leider unverzichtbar.“ Zitat-Ende.
An der folgenden mail-Debatte beteiligten sich Etliche, aber niemand vermochte die beiden Zitierten zu bewegen, über die tödlichen Folgen ihrer Haltungen nachzudenken.
Zurecht verurteilt die Friedensbewegung nahezu vollständig Rußlands Angriff auf die Ukraine. Der Militärhistoriker Prof. Wolfram Wette, u.a. aktiv im Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“ erklärt in der KONTEX-Wochenzeitung vom 16.3.22:
„Im aktuellen Krieg in der Ukraine ist die Kriegsschuldfrage zunächst einmal klar: Rußland hat, aus welchen Gründen auch immer, das Land überfallen. Aber alle anderen Probleme, die damit zusammenhängen, scheinen aktuell wenig interessant zu sein. Es drängt sich der Eindruck auf, als falle die lange Vorgeschichte von Putins Aggression der offensichtlichen Kriegsschuld Putins zum Opfer. Eine wirkliche Analyse der Kriegsursachen gibt es zZ nicht.“
Dazu nennt der „Kriegspräventions-Forscher als erstes, die Rolle der USA nach der Auflösung des Warschauer Pakts und die nicht eingehaltene West-Zusage „Keine NATO-Osterweiterung“. Politiker und andere, die nicht in Verdacht stehen, pazifistisch, Links oder Putin-Kumpel zu sein, lehnen Aufrüstung der Ukraine und Krieg bis zum Sieg über Rußland ab. Wer Frieden will, müsse auch die Sicherheitsinteressen Rußlands berücksichtigen. Krieg mit mehr Krieg zu begegnen, könne atomaren Weltbrand auslösen. – so Wolfram Wette.
Es gibt PolitikerInnen und andere, die solche und ähnliche Empfehlungen geben. Darunter Hamburgs ehem. OB Klaus von Donanyi, der langjährige US-Außenpolitiker Henry Kissinger, Schauspieler Rolf Becker, Merkels ehem. Militärberater Brigadegeneral a. D. Erich Vad, die vielen prominenten Unterzeichnen des EMMA-Briefes an den Kanzler u.a.m..
Wer den mainstream ablehnt, die/ der wird kaum noch in Talk-shows eingeladen. Die Meinungseinheit darf nicht sabotiert werden.
Prof. Wolfram Wette beklagt aktuell die Militarisierung in den Köpfen. Zu des Kanzlers 100 Mrd.- “Zeitenwende“ am 27.2.2022 sagt der Militärhistoriker:
„das wirkt wie ein Signal, dass die Devise jetzt nicht mehr Frieden heißt, sondern Vorbereitung auf kriegerische Auseinandersetzungen. Und immer wo aufgerüstet wird, entstehen Feindbilder – und frohlocken die Vertreter des militärisch-industriellen Komplexes. Da werden Diplomaten weniger wichtig – und Friedensbemühungen eher belächelt als bestärkt. Man geht einen hochgefährlichen Weg in militärische Eskalationsspiralen hinein.“
Die olivgrüne Baerbock ist da von ganz anderem Kaliber. Die Möchtegern-Kriegsherrin will den Krieg gewinnen, will den Sieg des westlichen Kapitalismus über den östlichen. Zu dumm, dass ihre Panzer statt mit Sonnenenergie immer noch mit russischem Öl im Tank fahren. Sie will Rußland „ruinieren“. Nun aber beklagt die Militaristin erstmal die „Kriegsmüdigkeit“ im Westen.
………………….
Wenn ihr mich fragt, warum ich soviel die deutsche Regierung kritisiere, dann sage ich euch: unser Einfluss auf Regierende in Rußland, Ukraine, USA ist gering. Wir können deutlich mehr Einfluss ausüben auf die deutsche Regierung und ihr Handeln in ihren Bündnissen.
Während 100 Mrd.-Bankdarlehen in weltweite Militäreinsätze, Krieg und Zerstörung gesteckt werden, blutet das Gesundheitswesen aus. Auch nach 2 Jahren Pandemie-Erfahrung läuft das Programm der Klinikschließungen weiter. Keinen Gedanken verschwendet die Bundesregierung darauf, Klinikleistungen wieder kostendeckend zu finanzieren.
Explodierende Preise für Lebensmittel und Energie, Reallohnverluste, unsichere bis prekäre Jobs – das ist ab jetzt unsere Zukunft.
Mindestlohn, Energiekostenzuschuß und andere Almosen halten sozialen Niedergang nicht auf.
Die Wende zum homeoffice macht auch nichts besser, da manche Staatslenkende ganz offen fordern, für die „Freiheit zu frieren“. Kriegswirtschaftsminister Habeck befürchtet denn auch, dass die derart betroffenen Massen das nicht hinnehmen, wenns um Brot oder Kanonen geht. Die aggressivsten Kräfte des Kapitals haben in Deutschland das Zepter übernommen. Dazu gehört Rheinmetall. Dessen Börsenkurs stieg von Februar bis Mai 2022 um satte 138%.
…
JA, und wo Rheinmetall schießt, da bleibt kein Stein und Bein aufeinander. Rrruuummss Rruuummss Rruuummms. Der Tod ist seit 123 Jahren ein Meister aus Deutschland und Unterlüß.
Ihr kennt das geflügelte Wort „Krieg macht Flucht!“ – dazu leistet auch Rheinmetall schon sehr lange seinen Beitrag.
