Am 9. November hat die Wolfsburger IG Metall zum 20. Mal ihre traditionelle Antifa-Woche eröffnet. Sie startete am Samstag, den 9.11., mit Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz. Trotz bitterkalter Temperaturen nahmen zahlreiche Kolleg*innen teil. Der 1. Geschäftsführer der IGM, Flavio Benites, nahm den Wahlsieg von Trump in den USA und die Wahlerfolge von rechten Kräften in mehreren europäischen Ländern zum Anlass darauf hinzuweisen, dass für die Gewerkschaften in ganz Europa Antifaschismus eine dringende Aufgabe bleibt. Außerdem forderte er: „Wir brauchen eine neue Friedensbewegung und Entspannungspolitik.“
Bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 102 Jahre alt wird. Es wurde von Dieter Landenberger, Leiter des „Volkswagen Heritage“ vorgetragen. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten. Zuvor hatte sie wiederholt an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen. Sie dankte in ihrem verlesenen Grußwort der IG Metall und den Anwesenden für ihre Aktivitäten.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen ein Blumengebinde nieder. Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.
Gedenkstunde auf dem Friedhof
Am folgenden Sonntag fand auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen statt, auf dem mehr als 300 Babys und Kleinkinder begraben sind. Sie waren im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode gekommen.
Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen gepflegten Zustand kam. Besonders eindrucksvoll waren die Beiträge der Konfirmandengruppe von Propst Dr. Ulrich Lincoln aus Vorsfelde. Die Jugendlichen zitierten u.a. aus den Erinnerungen von Frau Frenkel zu den Zuständen im „Ausländerkinderpflegeheim“, die in der VVN-Broschüre zu Rühen nachgelesen werden können (wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/). Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder.
Gedenken am Ort des Verbrechens
Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, dem authentischen Ort des sogenannten ‚Ausländerkinderpflegeheims‘.
Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt – siehe dazu auch die oben genannte VVN-BdA-Broschüre. Die Broschüre kann in geringer Anzahl von der VVN-BdA Wolfsburg bezogen werden.
Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen.
Einen ähnlichen Ansatz haben die SchülerInnen der BBS1 in Wolfsburg kürzlich realisiert. Dort befand das „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes ab 1943, bevor es im Juni 1944 nach Rühen verlegt wurde, (https://wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/28/aleksandr-durfte-nur-6-tage-alt-werden/). Die SchülerInnen haben mit Hilfe des Wolfsburger Bildhauers R. Scheer eine Mauer aus einigen Steinen mit Opfernamen und Friedenstauben neben ihrer Schule errichtet.
Eine andere Idee wäre auch die Teilnahme am Tontafelprojekt des VDK obs-soltau.de/tontafel-projekt-wir-schreiben-eure-namen/ . „Weitere gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg. Alfred Hartung
Am Dienstag, den 24.9., wurde vor gut 100 WolfsburgerInnen am Schillerteich das Mahnmal „Solidarität“ enthüllt, das die beiden Wolfsburger Künstler Mechthild Hartung und Rainer Scheer gestaltet haben – siehe Fotos. Das Mahnmal erinnert an die rassistischen Morde vor 30 Jahren in Solingen, denen fünf Familienmitglieder der Familie Genc zum Opfer gefallen waren. Seinerzeit hatte der Apulien-Verein an dieser Stelle einen kleinen Gedenkstein niedergelegt, der nun durch das aufrecht stehende, von Weitem sichtbare Mahnmal ergänzt wurde.
Der Vorsitzende des Apulien-Vereins, Angelo De Mitri, zeigte sich erfreut, dass dieses Mahnmal gegen Rassismus durch viele kleine und einige großen Spenden ermöglicht wurde. Die jüngsten Wahlergebnisse machten den migrantischen MitbürgerInnen durchaus Angst, deswegen tue diese Solidarität gut. Oberbürgermeister Weilmann und die erste Stadträtin Bothe griffen diesen Appell an die Solidarität auf und betonten in ihren Beiträgen, dass dies für das Leben gerade in unserer Stadt mit ihren Menschen aus mehr als 150 Herkunftsländern unverzichtbar sei. Stadträtin Bothe würdigte in ihrer Ansprache das jahrelange unablässige Engagement der Wolfsburger Antifaschistin und Künstlerin Mecki Hartung in verschiedenen Organisationen. Dieses Engagement sei für eine aktive Demokratie unerlässlich.
Mecki Hartung, die Wolfsburger VVN/BdA-Vorsitzende, war mit dem Ablauf der Enthüllung des Mahnmals mehr als zufrieden. „Die Teilnahme dieser vielen unterschiedlichen Menschen, GewerkschafterInnen, FlüchtlingsunterstützerInnen, Migranten und Frauenaktivistinnen macht mich glücklich“.
Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ bereicherte die Veranstaltung mit italienischen und deutschen Antifa-Liedern. Der Apulien-Verein bedankte sich zum Schluss mit einem reichhaltigen Imbiss bei allen Beteiligten für ihre Teilnahme. Alfred Hartung
Auf Einladung der VVN-BdA Wolfsburg und des Wolfsburger Vereins „Erinnerung und Zukunft“ und anderen trafen sich am 8.9. gut 20 Wolfsburgerinnen und Wolfsburger am geplanten Lern- und Gedenkort für das ehemalige KZ Laagberg – siehe Foto. Die Anwesenden waren sehr unzufrieden damit, dass mehr als 7 Jahre nach dem Ratsbeschluss (August 2017) noch immer kein Baubeginn erfolgt ist.
Die Wolfsburger VVN-Vorsitzende Mecki Hartung und die Leiterin des städtischen Instituts für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, Anita Placenti, gaben einen Überblick über die Geschichte des ehemaligen Außenlagers des KZ Neuengamme und über die Auseinandersetzungen, die zum Ratsbeschluss über den Lern-und Gedenkort geführt haben. Mecki Hartung meint dazu: „Vielleicht müssen wir wieder ausländische Hilfe mobilisieren, damit sich endlich etwas tut. Jean-Michel Gaussot hat bei der Lesung aus dem Buch über seinen Vater, der hier gelitten hat und umgekommen ist, doch gezeigt, wie genau in Frankreich die Situation hier beobachtet wird. Der OB hatte auch ihm gegenüber den Baubeginn für 2025 angekündigt. Das hier sieht nicht so aus.“ (https://wolfsburg.vvn-bda.de/2024/02/27/jean-michel-gaussot-gedenk-und-lernort-kz-laagberg-wird-2025-gebaut/).
Um der Forderung nach Baubeginn ein klein wenig Nachdruck zu geben, wurde während der Aktion die Bushaltestelle am geplanten Gedenkort schon einmal provisorisch umbenannt – siehe Foto.
Der Tag der Befreiung vom Faschismus ist in Wolfsburg wieder mit einer würdigen Veranstaltung auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in der Werderstraße begangen worden – siehe Foto.
