Kämpferische Antifa-Demo in Wolfsburg

23. August 2023

Lea Broedermann

Auf Initiative der SJD Die Falken Wolfsburg und der „Grünen Jugend“ fand am Freitag, den 18. August, eine kämpferische Demonstration mit mehreren Kundgebungen in der Wolfsburger Innenstadt statt.

In ihrem Aufruf betonen sie: „Rechtes, spaltendes Gedankengut und faschistische Ideale leben nicht nur unbemerkt in Wolfsburg unter uns, sondern nun ist es so weit, dass sich diese Leute wieder trauen, Angst, Einschüchterungsversuche und Spaltung im öffentlichen Raum verbreiten zu können…. Lasst uns gemeinsam gegen rechts stellen und zeigen, dass wir mehr sind!“

Etwa 100, überwiegend junge Antifaschist*innen, hatten sich um 17.00 Uhr vor dem Rathaus versammelt und hörten die Auftaktrede der Falken. Zahlreiche Beispiele für rechte Schmierereien und Übergriffe wurden darin präsentiert, u.a. auf den Loud & Proud -Jugendtreff. Dann zog die Demo unter Mut machenden Parolen wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!“ vor das nahe AfD-Büro an der Piazza Italia. Dort war die VVN-BdA Wolfsburg zu einem Redebeitrag eingeladen worden. Lea Broedermann wies darin auf die Nazi-Gründungsgeschichte der damaligen „Stadt des KdF-Wagens“ hin. Trotz der Lehren, die man aus den Verbrechen der Nazis ziehen muss, kam die rassistische, antidemokratische AfD bei den letzten Wahlen auch in Wolfsburg auf überdurchschnittliche Ergebnisse. Lea warb deswegen auch noch einmal um Beteiligung an den Protesten gegen den AfD-Landesparteitag am folgenden Tag, dem 19.8., in Celle.

Gerade in Zeiten des Sozialabbaus, der auch eine Folge der Politik der „Ampel-Regierung“ ist, ist die Gefahr durch die sozialrassistischen Parolen der AfD besonders drängend. Ihre Rede kann unten gelesen werden.

Der anschließende Demozug durch die belebte Fußgängerzone war erfreulich. Der lautstarke Demoruf „Siamo tutti antifascisti“ wurde mit Winken und zustimmenden Rufen von zahlreichen dort im Cafe oder auf den Ruhebänken sitzenden italienischen Bürger*innen kommentiert. Auch Autofahrer und ganze Tischrunden vor Restaurants klatschen – sie bekamen im Vorbeilaufen unsere 8. Mai-Karten. Das macht Mut und Spaß.

Auf dem Nordkopf am Ende der Fußgängerzone endete dann diese erfolgreiche Antifa-Aktion der Wolfsburger Jugend mit einer Abschlusskundgebung. Als VVN-BdA Wolfsburg bedanken wir uns bei den Falken und der „Grünen Jugend“ für die Initiative und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen, wenn sie nötig sind. MH

Rede von Lea Broedermann

Hallo, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

ich bin Lea Broedermann und spreche hier für die VVN-BdA, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Wolfsburg. Der eine oder die andere von Euch kennt mich vielleicht auch als Kreisvorsitzende der Partei DIE LINKE, Wolfsburg. Wir von der VVN-BdA Wolfsburg freuen uns, dass die Wolfsburger Falken und die „Grüne Jugend“ zu dieser Demonstration gegen Rechts aufgerufen haben. Die eng mit dem Hitler-Faschismus verbundene Geschichte dieser Stadt müsste eigentlich eine ausreichende Warnung gegen reaktionäre Rückfälle sein.

Wir wissen aber aus unserer antifaschistischen Erfahrung, dass gerade in Krisenzeiten wie heute autoritäre, rechte Entwicklungen eine ständig lauernde Gefahr darstellen. Die steigenden Zustimmungen zur Politik der AfD sind leider keine „Fakenews“ sondern sie sind real. Die hohen, über dem Landesdurchschnitt liegenden Wahlergebnisse für diese reaktionäre, rassistische Partei in unserer Stadt sind erschreckend: 12,5% erreichte die AfD in Wolfsburg bei den Landtagswahlen 2022!

Bereits am morgigen Samstag will die niedersächsische AfD mit ihrem Landesparteitag – ausgerechnet in Celle, am Ort des ehemaligen KZ Bergen-Belsen – die Grundlage für ihren weiteren Aufstieg legen. (Auf das Gebäude der Stiftung wurde in dieser Woche ein Anschlag verübt, nachdem in den Sozialen Netzwerken von Rechts dagegen gehetzt wurde, dass die Stiftung die Gegendemonstration offen unterstützt und zur Teilnahme aufruft. Die Geschäftsführerin wird sprechen.)

Die IG Metall Wolfsburg bietet morgen eine Mitfahrgelegenheit um 7.30 Uhr in einem Bus an, um hörbar und sichtbar in Celle zu protestieren. Sicher wird Platz für spontan Entschlossene von Euch sein. In diesem ganzen reaktionären Sumpf, der von der AfD befeuert wird, fühlen sich dann auch andere faschistische Kräfte ermutigt, wieder aus ihren Löchern zu kriechen. So wandte sich ein homosexueller Mensch in seiner Not an die VVN Wolfsburg, nachdem er in Detmerode übelst von Neonazis in eine Falle gelockt und körperlich von ihnen mit Baseballschläger bedroht und in eine gefährliche Situation in einem Treppenhaus gedrängt wurde. Er konnte zum Glück fliehen.

Leider ist die vielbeschworene „Brandmauer“ der bürgerlichen Parteien gegen Rechts verdammt löchrig und baufällig geworden. Der kürzliche Versuchsballon von Merz, dem CDU-Chef, zur Zusammenarbeit mit der AfD ist nur ein Beispiel. Auf kommunaler Ebene gibt es in mehreren Ländern schon erschreckend viele konkrete Fälle von Zusammenarbeit. Die von der regierenden Ampel-Koalition rasant verstärkte Aufrüstung, die auf Kosten der sozialen Absicherung für die sogenannten „kleinen Leute“ geht, verschlingt das Geld, das im Bildungs- und Sozialbereich dringend gebraucht wird.

Menschen, die sich zu Recht benachteiligt fühlen, sind anfällig für rechte Parolen. Schnell werden Sündenböcke wie Migrant*innen oder LGBTQ-Menschen gesucht. – Nicht mit uns!

Wir müssen für unsere Zukunftsinteressen selbst aktiv werden. Diese Demo heute ist ein gutes Beispiel, das ist genau der richtige Weg. Meine Organisation, die VVN-BdA, wird dabei immer gemeinsam mit Euch kämpfen und ihre langjährigen Erfahrungen im Kampf gegen Rechts mit Euch teilen. Wir stehen dafür: Siamo tutti antifascisti!!