Zum Ausgleich bot der Konzern Geflüchteten Ausbildungs- und Praktikumsplätze an (sh. Cellesche Zeitung 25.9.2015). Bin gespannt, wer jetzt wohl beim großen Rüstungsauftrag mit anpacken darf ?
Ich aber sage euch:
Besser wäre, diese Heuchler würden ihre Waffenexporte einstellen!!
Wer Waffenexporte verdoppelt hat, sollte in der Flüchtlingsdebatte besser das Maul halten !!
Können die RheinmetallerInnen eigentlich auch nützliche Güter herstellen?
Ja, Rheinmetall hat auch eine profitable Automobilsparte. Rheinmetall hat nach den Weltkriegen zivile Produkte profitabel hergestellt. Es geht also.
Die meist hochqualifizierten Rheinmetall-Beschäftigten könnten heute High-Tech-Geräte fürs Gesundheitswesen und erneuerbare Energien produzieren – wenn die Firma denn will.
Aber an Mordinstrumenten lässt sich besser verdienen, das wird auch offen zugegeben.
Hier in der Heide dreht sich viel um Panzer. Rheinmetall in Unterlüß produziert die Mordfahrzeuge, die Panzertruppenschule im größten Bundeswehr-Heeresstandort Munster ist die Fahrschule, Europas größter Truppenübungsplatz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel ist Kriegs-Trainingsplatz und ausgediente Exemplare sind nach Kampfeinsätzen irgendwo in der Welt im Panzermuseum Munster zu bewundern.
Wir haben in den Landkreisen Celle und Heidekreis selbstverständlich noch viele weitere militärische Einrichtungen. Und weil wir die größte derartige Konzentration Deutschlands haben, sind unsere MdB’s Henning Otte CDU und Lars Klingbeil SPD-Chef Mitglied im sog. Verteidigungsausschuss des Bundestages.
Wo viel Militär ist, gibts auch Widerstand!!
Auf unsere lokale gewerkschaftliche Initiative hin, haben ver.di-Bundeskongress und DGB-Konferenz Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt gleich-lautende Forderungen an die Bundesregierung beschlossen. Wir verlangen für Europas größten TrÜbPlatz die Finanzierung einer neuen Wirtschaftsstruktur und die muss sozial, ökologisch und nicht-militärisch sein.
Mit der Bürgerinitiative haben wir ein umsetzbares Konversionsprogramm entwickelt. Wir wollen daraus ein UNESCO-Biosphärengebiet machen. Das schafft tausende zivile Arbeitsplätze. Tourismus und ökologische Landwirtschaft sind ohnehin besser für die Gesundheit. Ja, für die Gesundheit der Menschen in Afrin, Mali, Ukraine und in der Heide und natürlich auch in Völksen und Springe.
Unsere Gewerkschaftsparole heißt denn auch:
„Abrüstung JA – arbeitslos NEIN !“
Wir fordern für die Menschen in den wenigen weiterhin bewohnten Dörfern des TrÜbPlatz (ja da wirklich Menschen!) endlich die Einführung ganz normaler kommunaler Rechte, um sich gegen Häuserabriss der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) und Ausweitung des Militärs wehren zu können. Die Dörfer werden seit 1936 durch einen zentral-staatlichen Gouverneur verwaltet. Bürgermeister und Gemeinderat gibts nicht.
Im Jahr 2020 bekamen wir direkt aus USA eine große Invasion von zig-tausenden Kriegern mit großen Mordmaschinen auf „unseren“ TrÜbPlatz. Sie sollten hier tüchtig rumballern, ehe sie ihr provokantes Großmanöver DEFENDER EUROPE2020 direkt vor Rußlands Grenze fortsetzen. Corona ließ die Kriegsspiele frühzeitig einfrieren. Da das Großmanöver ja regelmäßig bei uns wieder stattfinden soll, haben wir viele Male gegen diese US- und NATO-Provokation vor und auf dem TrÜbPlatz protestiert.
Hier wird auch Häuserkampf trainiert, auf Schießbahnen nahe der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen laut geknallt und unsere Gedenkfeiern auf den 3 sowjetischen Kriegsgefangenen-Friedhöfen, werden aus sog. Sicherheitsgründen auf den Zufahrtswegen mit Rede- und Fahnenverbot belegt. Militär und Demokratie passt eben nicht zusammen!!
Mit Frank Bsirske und vielen anderen bin ich für ein 100 Mrd.-Sondervermögen für Pflege, Bildung, soziale Sicherung und erneuerbare Energien.
Unser ver.di-OV-Heidekreis gehörte am 17.3.22 zu den ersten, die einen solchen Antrag beschlossen haben. In der Pflege gibts schon praktische Initiativen das durchzusetzen.
Healthcare not Warfare!
Ich mach mal Schluß, und habe für euch noch 2 Infos aus unserem Friedenskampf. Den beschlossenen ver.di-Antrag und den flyer der Initiative Biosphärengebiet.
Habt keine Angst, eure Friedensmeinung laut zu sagen!
Wir sind fürs Soziale fix, für die Rüstung kriegen die nix!
Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger folgten in diesem Jahr der Einladung des breiten Bündnisses um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA auf die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus.
Der Hauptredner, Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Wolfsburg, erinnerte an die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker, der den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ bezeichnet hatte. Seit dieser Zeit habe man gelernt, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs die Befreiung von Rassismus, Antisemitismus und Diktatur bedeute. Er forderte ein Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und nannte es schrecklich, dass dort Nachfahren der Menschen gegeneinander kämpfen, die Deutschland die Befreiung gebracht hatten.