Ein besonderer Ehrengast war Juri Vasunets, der letzte von drei Überlebenden des sog. VW-Kinderheimes in Rühen (wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/). Juri war auf Einladung des städtischen Instituts für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, des Vereins Erinnerung und Zukunft und der VVN-BdA aus der Ukraine nach Wolfsburg gekommen. Die Rede von Juri auf der Gedenkveranstaltung kann unten gelesen werden.
Neben dem Grußwort des OB Weilmann und der Rede der Stadträtin Iris Bothe beeindruckte besonders der Beitrag von Schülerinnen und Schülern des Phoenix Gymnasiums, die sich intensiv mit der Geschichte des sog. Kinderheimes des Volkswagenwerkes beschäftigt hatten. In einer szenischen Lesung aus den Prozessprotokollen gegen den VW-Werksarzt Dr. Körbel (1946)* charakterisierten sie eindrucksvoll das NS-Verbrechen an den Säuglingen und Kleinkindern. Eine sehr besondere Idee!
Der IG Metall-Chor Gegenwind begleitete die Gedenkveranstaltung vor gut 100 TeilnehmerInnen mit antifaschistischen Liedern.
Juri Vasunets besuchte am Folgetag die originale Stätte seiner frühen Kindheit, das sog. Kinderheim des Volkswagenwerkes. Dort berichtete Mechthild Hartung, die Wolfburger VVN-BdA-Vorsitzende, von den Schwierigkeiten, aber auch vom Erfolg der Aufstellung der Mahn– und Gedenktafel am authentischen Ort des Lagers – siehe Foto. „Weil vom Lager selbst nichts mehr erhalten blieb, ist es besonders wichtig, dass diese Mahn– und Gedenktafel auf den Ort des Naziverbrechens hinweist. So wird deutlich, dass die NS-Verbrechen nicht nur weit weg, sondern auch mitten im Alltag der Deutschen stattfanden“, so Mechthild Hartung. „Deshalb wird die VVN-BdA nicht nachlassen, für den Erhalt und die Pflege der Gedenkstätten zu arbeiten. Gerade gegen die Zunahme von Rassismus in unserem Land und in ganz Europa können diese Gedenkstätten ein wichtiges Hilfsmittel sein“. Text: Alfred Hartung
*Körbel war 1946 in Helmstedt zum Tode verurteilt und in Hameln hingerichtet worden.
Rede Juri Vasunets
Liebe Anwesende,
ich danke der Stadt Wolfsburg für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich ein Grußwort an Sie richten kann. Meine Eltern wurden aus der Ukraine nach Nazi-Deutschland in das Dorf Barwedel deportiert. Dort arbeiteten sie beim Bauern Dürheide als Zwangsarbeiter. Sie wurden dort gut behandelt. Nach dem Krieg entwickelte sich eine Freundschaft zur Familie Dürheide, die noch heute besteht.
Ich kam am 6. Juni 1943 in einer Art Krankenhaus – es war eine Baracke – in der „Stadt des KdF-Wagens“, auf die Welt. Nur einen Monat nach meiner Geburt wurde ich meinen Eltern gewaltsam weggenommen und zu dem sog. „Säuglings -und Kinderpflegeheim“ am Rand von Rühen verschleppt. Die Bedingungen dort waren so schlecht, dass mehr als 350 Babys starben. Nur drei überlebten – ich war eins davon.
So stehe ich heute mit fast 81 Jahren vor Ihnen. Ich hatte das Glück eine Familie gründen zu können: Ich habe eine Frau, zwei Töchter, drei Enkel und einen Urenkel (eine Urenkelin?). Ich habe niemals gedacht, dass ich einmal einen Krieg erleben muss und deswegen Angst um unser Leben haben muss.
Wir leben im Westen der Ukraine, in Lviv. Wenn es Alarm gibt, gehen wir in den Keller. Dort ist alles vorbereitet mit Wasser, Decken, Stühlen.
Ich möchte Ihnen sagen: Krieg ist niemals eine Lösung. Krieg zerstört das Leben und die Zukunft von so vielen Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben, zu arbeiten und sich zu entwickeln.
Das Geld für Waffen sollte für Schulen, Krankenhäuser, Parks, Jugendherbergen und internationalen Austausch der Jugend verwendet werden, damit das internationale Verständnis wächst anstelle von nationaler Blindheit.
In Wolfsburg haben etwa 200 Bürgerinnen und Bürger am diesjährigen Ostermarsch am 30. März teilgenommen. Wie auch in den letzten Jahren hatten alle DGB-Gewerkschaften und die VVN-BdA Wolfsburg zum Marsch vom Gewerkschaftshaus in die Stadtmitte aufgerufen – siehe Foto. „Seit jetzt 10 Jahren hat sich diese Zusammenarbeit nach längerer Pause in den Jahren davor wieder bewährt“, so die Wolfsburger VVN-Vorsitzende Mechthild Hartung . „Auch wenn wir in einzelnen Punkten unterschiedliche Einschätzungen zur Weltlage haben, eint uns: Wir wollen Frieden!“
Hervorzuheben ist die engagierte Rede von Flavio Benites, 1. Geschäftssekretär der IG Metall Wolfsburg. Als einziger sprach er die weltweit stattfindenden Kriege an, betonte das überwiegend die zivile Bevölkerung treffende Leid; er nannte ausdrücklich auch die palästinensischen Opfer in Gaza.
Im Innenhof des Gewerkschaftshauses wurde das „Ostermarsch-Archiv“ aktuell um das Jahr 2024 ergänzt. Kleine Ostermarsch-Plaketten aus Ton dokumentieren dort die erfolgreichen Aktionen seit 2014 – siehe Foto. „Das ist ein schönes Verzeichnis für unseren Wolfsburger Ostermarsch“, so ein Teilnehmer beim Anbringen der neuen Plakette. „Und genug Platz ist ja noch für den „langen Atem!“. Alfred Hartung
Im Rahmen des internationalen Frauentags fand am 11. März im Mala-Zimetbaum-Raum des Gewerkschaftshauses in Wolfsburg eine beeindruckende Veranstaltung statt, die von der VVN-BdA Wolfsburg organisiert wurde. Lea Broedermann konnte knapp 20 Kolleginnen und einzelne Kollegen begrüßen.
Die rund 90-minütige Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Enthüllung einer Büste, die der Persönlichkeit Minna Faßhauer (1875 – 1949) gewidmet war. Zu Beginn enthüllte Lea diese Büste, die auf einem Sockel steht. In den Sockel eingelassen sind wichtige Szenen zu ihrem widerständigen, mutigen Leben. Siehe Video unter diesem Link.
Lea motivierte die Teilnehmer*innen, sich dieses Kunstwerk von Mecki Hartung zum Ende der Veranstaltung näher anzusehen. Zunächst aber bat sie Heide Janicki aus Braunschweig, die zu Minna Faßhauer geforscht hat, uns diese „starke Frau“ näher vorzustellen.
