8.Mai in Wolfsburg: Gedenken heißt Handeln

18. Mai 2023

Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus (Werderstraße). Foto: M. Hartung

Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger folgten in diesem Jahr der Einladung des breiten Bündnisses um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA auf die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus.

Die Hauptrednerin, Sandra Straube, Vorsitzende des Kulturausschusses, erinnerte in ihrer Rede daran, dass es leider nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Europa weltweit viele Kriege gegeben habe. Der Krieg in der Ukraine sei vielen Deutschen wegen der geographischen Nähe aber besonders bewusst. Sie äußerte die Hoffnung, dass Kunst und Kultur dazu beitragen die Menschen zu ändern. Ihr Appell lautete daher: „Finanzielle Mittel für den Kulturbereich dürfen nicht gekürzt werden“. Deswegen solle auch die Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg, der an das ehemalige KZ erinnert, bald angegangen werden.

Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Fallersleben betonten in ihren Beiträgen, wie wichtig es sei, in einer Demokratie zu leben. Deswegen sei die Erinnerung an das NS-Unrechtsregime unersetzlich. Denn: „Jene die ihre Vergangenheit vergessen, sind dazu verdammt sie zu wiederholen.“ Es müsse auch mehr an jene erinnert werden, die den Mut besaßen sich aufzulehnen. Diese Forderung hatte bereits vor zwei Jahren der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, an die Stadt gerichtet: Sie solle endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokalen Widerstandsgeschichte zeigen. Passiert ist seit damals in dieser Hinsicht nichts!

Der Redner der SJD Die Falken Wolfsburg stellte das mit dem Sara-Frenkel-Preis gewürdigte Projekt der Falken vor: Die Namen der 81 sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der „KdF-Stadt“ umkamen, sind auf den Grabplatten ausschließlich in kyrillischer Schrift vermerkt. Im Rahmen des Falken-Projektes wird eine Tafel errichtet, auf der die Namen sowohl in kyrillischer als auch in lateinischer Schrift, ergänzt durch eine kurze historische Erläuterung, zu lesen sein werden. In seinem kämpferischen Beitrag sagte er: „Der Philosoph Theodor Adorno möchte in der Erziehung nach Auschwitz nicht die Liebe predigen. Unserer Meinung nach geht es vielmehr darum sich bewusst zu werden, dass wir alle in einer alles durchdringenden bürgerlichen Kälte aufwachsen. … Wir haben das Wissen, dass wir uns nur gemeinsam gegen Ausbeutung, Nationalismus und Faschismus wehren können. … Hoch die Internationale Solidarität! Für Frieden und Sozialismus, gegen das Vergessen! Freundschaft!“

Die Rede ist hier nachzulesen.

Widerstandslieder

Der IG Metallchor „Gegenwind“ begleitete die Veranstaltung mit internationalen Liedern. Sie handeln vom Widerstand gegen Unterdrückung und Faschismus und zeigen, dass Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag im Kampf um Freiheit, Demokratie und Frieden leisten kann.

Die Wolfsburger VVN-BdA ehrte auch an weiteren Orten die Opfer der Nazidiktatur. So schmückte sie das Relief an der BBS I, das an den Standort des sogenannten „Kinderheimes“ des Volkswagenwerkes erinnert, mit roten Nelken – siehe Foto Relief. Das Relief hatte die VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schülerinnen und Schüler der Berufsschule angebracht. Allein hier waren mehr als 75 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen.

Die Vorsitzende der Wolfsburger VVN, Mechthild Hartung, sagte dazu: „Für mich ist es nur schwer erträglich, dass einer der Hauptverantwortlichen für den Tod dieser Kinder und ihrer Mütter, an die wir heute Nachmittag auf der Gedenkstätte erinnert haben, nämlich Porsche, in dieser Stadt immer noch – u.a. – mit der Benennung der Hauptgeschäftsstraße und mit einem Denkmal vor dem Rathaus – geehrt wird. Wir wollen stattdessen, dass endlich mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg begonnen wird. Und wir möchten, dass der 8. Mai in Niedersachsen ein arbeitsfreier, staatlicher Feiertag wird. Hierzu hat die niedersächsischen VVN-BdA eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition unter der Adresse weact.campact.de/p/8Maifrei gestartet.“ A. Hartung

„Erinnern, Mahnen, Handeln!“ (Schachtweg). Foto: M. Hartung