Viel Anerkennung fand der Beitrag von Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und die stimmungsvolle musikalische Begleitung der Gedenkfeier durch das Saxophonensemble der Musikschule Wolfsburg.
Die Wolfsburger VVN-BdA ehrte auch an weiteren Orten die Opfer der Nazidiktatur. So schmückte sie das Relief an der BBS I, das an den Standort des sogenannten „Kinderheimes“ des Volkswagenwerkes erinnert, mit roten Nelken. Das Relief hatte die VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schülerinnen und Schüler der Berufsschule angebracht. Allein hier waren mehr als 75 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen. Die Vorsitzende der Wolfsburger VVN, Mechthild Hartung, sagte dazu: „Ich finde es nur schwer erträglich, dass einer der Hauptverantwortlichen für den Tod dieser Kinder und ihrer Mütter, an die wir heute Vormittag auf der Gedenkstätte erinnert haben, nämlich Porsche, in dieser Stadt immer noch mit der Benennung der Hauptgeschäftsstraße und mit einem Denkmal vor dem Rathaus geehrt wird. Die VVN-BdA Wolfsburg wird weiterhin daran arbeiten, dass Gedenken auch sichtbare Folgen und Konsequenzen hat. Dazu gehört auch, dass endlich mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg begonnen wird!“ A.H.
Seit vielen Jahren organisiert ein breites Bündnis um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA die Gedenkfeier anlässlich des 8. Mai auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Wir gedenken dort auch der mehr als 350 Säuglinge und Kleinkinder, die Porsche auf dem Gewissen hat (siehe Zeichnung). Sie starben im sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“.
Im letzten Jahr hatte der Hauptredner, der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, von der Stadt gefordert, endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokale Widerstandsgeschichte zu zeigen.
In diesem Jahr wird Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Wolfsburg, die Hauptrede halten. Der Aufruf unter dem regelmäßigen Motto „Schluss mit den Kriegen – Nie wieder Faschismus“ hat in diesem Jahr leider bedrückende Aktualität. Er kann unten gelesen werden.
Weitere Mitwirkende an der Gedenkveranstaltung ab 11.45 Uhr an der Gedenkstätte, Werderstraße/Lydia- Stowbun-Weg, sind Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und das Saxophonensemble der Musikschule Wolfsburg.
Die VVN-BdA Wolfsburg und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen laden am 25. April zum Italienischen Nationalfeiertag in Wolfsburg ein. Unter dem Motto „Nulla è dimenticato e nessuno“ („Nichts ist vergessen und niemand“) wird der Film „Die Geige aus Cervarolo“ (italienischer Film mit deutschen Untertiteln) gezeigt. Außerdem werden Fotos präsentiert und eine Diskussion mit Michael Quelle und Oliver Kogge aus Stade angeboten.
Oliver Kogge berichtet über die Familie Cervi und stellt heutiges Gedenken vor. Michael Quelle benennt Kriegsverbrechen der Wehrmachtselitedivision ‚Hermann Göring‘ in Italien und schildert die Suche nach den Tätern.
Beginn ist um 18 Uhr im Centro Italiano, Goethestr.48, 38440 Wolfsburg
Nach zweijähriger, coronabedingter Pause hat mit ca 300 Teilnehmer*innen in Wolfsburg wieder ein Ostermarsch stattgefunden, zu dem der DGB-Stadtverband und die VVN-BdA Wolfsburg gemeinsam aufgerufen hatten (Foto).
Unten kann die Rede nachgelesen werden, die die VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung auf dem Sara-Frenkel-Platz hielt. Der Platz trägt ein Denkmal für die Zwangsarbeiter*innen in der damaligen „KdF-Stadt“. Er ist nach einer polnischen Jüdin benannt, die sich unter falscher Identität unerkannt besonders für die Babys und Kleinkinder der Zwangsarbeiterinnen eingesetzt hat. Mehr als 350 von ihnen sind in dem sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich umgekommen.
Rede der VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung
Sehr verehrte, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
es ist schön, dass ich als VVN-BdA-Vertreterin am Sara-Frenkel-Platz sprechen kann, denn Sara Frenkel war im Faschismus mit falscher Identität als polnische Jüdin in die Höhle des Löwen, in die damalige „Stadt des KdF-Wagens“, geflohen. Sie hatte sich als ‚Krankenschwester‘ besonders um die Babys der Zwangsarbeiterinnen aufopfernd gekümmert. Vielleicht auch um Juri, von dem wir gleich mehr hören werden. In diesem Jahr wird Sara Frenkel 100 Jahre alt!
Ich freue mich, Euch ein besonderes Grußwort verlesen zu können. Es stammt von Juri Vasyunets, einem der drei Überlebenden, den viele von Euch noch von 8. Mai-Gedenkveranstaltungen kennen.
„Liebe Freunde in Wolfsburg,
ich spreche aus der Ukraine zu Euch. Meine Eltern wurden nach Nazi-Deutschland in das Dorf Barwedel deportiert und ich wurde am 6.Juni 1943 in einer Art Krankenhaus in einer Baracke in der „Stadt des KdF-Wagens“ geboren. Dieses Jahr werde ich 79 Jahre alt. Nur einen Monat nach meiner Geburt wurde ich meinen Eltern gewaltsam weggenommen und zu dem sog. „Säuglings -und Kinderpflegheim“ Rühen verschleppt. Die Bedingungen dort waren so schlecht, dass mehr als 350 Babys starben. Nur drei überlebten – ich war eins davon.