Mit einem tollen pp-Vortrag konnte Heide die Entwicklung Minnas vom einfachen Mädchen „vom Lande“ über Dienstmädchen und Waschfrau zu einer führenden Revolutionärin während der Novemberrevolution in Braunschweig darlegen. Das ihr übertragene Amt als Volkskommissarin für Volksbildung und Volkswohlfahrt im Freistaat Braunschweig machte sie 1918 zur ersten Ministerin im demokratischen Deutschland, nachdem der Kaiser und die Herzöge verjagt worden waren. Heide stellte die Persönlichkeit Minnas auch in den Zusammenhang der politischen Emanzipation der Arbeiterbewegung und mit ihr der Arbeiterfrauen seit den „Tagen der Commune“ im März 1871 in Paris.
Leider wurden die Errungenschaften der Novemberrevolution in Braunschweig wie auch im übrigen Deutschland in den nachfolgenden Jahren zum großen Teil wieder von der Reaktion beseitigt. Den Höhepunkt der Verfolgung stellte dann der Machtantritt der Faschisten im Jahr 1933 dar, die Minna dann auch für zwei Jahre ins KZ brachten.
Minna überlebte, gesundheitlich schwer gezeichnet, den Faschismus und starb 1949 in Braunschweig. Bis in ihre letzten Tage war sie politisch aktiv und gehörte zu den Gründer*innen der niedersächsischen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.
Mehr zum Leben und Wirken von Minna Faßhauer kann man in der Broschüre „Minna Fasshauer: Waschfrau, Kommunistin, Ministerin“ der DKP Braunschweig nachlesen (dkp-braunschweig.de/broschueren). Auch beim DGB-Arbeitskreises „Minna Faßhauer“ kann man unter minna-fasshauer.de/ viele Informationen finden.
Es wird die Plastik von Minna Faßhauer (1875 – 1949) enthüllt, die auf einem Sockel steht. In den Sockel eingelassen sind wichtige Szenen zu ihrem widerständigen, mutigen Leben. Sie war Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, Revolutionärin, erste Ministerin im Freistaat Braunschweig, Verfolgte des Naziregimes.
Heide Janicki aus Braunschweig, die zu Minna Faßhauer geforscht hat, wird einen pp-Vortrag halten.
Begrüßung durch Lea Broedermann, VVN-BdA Wolfsburg
Am Samstag, 02.03.2024, folgten rund 5000 – in der Spitze bis zu 7000 – Menschen dem Aufruf des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts unter dem Motto „Eine solidarische Stadt für eine solidarische Welt“. Das Bündnis schreibt in seiner auswertenden Pressemitteilung: „Gemeinsam setzten wir so ein starkes zivilgesellschaftliches Zeichen gegen rechte Bedrohungen und für einen antifaschistischen Grundkonsens“.
Unter den Demonstrierenden waren auch mehrere Mitglieder der VVN-BdA Braunschweig und Wolfsburg. Sie freuten sich, dass Klaus Burckhardt vom Bündnis gegen Rechts in seiner Rede betonte: „Eine solidarische Stadt misst sich nicht an Worten, sondern muss sich an Taten messen lassen. Nur wenn sich vulnerable Gruppen hier sicher fühlen, nur wenn der Schutz von Geflüchteten und Asylsuchenden gewährleistet ist, kann davon mit Fug und Recht gesprochen werden.“ Und weiter: „Gemeinsam setzen wir ein starkes zivilgesellschaftliches Zeichen gegen rechte Bedrohungen und für einen antifaschistischen Grundkonsens.“
Dazu gehört der Kampf gegen „Sozialabbau und Rentenklau“, wie die VVN-Mitglieder auf ihrem Transparent betonten – siehe Foto. „Denn der Sozialabbau und Rentenklau der Ampel-Regierung trifft genau die vulnerablen Gruppen am heftigsten und öffnet der Sozialdemagogie der AfD ein riesiges Scheunentor“, so Mechthild Hartung, die Vorsitzende der Wolfsburger VVN. „Darauf kann man gar nicht oft genug hinweisen.“ A. Hartung
Auf Einladung des Instituts für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS), der VVN-BdA und des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ hat Jean-Michel Gaussot Ende Februar sein auf Deutsch erschienenes Buch „Ode an den großen Abwesenden, der mich niemals verlassen hat. Bericht des Sohnes eines französischen Widerstandskämpfers“ in der Wolfsburger Stadtbibliothek vorgestellt.
Darin setzt er sich in einem fiktiven Zwiegespräch mit dem Schicksal seines Vaters auseinander, der bereits vor seiner Geburt nach Deutschland verschleppt wurde und dort nach monatelangem Leiden im KZ auf dem Laagberg auf dem Todesmarsch nach Wöbbelin im Mai 1945 starb (wolfsburg.vvn-bda.de/2024/01/02/buch-veroeffentlicht-ode-an-den-grossen-abwesenden).
Zuvor hatte Michel Gaussot sich den Ort des geplanten Lern- und Gedenkortes am Laagberg angesehen und sich anschließend bei einem Empfang bei OB Weilmann in das Gästebuch der Stadt eingetragen. Nach dem Empfang konnte er seinen Gastgebern erfreut berichten, dass der OB ihm den Baubeginn des Gedenkortes für 2025 zugesagt hatte.
Die abendliche Buchpräsentation vor gut 50 Teilnehmenden, darunter zahlreiche Jugendliche, begann mit der Lesung einiger Ausschnitte aus dem Buch durch Finn, der z.Zt. ein „FSJ Kultur“ im IZS absolviert. Herr Gaussot war von der Beteiligung junger Menschen sehr angetan. An die Lesung schloss sich eine Podiums-Diskussion des Gastes mit Frau Placenti-Grau, der Leiterin des IZS, an. Mit bewegenden Worten, teilweise auf Deutsch vorgetragen, schilderte Jean-Michel Gaussot, wie er erst nach dem Tod seiner Mutter in ihrem Nachlass auf Briefe ehemaliger Mithäftlinge seines Vaters stieß, in denen sie von ihren Erfahrungen als Deportierte und über ihre Mithäftlinge schreiben; er findet die alten Taschenkalender seiner Mutter, in denen sie in kurzen Notizen ihre Stimmungen, ihre Hoffnung und Verzweiflung festhält. Und er beschreibt das Aufwachsen des Sohnes mit dem „großen Unbekannten“.
Jean-Michel Gaussot hofft, dass die Auseinandersetzung mit dem Schicksal seines Vaters den Nachfolgegenerationen die Erinnerung an das auch hier in Wolfsburg begangene NS-Unrecht bewahren hilft. Die sich anschließende Diskussion mit dem Publikum zeigte, dass er mit seinem nun auf Deutsch vorliegenden Buch dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. A. Hartung
Jean-Michel Gaussot, Ode an den großen Abwesenden, der mich niemals verlassen hat. Bericht des Sohnes eines französischen Widerstandskämpfers (Texte zur Geschichte Wolfsburgs, Bd. 44). Hannover 2023; 204 S., 16 Abbildungen.