Ich hatte das Glück eine Familie gründen zu können und möchte Ihnen von dem Dorf aus, in dem ich heute wohne, sagen: Krieg ist niemals eine Lösung! Krieg zerstört das Leben und die Zukunft von so vielen Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben, zu arbeiten und sich zu entwickeln.
Das Geld für Waffen sollte für Schulen, Krankenhäuser, Parks, Jugendherbergen und internationalen Austausch der Jugend verwendet werden, damit das internationale Verständnis wächst anstelle von nationaler Blindheit.“
Dem kann ich mich nur aus vollem Herzen anschließen!
Dieser völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist in jeder Hinsicht eine Katastrophe: politisch, ökonomisch, ökologisch und humanitär. Er verursacht unerträgliches Leid vor allem für die Zivilbevölkerung, die Unwiderbringliches verliert – vielleicht eine Mutter, ein Kind -, – einen Vater -, vielleicht eine Wohnung, deren Wände von glücklichen Stunden erzählen könnten – vielleicht sorgsam bewahrte Kinderzeichnungen oder Fotos…
Mit Brecht sage ich:
Häuser sollen nicht brennen!
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein!
Leben soll keine Straf‘ sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner soll müssen töten einen.
…
(Bitten der Kinder, 1951)
Schon immer wurden für die Rüstung Milliarden verschwendet, die im sozialen Bereich fehlen. Nun soll die Hochrüstung unter Ausnützen des Angriffskriegs Russlands vervielfacht und sogar im Grundgesetz festgeschrieben werden! Wir sagen dazu NEIN!
Im Appell „Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!“, der kürzlich von zahlreichen Wissenschaftler*innen und Friedensforscher*innen verabschiedet wurde, heißt es sehr richtig dazu:
„Wir sind konfrontiert mit Krieg und unendlichem Leid, mit Flucht, mit Armut und sozialer Unsicherheit, -wir sind konfrontiert mit einer globalen Pandemie, die aufgezeigt hat, wie sehr unsere Gesundheitssysteme auf Kante genäht sind, … und mit einer Klimakatastrophe, die genauso wenig vor Staatsgrenzen Halt macht und immense Investitionen in Zukunftstechnologien und soziale Abfederung erforderlich macht. Die auf Jahrzehnte geplante Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht, macht unsere Welt nicht friedlicher und nicht sicherer. Wir können sie uns im Namen der Zukunft nicht leisten!“
Dem stimme ich voll zu und ich bin deshalb sehr enttäuscht, dass im zuletzt verabschiedeten DGB-Beschluss die gigantischen Rüstungsprojekte nicht mehr, wie zuvor, infrage gestellt werden.
Begrüßenswert ist, wenn unser Oberbürgermeister am Tag des „Mayors for Peace“ – ich freue mich, dass wir dazu gehören – die Fahne hochzieht und einige Worte dazu sagt. Was aber ist mit den Bundesabgeordneten aus unserer Stadt? Werden sie im Bundestag für das 100-Milliarden-Paket und für die jährliche Erhöhung der Rüstungsausgaben auf über 2% des Bruttoinlandsproduktes stimmen? Wir geben ihnen von diesem Ostermarsch mit: Nicht in unserem Namen!
Vor vierzig Jahren, mitten im Kalten Krieg, wurde der sogenannte „Palme-Bericht“ veröffentlicht. Er zielte darauf ab, durch das entspannungspolitische Konzept der gemeinsamen Sicherheit zur Überwindung des Ost-West-Konflikts beizutragen. In dem Bericht wurde dieses Anliegen knapp und bündig auf den Punkt gebracht: „Der Frieden in der Welt muss sich auf ein Engagement für das gemeinsame Überleben statt auf die Drohung durch gegenseitige Auslöschung gründen.“ Die Kernbotschaft hat nichts an Relevanz verloren.
Das sukzessive Vorrücken der Nato Richtung Osten – entgegen dem Versprechen z.B. Genschers – sowie die ständige Erhöhung der Rüstungsausgaben sind das Gegenteil von „Engagement für das gemeinsame Überleben“.
Dieser Krieg hätte verhindert werden können!
Für mich bleibt es dabei:
Die Waffen nieder!
Stoppt den Krieg in der Ukraine!
Stoppt das 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm!
Zum Schluss möchte ich Euch einen besonderen Mandelblütenzweig zeigen: Er ist einerseits Zeichen des mörderischen Krieges der USA gegen das kleine Vietnam, der genauso desaströs endete, wie der Krieg gegen das kleine Land Afghanistan. Und er ist Zeichen der Hoffnung. Dieser Mandelzweig wurde von vietnamesischen Kindern, die mit schwersten Einschränkungen leben müssen, hergestellt. Ihre Mütter waren durch das Nervengift Agent Orange vergiftet worden. In einem Reha-Zentrum lernten die Kinder u.a. die Herstellung solcher Seidenpapierblumen. Welch schönes Bild dafür, dass auch nach einem brutalen Krieg Zukunft möglich ist.
Nach zweijähriger, coronabedingter Pause ruft der DGB-Stadtverband in diesem Jahr wieder gemeinsam mit der VVN-BdA zum Ostermarsch in Wolfsburg auf unter dem diesjährigen Motto:
• Christian Berndt (Superintendent (Wolfsburg-Wittingen)
• Paul Marginean (JAV Neuland)
• Flavio Benites (IG Metall Wolfsburg)
• Michael Kleber (DGB-Region SON)
• Bastian Zimmermann (DGB Stadtverband)
Im Anschluss demonstrieren wir zurück zum Gewerkschaftshaus und beenden den Ostermarsch bei Getränken und Imbiss mit Gesprächen im Innenhof.
Dort wird auch der Fries mit quadratischen Friedens-Tontafeln weitergeführt. Seit 2014 werden sie als Dokumentation stattgefundener Ostermärsche an Betonquadern angebracht.
Protest vor dem Einkaufszentrum (7.4.20). Foto: Roland Hermstein
Trotz Protesten hat die städtische Baugesellschaft Neuland den Bau eines Einkaufszentrums am Standort des ehemaligen KZ Laagberg durchgezogen.
Nach anhaltenden Auseinandersetzungen mit der Zivilgesellschaft hatte die Stadt Wolfsburg als Kompromiss im Sommer 2017 den Bau eines „Lern- und Gedenkortes“ in der Nähe des KZ-Standortes beschlossen, der dann zwischen Tankstelle und Lidlmarkt liegen wird (wir berichteten mehrmals). Dessen Realisierung scheint sich aber nun wegen der drastischen Verschlechterung der städtischen Finanzen (VW-Abgasbetrug, Corona-Einbußen) in unbestimmte Zukunft zu verschieben.
Die VVN-BdA Wolfsburg wird in ihren Forderungen nach Realisierung dieses „Lern- und Gedenkortes“ nicht nachlassen und mit geeigneten Aktionen nachhelfen. So wurde bereits am 7.4.20 vor dem Einkaufszentrum daran erinnert, dass genau vor 75 Jahren von hier aus der Todesmarsch begann, der hunderten noch lebenden KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende einen qualvollen Tod brachte.
„Wir werden mit Bündnispartnern auch durchzusetzen versuchen, dass vor dem Einkaufszentrum eine Stolperschwelle an die Geschichte erinnert,“ so Alfred Hartung vom KV Wolfsburg. Vom Fortgang dieses Kampfes um die Erinnerung werden wir kontinuierlich berichten. MH
Die Tonplastik beeindruckte die junge Antifaschist*innen. Foto: Hartung
Am Nachmittag des 8. März hatte ein Bündnis aus den Wolfsburger Jugendorganisationen der Jusos, der Linksjugend Solid und der Grünen Jugend zu einer Aktion unter dem Glasdach in der Porschestraße eingeladen. „Die Ungleichbehandlung und Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist leider immer noch Realität“ heißt es in ihrem Aufruf.
Vor gut 20 überwiegend jungen Menschen prangerten die Rednerinnen unhaltbare Zustände an, die auch von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Rassismus geprägt sind.
Die VVN-BdA Wolfsburg war zu einem Redebeitrag eingeladen worden (siehe Foto). Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung berichtete über den leider oft zu wenig gewürdigten Widerstand von Frauen gegen den Faschismus in Deutschland und Europa. Sie enthüllte während ihrer Rede die Tonplastik der jungen Kommunistin Grete Walter, deren Porträt auf einem Sockel mit Szenen aus ihrem kurzen Leben steht (siehe Foto). Grete war schon mit 22 Jahren wegen ihres Widerstandes in Berliner Gestapohaft gefoltert worden und hatte sich 1935 in einer Folterpause aus dem Fenster gestürzt, um keine Genoss*innen zu verraten. Diese Rede mit bildlicher Geschichtsvermittlung machte jungen Antifaschist*innen sichtbar Eindruck.
Die VVN-BdA beteiligte sich am internationalen Kampftag der Frauenbewegung. Foto: Hartung
Mechthild Hartung von der VVN-BdA bei ihrer Rede. Foto: Alfred Hartung
Für Samstag, den 26.2., hatte die niedersächsische Coronaleugner-Szene ins beschauliche Gifhorn eingeladen. Nach Schätzungen des NDR (siehe Link unten) rotteten sich 2500 Anhänger vor dem Gifhorner Schloss zusammen, um ihre obskuren Theorien zu verbreiten. Auch die rechte Szene war vertreten.
Aber auch der Protest war da: Aufgerufen vom Gifhorner Bündnis „Bunt statt Braun“ trafen sich unter dem Motto „Gifhorn lässt sich nicht den Aluhut aufsetzen“ ca. 300 BürgerInnen vormittags auf dem zentralen Schillerplatz, die VVN-BdA mitten dabei. Und auch die von der Polizei abgeschirmte Zusammenrottung nachmittags vor dem Schloss, wurde mit Protest begleitet. Das Bündnis hatte zu einer lautstarken „Aluhutsafari“ aufgerufen.
Zwar konnte die Coronaleugner-Zusammenrottung nicht verhindert werden, aber der Widerstand dagegen hält an und sollte gerne auch in der „Provinz“ noch stärker werden. A. Hartung
Protest gegen den Einmarsch in der Ukraine. Foto: Alfred Hartung
Für Freitag, den 25.2., hatten die Wolfsburger Jugendverbände Grüne Jugend, Jusos und Junge Liberale (JuLis) zu einer Protestaktion gegen den Einmarsch russischer Truppen vor das Rathaus eingeladen. Entsprechend der Aufforderung durch die VVN-BdA-Bundesorganisation, sich an Friedensaktionen zu beteiligen, nahm auch die Wolfsburger VVN-BdA daran teil (Foto).