Ladenpreis: 13,00 Euro
Das Buch kann im Buchhandel oder im IZS käuflich erworben werden.
Etwa 500 WolfsburgerInnen sind am 2.2. dem Aufruf der Wolfsburger Falken gefolgt, gegen die rassistische und menschenverachtende Politik der AfD zu demonstrieren. In ihrem Aufruf forderten die Falken: „Weg mit der AfD. Keinen Fußbreit dem Faschismus! Gegen Rechtsruck und die Ideologie der AfD“. „Wir haben uns entschieden, auch in Wolfsburg ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und die Abschiebungsfantasien der AfD zu setzen. Wir möchten nicht, dass sich Geschichte wiederholt“, sagt Organisator Tim von den Falken und ergänzt: „Wir setzen uns für eine bunte Gesellschaft ein, in der alle friedlich miteinander leben können, ohne Hass und Hetze.“
Weitere Wolfsburger Jugendorganisationen wie Jusos und Grüne Jugend hatten sich dem Aufruf angeschlossen und erfreulich viele junge Menschen vor das Rathaus mobilisiert. Unter der gekonnten Moderation der Falken hörten sie bei nasskaltem und stürmischen Wetter weitere engagierte Redebeiträge. Dabei klang im Beitrag des jungen Grünen Vito Brullo durchaus auch Kritik an der Politik der Ampelregierung an. Konkret kritisierte er besonders die grüne Außenministerin Baerbock.
Die Falken hatten auch die Wolfsburger VVN-BdA um einen Redebeitrag gebeten. Beide Organisationen verbindet bereits seit längerer Zeit eine engagierte Antifa-Arbeit (vgl. z.B. wolfsburg.vvn-bda.de/2023/08/23/kaempferische-antifa-demo-in-wolfsburg).Das junge VVN-Mitglied Hetharini Kirishnarajah forderte in ihrer Rede ein AfD-Verbot – „jetzt und sofort. Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sondern ein Armutszeugnis. Wir müssen uns wehren und damit sofort anfangen, nicht erst, wenn Freiheitskampf als Landesverrat betitelt wird.“ Sie vermutete, dass sie und ihre Familie weit oben auf der „Remigrations“- besser „Deportationsliste“ der AfD stehen würden. „Aber das ist hier unsere Heimat. Ihr kriegt uns hier nicht weg“, rief sie unter großem Beifall aus. A. Hartung
Unten kann die Rede von Hetharini gelesen werden
Rede von Hetharini Kirishnarajah
Liebe Freundinnen und Freunde,
mein Name ist Hetharini Kirishnarajah. Ich spreche hier für die Wolfsburger Gruppe der VVN-BdA, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Wir freuen uns sehr, dass die Falken Wolfsburg zu dieser Kundgebung aufrufen. Wir fordern gemeinsam mit Euch:
AfD-Verbot jetzt!
Denn die AfD ist eine Gefahr für uns alle. Sie ist keine Alternative für Deutschland, sondern ein Armutszeugnis! Die VVN-BdA veröffentlichte Folgendes in einer aktuellen Pressemitteilung
„Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. …“
So hat der bekannte Dichter Erich Kästner seine Erkenntnisse formuliert. Mit Entsetzen fühlen sich die letzten überlebenden Verfolgten des Naziregimes an die letzten Jahre der Weimarer Republik erinnert. „Dass wir sowas nochmal erleben müssen, hätten wir nicht gedacht“, so formulieren es viele. Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der AfD beherrscht seit Jahren die Medien, während Höcke seine Ideologie überall wie Gift auslegt. Dagegen muss man auftreten und dagegen halten. Das kann nicht sein!
Die derzeitigen Massenproteste nach dem Geheimtreffen von AfD-Mitgliedern und anderen extrem Rechten zu einem „Masterplan Remigration“, der eigentlich „Masterplan Deportation“ heißen müsste, kommen daher keinen Moment zu früh. Wie Ihr nicht nur aus meinem Namen entnehmen könnt, wäre ich mit meiner Familie von diesen AfD-Plänen mit als erste betroffen. Das ist jetzt aber hier meine Heimat! Uns bekommen die hier nicht weg, und ich danke Euch, dass Ihr uns dabei helft.
Ich verstehe die vielen guten Proteste, Demonstrationen und Kundgebungen der letzten Tage aber auch als Mahnung an die Politik, nicht weiter durch ihre Politik der Abschiebungen das zu tun, was sich die AfD wünscht – nämlich ein von uns Menschen mit Migrationshintergrund „gereinigtes“ Deutschland. Gerade erst konnte man sich hier im Rathaus hier Ausstellung „GRENZERFAHRUNGEN. Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ anschauen. Die Ausstellung zeigte mit eindrücklichen Fotos und Infos: Kein Mensch verlässt zum Spaß seine Heimat. Schon gar nicht, um eventuell hier Asylbewerberleistungen oder Bargeld zu erhalten!
Diese Kundgebungen und Demos im ganzen Land sind also super wichtig für ein weltoffenes, demokratisches und humanes Deutschland! Und deswegen freue ich mich, dass wir dazu auch hier in Wolfsburg einen kleinen Beitrag leisten. Und ich verspreche Euch: Ich, meine Familie und meine Freundinnen und Freunde mit migrantischem Hintergrund: wir lassen Euch mit diesen widerlichen Typen der AfD und ihren offenen oder auch heimlichen Sympathisanten nicht allein.
Wir stehen solidarisch zusammen! – Ich danke Euch.
Anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz hatte die Stadt Wolfsburg wieder für den 24.1. gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee (IAK) und dem „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ ins Kulturzentrum Hallenbad eingeladen. Im Foyer des „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“ konnten Wolfsburger Initiativen über ihre Aktivitäten informieren.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg war mit einem gut besuchten Infostand vertreten – siehe Foto. In den Mittelpunkt ihrer Information stellte sie die Forderung, dass der geplante Bau des Gedenk– und Lernorts KZ – Außenlager Laagberg sechs Jahre nach dem Ratsbeschluss dazu nun endlich begonnen werden müsse. Das hatte auch eine Delegation französischer Nachkommen der Häftlinge im Oktober letzten Jahres gefordert (siehe unter wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/05/pelerinage-zum-ehemaligen-kz-laagberg/). Dazu sagte Mecki Hartung, die Wolfsburger VVN-Vorsitzende: „Wir hoffen, dass der geplante Besuch von Jean-Michel Gaussot im Februar dafür noch einmal ein Ausrufezeichen setzen wird!“ Jean-Michel Gaussot ist der Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot. Er konnte ihn nicht mehr kennen lernen. Nun will er in Wolfsburg sein in deutscher Übersetzung erschienenes Buch persönlich vorstellen, in dem er sich mit dem Schicksal seines Vaters auseinandersetzt (siehe wolfsburg.vvn-bda.de/2024/01/02/buch-veroeffentlicht-ode-an-den-grossen-abwesenden/).