Wie in der Einladung der Jugendverbände aufgefordert, hatte auch die VVN-BdA Wolfsburg einen Redebeitrag durch ihre Sprecherin M. Hartung angemeldet. Dieser Redebeitrag war aber von den JuLis nicht gewünscht und konnte deswegen nicht gehalten werden – sehr liberal die JuLis.
Reaktion eines Juso-Mitglieds: „Nächstes Mal organisieren wir das mit der Grünen Jugend, den Falken und der Linksjugend – und dann kommst Du zu Wort!“
Der nicht gehaltene Beitrag kann nachfolgend gelesen werden. Text: Alfred Hartung
Redemanuskript von M. Hartung
ANREDE
ich spreche für die VVN-BdA, die älteste und größte antifaschistische Organisation, die 1947 gegründet wurde und 1949 schon mit diesem Logo zum Frieden mahnte. Es drohte unter Adenauer die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.
Mit Reiner Braun und Willi van Ooyen fordern wir:
Die Waffen nieder – nein zum Krieg!
Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine. Für Krieg gibt es keine Rechtfertigung. Die Mitschuld des Westens besonders der USA und der NATO rechtfertigen keinesfalls diese militärische Aggression.
Krieg ist kein Mittel zum Lösen von Konflikten und ist auch keine Lösung, wie z.B. Afghanistan zeigt.
Die Bombardierungen müssen sofort gestoppt werden. Notwendig ist ein umfassender Waffenstillstand, der Rückzug aller Truppen und ein Zurück an den Verhandlungstisch.
Politische Reaktionen des Westens sollten auf die Wiederaufnahme von Gesprächen gerichtet sein, weiteren Hass und Konfrontation vermeiden und nicht die Bevölkerung Russlands treffen. Deswegen lehnen wir Sanktionen ab.
Ich zitiere aus der Erklärung der VVN-BdA vom 24.2.:
„Einen langfristigen Frieden in Europa wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden. Wirtschaftliche Kooperation und kultureller Austausch auf Augenhöhe zwischen großen und kleinen Staaten können die Wunden der Geschichte heilen. Deutschland als Nachfolgestaat des NS-Regimes trägt dafür eine besonders große Verantwortung. Die Waffen nieder!“ Zitat Ende.
Es gibt keine militärische, sondern nur eine politische Lösung auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit.
NEIN! Zu immer größeren Rüstungsausgaben!
Für eine Politik der gemeinsamen Sicherheit!
Es gibt keine vernünftige Alternative zu Dialog und Kooperation.
Foto: André Brandes, flash mob auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“, Wolfsburg Werderstraße
Auch an diesem 27. Januar haben bei einer Mahnwache auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ an der Werderstraße die Wolfsburger Gruppen SJD Die Falken, die Jusos , die solid Jugend und die VVN-BdA gemeinsam an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnert. Hier sind 476 Opfer des Naziterrors in der damaligen „KdF“-Stadt begraben. Trotz widrigster Wetterbedingungen waren ca 20 Menschen erschienen. Mehr waren durch die Corona-Auflagen nicht zugelassen.
Mechthild Hartung von der VVN-BdA erinnerte daran, dass noch im Sommer 1944 VW-Werksleiter Porsche bei SS-Reichsleiter Himmler ungarische Jüdinnen und Juden zur Fronarbeit anforderte. Daher galt ein besonderes Gedenken in diesem Jahr an den drei Gräbern den ungarischen Jüdinnen, die im KZ unter der Halle 1 des VW-Werkes gestorben sind. Eine Lesung aus dem schon 1986 von Klaus-Jörg Siegfried veröffentlichten Buch „Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im VW-Werk 1939-1945“ machte deren schreckliches Leben und Sterben nur wenige Monate vor der Befreiung von Auschwitz deutlich. Wo die weiteren jüdischen Todesopfer begraben sind, ist den Veranstaltern unbekannt.
„Die Erinnerung an die Verbrechen in Auschwitz, aber auch hier darf nicht enden und muss die heutige Generation zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst“, so Hartung in ihrem Redebeitrag. Auch die Versuche rechter Gruppen, bei den sog. Corona-Protesten Vergleiche mit der Verfolgung von Antifaschist*innen im Nazi-Reich anzustellen, seien geradezu widerlich. Vor diesem Hintergrund sei auch die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit, wie es im Koalitionspapier der Ampelparteien anklingt, in Gänze zurück zu weisen.
Der Redner der Jusos machte bekannt, dass er und die Wolfsburger VVN-Vorsitzende M. Hartung kürzlich von aggressiven Teilnehmern des letzten „Montagsspaziergangs“ massiv bedroht worden seien, als sie nach der Menschenkette (zum Gedenken an die Corona-Toten) die Veranstaltung verlassen wollten. „Aber wir lassen uns von diesen Schwurblern nicht einschüchtern und werden weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, um unsere Demokratie vor der Gefahr von Rechts zu schützen. Das hat für uns höchste Priorität.“
Drei Antifaschist*innen trugen zum Abschluss das auf Jiddisch gesungene Lied „Still“ vor, das vom Widerstand jüdischer Partisan*innen in der besetzten UdSSR handelt. So endete diese – trotz Pandemieauflagen organisierte – gelungene Mahn- und Gedenkveranstaltung würdig. Auch an der Stelle des ehemaligen „KZ Laagberg“ wurde die Erinnerungsstele anschließend in das Gedenken einbezogen. AH
Diese Worte schrieb der Belgier Arnould van de Walle am 16. Juni 1944 in einem Abschiedsbrief an seine Familie. Die Informationsstele mit seinem Foto wurde mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung und Medienpräsenz am 13.1.2022 an der NS-Gedenkstätte Buchhorst-Braunschweig enthüllt.
Sie erinnert an die Hinrichtungen von Deserteuren und Widerstandskämpfern in der NS-Zeit, die in der ehemaligen Schießanlage abseits im Wald statt fanden. Die Gedenkveranstaltung war nach einem Brandanschlag auf die Stele fünf Tage vor der geplanten Übergabe im Dezember auf Januar verschoben worden – wir berichteten am 13.12.21.
Die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Frau Dr. Elke Gryglewski, betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung solcher Erinnerungsstätten. Sie zeigten, dass der Terror der Nazis nicht ausschließlich in den großen Lagern stattfand, sondern überall im Land sichtbar war. Und das die meisten Deutschen leider weggeschaut oder sogar mitgemacht hätten. Sie dankte der Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Martina Staats, für diese schnelle „Antwort“ auf den Anschlag. In der JVA Wolfenbüttel waren viele der in Buchhorst-Braunschweig Ermordeten zuvor eingekerkert.
Auch der niedersächsische Kultusminister Hendrik Tonne führte in seiner Rede aus, dass gerade der Brandanschlag die Notwendigkeit solcher Gedenkstätten deutlich mache. Das reaktionäre Gedankengut zeige sich damit gerade jetzt wieder erschreckend deutlich.
Für die VVN-BdA Niedersachsen legten die Sprecher*innen Mechthild Hartung und Michael Rose-Gille ein Gebinde nieder. Auch die Braunschweiger Gruppe des Motorrad-Clubs „Kuhle Wampe“ bezeugte ihre Verbundenheit mit den ermordeten Deserteuren und Widerstandskämpfern durch ein Blumengesteck. AH
Zum wiederholten Male haben sich Reaktionäre und Neonazis Braunschweig als Aktionsfeld ausgesucht.
Nach der Nazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ kurz vor Weihnachten, wollte diesmal am 8.1. die AfD ihre reaktionäre Ideologie den Braunschweiger*innen mit einem „Marsch für die Freiheit“ nahebringen. Sie schmeißt sich dabei an die sog. Montagsspaziergänge heran und redet von einer „Corona-Diktatur“.
„Dass die AfD in diesem rechten Umfeld nach neuen Wähler*innen sucht, überrascht nicht“, wird dazu der Sprecher des Braunschweiger Bündnis gegen Rechts, Sebastian Wertmüller, in einer Pressemitteilung zitiert.
In mehreren kämpferischen Redebeiträgen verschiedener Organisationen – z.b. „Seebrücke“, „Omas gegen Rechts“, „in progress“ und vom DGB-Region SüdOstNds – wurde immer wieder betont: „Sie werden in Braunschweig nicht durchkommen!“ Die Vertreterin der „Omas gegen Rechts“ war empört, dass die AfD „mit offen rechtsradikalen Parolen von so vielen gewählt wird, und dass diese Weidels und Höckes und Chrupallas mit Schlips und Anzug hinter und vor sich Schlägertrupps mit offen nationalsozialistischen Parolen versammeln.“
Die von der AfD angekündigten 500 „Freiheitsmarschierer“ kamen zur Freude der Demokrat*innen bei weitem nicht zusammen. Genau 56 Gestalten sammelten sich am Rande des Schlossplatzes, geschützt von einem mächtigen Polizeiaufgebot – mindestens 43 sichtbare Polizeimannschaftswagen wurden gezählt.
„Ohne die Polizei habt ihr keine Chance“ und „Ganz Braunschweig hasst die AfD!“ waren dazu die passenden Demorufe aus dem Antifa-Block. Die VVN-BdA e.V. wird weiterhin den Widerstand stärken. AH
Foto oben: Simona Faulhaber
Und wiederum sind etwa 400 Antifaschistinnen und Antifaschisten dem Aufruf des Bündnisses zum Protest auf dem Braunschweiger Schlossplatz gefolgt, darunter auch Mitglieder der VVN-BdA aus Braunschweig und Wolfsburg. Foto: M. Hartung
Selbst zu Pinsel und Farbe gegriffen: Mitglieder der VVN-BdA.
Als PR-Aktion zum neuen Motto „geschlossen-weltoffen“ des „Schulterschluss der Wolfsburger Demokrat*innen“ hatte das Bündnis im Herbst 2021 eine Hauswand am Stadteingang von Wolfsburg mit seinem neuen Logo versehen: Ein stilisiertes Herz, das zufällig in etwa die Grenzen der Kommune Wolfsburg zeigt. Die Aktion wurde in Presse und Öffentlichkeit mit viel Wohlwollen aufgenommen.
Anfang Dezember war die Hauswand mit dem Schriftzug „NATIONAL“ beschmiert worden (siehe Foto oben). Die Täter/innen waren beim Sprayen wohl gestört worden. Auf jeden Fall ist aber ersichtlich, dass sie gegen das Motto „weltoffen“, das auf der Hauswand zu lesen war, anstinken wollten.