Als damaliger Präsident der „Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN)“ hatte Jean-Michel Gaussot Anfang April 2018 auf Einladung der Wolfsburger VVN-BdA und des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ schon einmal Wolfsburg besucht. Sein offener Brief hatte den Ratsbeschluss zur Errichtung des Gedenk – und Lernortes entscheidend mit angestoßen.
Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK konnte gut 300 Gäste begrüßen. Auch OB Weilmann überbrachte zu Beginn ein Grußwort des Rates und versprach, dass mit der Umsetzung des Ratsbeschlusses zum Gedenk- und Lernort endlich in diesem Jahr begonnen werden solle. Dafür bekam er großen Applaus.
An die Grußworte schloss sich ein anspruchsvolles Programm auf der Bühne des Hallenbades an. Schülerinnen und Schüler verschiedener Wolfsburger Schulen berichteten von persönlichen Eindrücken beim Besuch des KZ Auschwitz und sagten, dass die derzeitigen Proteste gegen die rassistische Politik der AfD sie hoffnungsvoll stimmten. Gerade sie als junge Generation hätten dabei eine besondere Verantwortung dafür, dass sich solche Gräuel nicht wiederholen.
Am Auschwitz-Gedenktag selbst, dem 27. Januar, wurde dann auch auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ in der Werderstraße an die Nazi-Verbrechen in Auschwitz, aber auch in der ehemaligen “Stadt des KdF-Wagens“ erinnert. Auf der Gedenkstätte sind mehr als 470 Opfer v.a. aus Polen und der Sowjetunion begraben, die an den Folgen der Zwangsarbeit im damaligen Volkswagenwerk starben, darunter mehr als 150 Kleinkinder und Babys. Über 50 Bürger*innen nahmen teil, darunter eine große Gruppe Schüler*innen der Gesamtschule Westhagen. Fünf von ihnen trugen selbstverfasste Texte vor, die vor Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit warnten.
Städtische Gliederungen, die IG Metall und zivilgesellschaftliche Initiativen, darunter auch die VVN-BdA Wolfsburg, legten vor dem von der Sowjetarmee 1946 errichteten Mahnmal Kränze und Gebinde ab. „Es ist gut und wichtig, dass das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee in würdiger Form erhalten bleibt“, so die VVN-Kreisvorsitzende Mecki Hartung zu den Veranstaltungen in Wolfsburg. „Wir als VVN-BdA sehen diese Erinnerungsarbeit und unsere Beteiligung daran als Unterstützung gegen die rassistische Hetze der AfD. Für uns gilt: Erinnern, Mahnen, Handeln!“ A. Hartung
Auch in Braunschweig haben am 20. Januar tausende Menschen gegen die unverschämte Hetze und gegen die Deportationspläne der AfD und anderer Neonazis demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter – „Braunschweiger Bündnis gegen Rechts“ und Stadtschülerrat – waren nahezu 20.000 Menschen auf dem Schlossplatz, darunter auch viele Wolfsburger Bürger:Innen (siehe Foto).
Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mecki Hartung sagt dazu während der Kundgebung: „Ich bin glücklich, weil auch in unserer Region so viele Menschen gegen die AfD-Hetze öffentlich protestieren. Gerade erst haben wir im Wolfsburger Rathaus die Ausstellung „GRENZERFAHRUNGEN. Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ eröffnet (siehe unseren vorherigen Homepage-Beitrag). Die Ausstellung zeigt mit eindrücklichen Fotos und Infos: Kein Mensch verlässt zum Spaß seine Heimat. Schon gar nicht, um eventuell hier Sozialhilfe bzw. ‚Bürgergeld‘ zu bekommen. Davon kann man sowieso nur mehr schlecht als recht leben. Diese Kundgebungen und Demos im ganzen Land sind super wichtig für ein weltoffenes, demokratisches und humanes Deutschland!
Ich verstehe die Proteste aber auch als Mahnung an die Regierungskoalition und die CDU, nicht weiter durch ihre Politik des Sozialabbaus und der Abschiebeverschärfung das zu tun, was auch die AfD wünscht.“
Weitere Fotos und Berichte über die Kundgebungen in Braunschweig und anderen niedersächsischen Städten kann man unter folgendem Link einsehen:
Im Foyer des Wolfsburger Rathauses ist am Dienstag, den 9.1.24, die Pro Asyl- Ausstellung „GRENZERFAHRUNGEN. Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ eröffnet worden. Sie ist ein Kooperationsprojekt des städtischen Integrationsreferats und der Flüchtlingshilfe Wolfsburg. Die Ausstellung ruft dazu auf, die zunehmende Militarisierung an den europäischen Außengrenzen sowie die Verletzung der Menschenrechte von Geflüchteten zu stoppen.
Es geht bei dieser Frage nicht nur um Flüchtlingsrechte, sondern es geht letztlich darum, wie unsere Gesellschaft aussehen soll: Eine Gesellschaft, die auf Ausgrenzung, Abschottung und autoritäre Strukturen setzt – oder die weltoffen, demokratisch und human ist.
Vor gut 30 Anwesenden eröffneten die Stadträtin Iris Bothe, Dezernentin für Jugend, Bildung und Integration, Irina Reschke, Leiterin des Integrationsreferats, und Mechthild Hartung, Mitglied im Vorstand der Flüchtlingshilfe Wolfsburg und Kreisvorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg mit kurzen Statements die Ausstellung. Der Beitrag von Mechthild Hartung kann unten nachgelesen werden.
Viel Aufmerksamkeit bekam auch Günther Schütte, ebenfalls im Vorstand der Flüchtlingshilfe Wolfsburg, der mehrere ehemalige Geflüchtete vorstellte, die gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Wolfsburg viel für die Integration von Geflüchteten tun. Sie geben Schwimmunterricht, helfen beim Spracherwerb und bei Behördengängen und der Wohnungssuche. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die erfolgreiche Integration als eine Bereicherung für unsere ganze Gesellschaft erweist.
Die Ausstellung im Wolfsburger Rathaus kann noch bis 23.1. besucht werden. Alfred Hartung
Rede Mecki Hartung
Sehr verehrte, liebe Anwesende,
zunächst möchte ich dem Integrationsreferat, insbesondere Frau Reschke, für ihre Arbeit danken.
Diese Pro Asyl-Ausstellung hier in der Rathaushalle zu zeigen, bedeutet, sich unmissverständlich auf die Seite von Geflüchteten zu stellen und sich genauso eindeutig gegen die brutalen Abwehrmaßnahmen der EU und auch unseres Landes zu wenden.