Die VVN-BdA Wolfsburg hat als Mitgliedsorganisation im „Schulterschluss“ sowohl städtische Stellen als auch die Sprecher des „Schulterschluss“ mehrmals gebeten, die Provokation entfernen zu lassen, was auch mehrmals zugesagt wurde. Als aber nichts geschah, haben Mitglieder der Wolfsburger VVN-BdA am Silvestertag beherzt zu Farbe und Rolle gegriffen (siehe Foto unten). „Schließlich wollen wir das Neue Jahr ordentlich und ‘beherzt‘ demokratisch beginnen. Alles muss eben selbst gemacht werden“, so eine Teilnehmerin.
Unter der Internetadresse wurde der Schriftzug „NATIONAL“ geschmiert.
Die VVN-BdA Braunschweig hatte mit einem offenen Brief den Oberbürgermeister und Magistrat der Stadt aufgefordert, den für 18.12. angekündigten, erneuten Aufmarsch der Nazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ nicht zuzulassen – siehe unsere Meldung vom 13.12. Erfreulicherweise hatte dann das Braunschweiger Ordnungsamt den Marsch untersagt und ausschließlich eine stationäre Kundgebung der Nazis am Bahnhof erlaubt. Leider haben das VG und OVG Lüneburg das Verbot wieder gekippt und den Nazimarsch zugelassen.
Doch erneut blieb die rechte Hetze in Braunschweig nicht unbeantwortet. Mehr als 300 Antifaschist*innen protestierten lautstark mit Demonstration und Kundgebungen am Bahnhof und dem Nazi-Zielpunkt im westlichen Ringgebiet gegen die Faschisten.
Erfreulich war die starke Beteiligung von jungen Menschen – siehe Fotos. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, sagte dazu die VVN-Landessprecherin Mechthild Hartung. „Deswegen werden wir immer wieder da sein und uns den Nazis in den Weg stellen, auch wenn es kurz vor Weihnachten nicht immer ganz einfach ist. Ich finde es unerträglich, dass die Gerichte der begründeten Untersagung der Stadt Braunschweig nicht gefolgt sind. Mich erschreckt, dass sich die Nazi-Provokationen am Ende der Weimarer Republik mit gerichtlicher Duldung heute zu wiederholen scheinen“. MH
Protest am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“.
„Kein Gott, kein Staat! – Kein Patriarchat!“ – dieser und andere Slogans wurden am 25. November unter anderem in Wolfsburg am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ lautstark skandiert.
Anlässlich des jährlich wiederkehrenden Gedenk- und Aktionstages zur Bekämpfung von Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen hatten die SJ Die Falken zum Protestmarsch aufgerufen. Etwa 40 überwiegend junge Menschen beteiligten sich mit ideenreichen Slogans und Transparenten daran.
Auf Kundgebungen vor dem Hauptbahnhof und in der Fußgängerzone wiesen die Rednerinnen auf das erschreckende Gewaltpotential gegen Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft hin, das durch unzureichende Wohnverhältnisse unter Pandemie-Bedingungen noch potenziert wird.
Die Rednerin der VVN-BdA Wolfsburg, eine junge Mutter, erinnerte an das Schicksal und den Tod von Widerstandskämpferinnen und Zwangsarbeiterinnen im Frauen-KZ Ravensbrück, die vielen der jungen Teilnehmerinnen in ihrer Bildungslaufbahn wahrscheinlich nicht oder nur ungenügend nahegebracht wurden.
„ … Ich erzählte Euch vom Leiden der Frauen im KZ Ravensbrück in der Hoffnung und festen Überzeugung, dass wir heute alle Teil der Lösung werden, sind und bleiben. Dass wir zuhören und lernen, uns weiterentwickeln und gegenseitig stärken. Dass wir hinsehen und aktiv werden. Auf dass dieser eine Gedenktag von vielen nicht ein weiteres jährliches Symbol der Phantasie einer gerechteren und sichereren Zukunft bleibt. …“
Nach den vier kürzlich durchgeführten Antifa-Stadtführungen per Fahrrad bieten die VVN-BdA Wolfsburg und die IG Metall Wohnbezirke eine Filmreihe im Rahmen der Aufklärung gegen Rechts und anlässlich des Erinnerungsjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben“ an. Die Aufführungen finden immer donnerstags um 17 Uhr im Gewerkschaftshaus statt. Anschließend ist eine Diskussion bei kleinen Snacks geplant.
Folgende Filme werden angeboten:
1. Am 23.09., 17 Uhr: Kurt Julius Goldstein, der „Judenkönig von Auschwitz“, Dokumentarfilm, ein Porträt. (Ingrid Strobel)
2. Am 14.10., 17 Uhr: Esther Bejarano, Erinnerungen, Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap – Band gegen rechts, Elena (Valsania u.a.)
3. Am 28.10., 17 Uhr: Ernst Grube, Zeitzeuge; Von einem, der nicht aufgibt (Christel Grube und Ingeborg Weber)
4. Am 25.11., 17 Uhr: Mut zum Leben, die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz (Esther Bejarano, Yehuda Bacon, Eva Puztai – Fahidi, Greta Klingsberg, Christa Spannbauer und Thomas Gonschior)
Die Teilnahme ist kostenlos. Es gelten die dann veröffentlichten Pandemie-Regelungen. Alle Veranstaltungen finden sich auch auf der Homepage des Schulterschluss‘ unter www.geschlossen-weltoffen.de.