Der Rechtsentwicklung kann man nicht begegnen, indem man selbst nach rechts rückt oder schweigt, sondern indem man sich mutig an die Seite von Schutzsuchenden stellt und menschenfeindliche Entscheidungen anprangert.
Schon in der Einladung zur Ausstellung heißt es zutreffend: „Niemand flieht freiwillig. Wenn Menschen sich dazu entscheiden, befinden sie sich oft in einer Situation, die ihnen keinen anderen Ausweg lässt.“
So erschütternd und empörend die in dieser Ausstellung dargelegten Maßnahmen gegen Geflüchtete sind – wir wissen, dass seit dem Gipfel der Schlechtigkeiten im Dezember 2023 die Situation extrem verschärft wurde. Was als „Reform“ gepriesen wird, bedeutet den weiteren Abbau von Menschenrechten und etabliert ein System von Haftlagern auch außerhalb von Europa für fliehende Menschen, die nichts verbrochen haben.
Nach Reformen muss es besser werden!
Das Konzept der „sicheren Drittstaaten“ soll ausgebaut werden. Deswegen befürchten wir neue menschenrechtswidrige Deals mit Diktaturen und autokratischen Regierungen. EU-Länder wollen sich auf diese Weise vom Flüchtlingsschutz freikaufen.
Eines der Tableaus hier gibt Auskunft über die Zusammenarbeit mit der Türkei. Sie bekam
6 Milliarden € für die Errichtung von Lagern für syrische Geflüchtete. „Alle Beteiligten wussten aber: Die Türkei ist für Flüchtlinge kein »sicherer Drittstaat« – wer Schutzsuchende dorthin zurückdrängt oder zurückbringt, bricht Völker- und Europarecht.“ (Zitat Ausstellungstext)
Die Diskussion um Lager außerhalb der EU (z.B. Ruanda und Albanien) und Schnellverfahren werden nun ins Auge gefasst. Schon heute stellen die in der BRD rechtsstaatlich angelegten Anhörungen eine fragwürdige Praxis dar. Wie muss man sich Verfahren in Lagern außerhalb Europas vorstellen?
Der „Flüchtlingspakt“ ist ein Teufelspakt, wie es richtig in diesem Begriff mitschwingt.
Viele hier wissen, dass ich auch in der VVN-BdA aktiv bin. Antifaschismus und Solidarität mit Geflüchteten gehören zusammen.
Am 27. Januar wird der Internationale Auschwitz-Gedenktag begangen. Er erinnert an die Verbrechen des Faschismus und mahnt: NIE WIEDER!
Das heißt doch auch, nicht nur zu beklagen, dass in der Zeit 1933 – 1945 so viele zugeschaut und geschwiegen haben. Sondern es heißt doch heute, nicht wieder zuzuschauen und zu schweigen, wenn täglich Menschen im Mittelmeer einen qualvollen Ertrinkungstod erleiden.
Eine Zahl will ich nennen:
Geschätzt sind im Jahr 2023 2.510 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Das sind mehr Menschen als die Zahl der Schüler:innen und Lehrer:innen der Carl – Hahn – Schule und der IGS Westhagen zusammen.
Unsere Forderung ist: wir brauchen
– sichere Fluchtwege für Menschen, die ihr Land verlassen und
– aktuell mehr Seenotrettung sowie den
– Stopp der Kriminalisierung von Rettenden.
Wir treten ein für eine Gesellschaft, die human und demokratisch ist, die auf der Seite der Schwachen steht, statt deren Rechte abzubauen.
Jean-Michel Gaussot, Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot und ehemaliger Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), hatte Anfang April 2018 auf Einladung der Wolfsburger VVN-BdA und des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ Wolfsburg besucht.
Jean-Michel Gaussot hat seinen Vater Jean Gaussot nie kennen gelernt, denn ein halbes Jahr vor seiner Geburt (Oktober 1944) wurde der Vater im besetzten Paris wegen Mitarbeit in der Résistance von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg und von dort in das KZ Laagberg der „Stadt des KdF-Wagens“ deportiert. Jean Gaussot war erst 30 Jahre alt, als er nach Monaten körperlicher Schwerstarbeit im Lager Laagberg im April 1945 im Todeslager Wöbbelin bei Ludwigslust an Entkräftung starb, zehn Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen.
Jean-Michel Gaussot hat die Auseinandersetzung mit dem Schicksal seines Vaters in einem Buch nieder geschrieben, worin er sich in einem fiktiven Zwiegespräch mit seinem Vaters auseinander setzt. In zwei gut besuchten Informations- und Diskussionsveranstaltungen hatte er aus diesem auf Französisch verfassten Buch „Ode au grand absent …“ vorgelesen, (wolfsburg.vvn-bda.de/page/12/).
Die deutsche Übersetzung dieses Buches konnte nun Mitte Dezember 2023 als „Texte zur Geschichte Wolfsburgs, Bd.44“ von Frau Placenti-Grau, Leiterin IZS, Frau Gisela Rühl, Vorsitzende des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ und von Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg, der Presse vorgestellt werden.
Im Vorwort zum Buch schreibt Mechthild Hartung: „Jean-Michel Gaussot selbst war seinerzeit nach Wolfsburg gekommen, um den authentischen Ort [des KZs] am Laagberg nach der erfolgten archäologischen Ausgrabung in Augenschein zu nehmen. Anschließend las er im Delphin-Kino vor Schülerinnen und Schülern sowie im Haus der Jugend während einer Abendveranstaltung aus seinem damals gerade in Frankreich erschienenen Buch. Da die Lesungen in der Öffentlichkeit starke Beachtung fanden, entstand die Idee zu einer Übersetzung dieses für den entstehenden Gedenk- und Lernort so wichtigen französischen Dokuments, das aus zahlreichen Quellen aus der familiären Überlieferung gearbeitet ist. Die VVN-BdA setzte sich gemeinsam mit dem Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft e.V. für eine Übersetzung ein und konnte dafür zum einen das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation gewinnen, das für die Realisierung des Buches verantwortlich zeichnet, zum anderen die Volkswagen AG, die einen Teil der Übersetzung finanzierte. Dafür herzlichen Dank!“
Die Intervention der AIN unter ihrem damaligen Präsidenten Jean-Michel Gaussot war mitentscheidend dafür, dass der Rat der Stadt Wolfsburg sich auf einer Sondersitzung im August 2017 zur Errichtung des Lern- und Gedenkort am Laagberg entschlossen hat (wolfsburg.vvn-bda.de/page/14/). Leider musste kürzlich eine französische Delegation, die mit 41 Menschen zum zweiten Mal im Rahmen einer Gedenkfahrt (Pelerinage) auch den Ort des ehemaligen ‘KZ Laagberg‘ besuchte, feststellen, dass die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben (wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/05/pelerinage-zum-ehemaligen-kz-laagberg/). Der Ratsbeschluss zum Bau des Gedenk- und Lernortes liegt sechs Jahre zurück!
Wenn alles gut geht, wird Jean-Michel Gaussot im Frühjahr 2024 noch einmal Wolfsburg besuchen, um sein Buch – jetzt in deutscher Übersetzung – ein weiteres Mal persönlich vorzustellen.
Es bleibt zu hoffen, dass er dann zumindest den Beginn von Bau-Arbeiten am Laagberg in Augenschein nehmen kann.
Das Volkswagenwerk in Wolfsburg hat im Faschismus unter seinen Geschäftsführern Porsche und Piech massenhaft Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlinge, vor allem aus der Sowjetunion und Polen für seine Rüstungsproduktion eingesetzt. Wurden Babys von den meist jungen Zwangsarbeiterinnen geboren, so wurden sie den Müttern bereits nach wenigen Tagen entrissen, damit diese wieder uneingeschränkt für die Produktion zur Verfügung standen.
Die Babys wurden in sogenannten „Ausländerkinder-Pflegeheimen “ des Volkswagenwerkes erst in der damaligen „KdF-Stadt“ und später, nach Unruhen unter den Müttern, im nahen Rühen untergebracht. Dort starben sie aufgrund von mangelhafter Ernährung und katastrophalen hygienischen Verhältnissen oft schon nach kurzer Zeit (wir berichteten mehrfach). Zum Beispiel starb der kleine Aleksandr bereits nach sechs Tagen, exakt am Tag des Gedenkens vor 79 Jahren (Aleksandr Nenko, 15.11.1944 – 21.11.1944).
An der Stelle des „Pflegeheims“ steht im heutigen Wolfsburg eine Berufsschule. An deren Eingang hatte 2013 die VVN-BdA Wolfsburg gemeinsam mit der IG Metall Wolfsburg und der Schulleitung eine Gedenktafel, bestehend aus Relief und erklärender Texttafel, angebracht, die erstmals an das schreckliche Schicksal der Kinder an dieser Stelle erinnerte. Sowohl Relief als auch die Inschrift waren seit damals mehrmals beschädigt und beschmiert worden.
Am 22.11.2023 haben die drei Organisationen nun die erneuerte Texttafel der Öffentlichkeit übergeben (Foto mit Schülern). Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung erklärte dabei: „Ich freue mich, dass heute viele Jugendliche vor Ort sind, die den Staffelstab der Erinnerung und Mahnung, den wir einst von den Überlebenden aus den Konzentrationslagern erhalten haben, hoffentlich weitertragen werden. Jetzt, da rechtes Gedankengut wieder immer stärker um sich greift, ist das wichtiger denn je. Wir müssen viele verschiedene Formen finden – Demos, Bildung, sichtbare Erinnerungsarbeit, um Aufklärung und Widerstand zu verwirklichen.“
Alina Krull, Lehrerin für Politik und Wirtschaft, die mit zwei Kolleg:innen und gut 20 Schüler*innen zur Übergabe gekommen war, ist verantwortlich für das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ an der Berufsschule und will vor dem Hintergrund der dem Tod überlassenen Kinder nun verstärkt Themen der UN-Kinderrechtskonvention im Unterricht behandeln. Sie bedankte sich für den Klassensatz der VVN-BdA-Broschüre zu den beiden Kinderheimen, der bei der Behandlung des Themas hilfreich sein wird (siehe auch wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde).
Auch in den örtlichen Medien wurde die Übergabe der Gedenktafel an der Berufsschule anerkennend gewürdigt, vgl z.B. WAZ vom 22.11.23 und https://www.igmetall-wob.de/meldung/ig-metall-vvn-bda-und-bbs-i-erinnern-an-tote-kinder-in-ns-kinderheim. Text und Fotos: Alfred Hartung
Zum zweitem Mal nach der Corona-bedingten Pause hat die Wolfsburger IG Metall in der Woche um den 9. November wieder ihre traditionelle Antifa-Woche durchgeführt.
Sie startete am Samstag, den 4.11., mit einer Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz. Trotz widrigen Wetters nahmen zahlreiche Kolleg*innen teil. Der 1. Geschäftsführer der IGM, Flavio Benites, begrüßte in seiner Rede auch eine Delegation der Metallgewerkschaft aus Italien. In diesem Zusammenhang betonte er, dass für die Gewerkschaften in ganz Europa Antifaschismus ein wichtiger Auftrag bleibt, um die bedrohliche Rechtsentwicklung in mehreren europäischen Ländern aufzuhalten.
Bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 101 Jahre alt wird. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten. Zuvor hatte sie wiederholt an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen. Sie dankte in ihrem verlesenen Grußwort der IG Metall und den Anwesenden für ihre Aktivitäten.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen ein Blumengebinde nieder (siehe Foto 1). Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.
Gedenkstunde auf Friedhof
Am folgenden Sonntag fand auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen statt, auf dem mehr als 300 Babys und Kleinkinder begraben sind. Sie waren im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode gekommen.
Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen gepflegten Zustand kam. Besonders eindrucksvoll waren die Beiträge der Konfirmandengruppe von Propst Dr. Ulrich Lincoln aus Vorsfelde. Die Jugendlichen zitierten u.a. aus den Erinnerungen von Frau Frenkel zu den Zuständen im „Ausländerkinderpflegeheim“, die in der VVN-Broschüre zu Rühen nachgelesen werden können (wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/).
Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder.
Blumen an Erinnerungstafel
Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, wo sich das „Ausländerkinderpflegeheim“ befand, und legte auch dort ein Blumengebinde nieder. Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt – siehe auch dazu die oben genannte VVN-BdA-Broschüre. Die Broschüre kann in geringer Anzahl von der VVN-BdA Wolfsburg bezogen werden.
Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem authentischen Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen. Möglich wäre – z..B. zusammen mit Schüler:innen der Haupt- und der Realschule Rühen – die Teilnahme am Tontafelprojekt des VDK obs-soltau.de/tontafel-projekt-wir-schreiben-eure-namen/ . „Weitere gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg. Alfred Hartung
Am 26.10. besuchte eine französische Delegation mit 41 Menschen zum zweiten Mal im Rahmen einer Gedenkfahrt (Pelerinage) das ehemalige KZ Laagberg. Die in der Amicale Internationale de Neuengamme (AIN) organisierten Nachkommen von französischen und belgischen KZ-Opfern fuhren dabei zu mehreren Orten, an denen KZ – Häftlinge leiden mussten und in der Mehrzahl umgekommen sind.
Die AIN unter ihrem damaligen Vorsitzenden Jean-Michel Gaussot hatten sich stark für die Errichtung des Mahn- und Gedenkortes am Laagberg engagiert (wir berichteten damals ausführlich). Gaussot ist der Sohn eines französischen Häftlings, der auf dem Todesmarsch vom Laagberg nach Wöbbelin umgekommen ist. Er hatte 2017 Wolfsburg auf Einladung der VVN-BdA besucht und mehrere Gespräche mit jungen Wolfsburger*innen und Politiker*innen geführt.
Der heutige AIN-Präsident Jean-Michel Clère zeigte sich enttäuscht, dass die Errichtung des Gedenkortes am Laagberg nicht voran geht. „Wir hätten Jean-Michel Gaussot gerne eine bessere Botschaft aus Wolfsburg mitgebracht“, so Clère. „Wir sind dankbar, dass sich hier in Wolfsburg Antifaschistinnen und Antifaschisten dafür engagieren, dass die Erinnerung an die Gräuel nicht verloren geht.“
Die Wolfsburger VVN-BdA Vorsitzende Mecki Hartung versprach ihm, dass die VVN weiter nicht nachlassen werde auf den baldigen Baubeginn zu drängen. „Dafür muss trotz der geringer gewordenen finanziellen Mittel gegenüber 2017, als der Ratsbeschluss zum Bau des ‚Lern– und Erinnerungsortes‘ gefasst wurde, Geld zur Verfügung stehen. Nicht nur z.B. für touristische ‚Highlights‘ in der Fußgängerzone. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.“
Sie und die Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS), Placenti-Grau, berichteten von den bisherigen Restaurationsarbeiten der Stadt und der Aufbewahrung der Fundamentreste im Zelt (siehe Fotos). Alfred Hartung
Auf Initiative der SJD Die Falken Wolfsburg und der „Grünen Jugend“ fand am Freitag, den 18. August, eine kämpferische Demonstration mit mehreren Kundgebungen in der Wolfsburger Innenstadt statt.
In ihrem Aufruf betonen sie: „Rechtes, spaltendes Gedankengut und faschistische Ideale leben nicht nur unbemerkt in Wolfsburg unter uns, sondern nun ist es so weit, dass sich diese Leute wieder trauen, Angst, Einschüchterungsversuche und Spaltung im öffentlichen Raum verbreiten zu können…. Lasst uns gemeinsam gegen rechts stellen und zeigen, dass wir mehr sind!“
Etwa 100, überwiegend junge Antifaschist*innen, hatten sich um 17.00 Uhr vor dem Rathaus versammelt und hörten die Auftaktrede der Falken. Zahlreiche Beispiele für rechte Schmierereien und Übergriffe wurden darin präsentiert, u.a. auf den Loud & Proud -Jugendtreff. Dann zog die Demo unter Mut machenden Parolen wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!“ vor das nahe AfD-Büro an der Piazza Italia. Dort war die VVN-BdA Wolfsburg zu einem Redebeitrag eingeladen worden. Lea Broedermann wies darin auf die Nazi-Gründungsgeschichte der damaligen „Stadt des KdF-Wagens“ hin. Trotz der Lehren, die man aus den Verbrechen der Nazis ziehen muss, kam die rassistische, antidemokratische AfD bei den letzten Wahlen auch in Wolfsburg auf überdurchschnittliche Ergebnisse. Lea warb deswegen auch noch einmal um Beteiligung an den Protesten gegen den AfD-Landesparteitag am folgenden Tag, dem 19.8., in Celle.
Gerade in Zeiten des Sozialabbaus, der auch eine Folge der Politik der „Ampel-Regierung“ ist, ist die Gefahr durch die sozialrassistischen Parolen der AfD besonders drängend. Ihre Rede kann unten gelesen werden.
Der anschließende Demozug durch die belebte Fußgängerzone war erfreulich. Der lautstarke Demoruf „Siamo tutti antifascisti“ wurde mit Winken und zustimmenden Rufen von zahlreichen dort im Cafe oder auf den Ruhebänken sitzenden italienischen Bürger*innen kommentiert. Auch Autofahrer und ganze Tischrunden vor Restaurants klatschen – sie bekamen im Vorbeilaufen unsere 8. Mai-Karten. Das macht Mut und Spaß.
Auf dem Nordkopf am Ende der Fußgängerzone endete dann diese erfolgreiche Antifa-Aktion der Wolfsburger Jugend mit einer Abschlusskundgebung. Als VVN-BdA Wolfsburg bedanken wir uns bei den Falken und der „Grünen Jugend“ für die Initiative und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen, wenn sie nötig sind. MH
Rede von Lea Broedermann
Hallo, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
ich bin Lea Broedermann und spreche hier für die VVN-BdA, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Wolfsburg. Der eine oder die andere von Euch kennt mich vielleicht auch als Kreisvorsitzende der Partei DIE LINKE, Wolfsburg. Wir von der VVN-BdA Wolfsburg freuen uns, dass die Wolfsburger Falken und die „Grüne Jugend“ zu dieser Demonstration gegen Rechts aufgerufen haben. Die eng mit dem Hitler-Faschismus verbundene Geschichte dieser Stadt müsste eigentlich eine ausreichende Warnung gegen reaktionäre Rückfälle sein.
Wir wissen aber aus unserer antifaschistischen Erfahrung, dass gerade in Krisenzeiten wie heute autoritäre, rechte Entwicklungen eine ständig lauernde Gefahr darstellen. Die steigenden Zustimmungen zur Politik der AfD sind leider keine „Fakenews“ sondern sie sind real. Die hohen, über dem Landesdurchschnitt liegenden Wahlergebnisse für diese reaktionäre, rassistische Partei in unserer Stadt sind erschreckend: 12,5% erreichte die AfD in Wolfsburg bei den Landtagswahlen 2022!
Bereits am morgigen Samstag will die niedersächsische AfD mit ihrem Landesparteitag – ausgerechnet in Celle, am Ort des ehemaligen KZ Bergen-Belsen – die Grundlage für ihren weiteren Aufstieg legen. (Auf das Gebäude der Stiftung wurde in dieser Woche ein Anschlag verübt, nachdem in den Sozialen Netzwerken von Rechts dagegen gehetzt wurde, dass die Stiftung die Gegendemonstration offen unterstützt und zur Teilnahme aufruft. Die Geschäftsführerin wird sprechen.)
Die IG Metall Wolfsburg bietet morgen eine Mitfahrgelegenheit um 7.30 Uhr in einem Bus an, um hörbar und sichtbar in Celle zu protestieren. Sicher wird Platz für spontan Entschlossene von Euch sein. In diesem ganzen reaktionären Sumpf, der von der AfD befeuert wird, fühlen sich dann auch andere faschistische Kräfte ermutigt, wieder aus ihren Löchern zu kriechen. So wandte sich ein homosexueller Mensch in seiner Not an die VVN Wolfsburg, nachdem er in Detmerode übelst von Neonazis in eine Falle gelockt und körperlich von ihnen mit Baseballschläger bedroht und in eine gefährliche Situation in einem Treppenhaus gedrängt wurde. Er konnte zum Glück fliehen.
Leider ist die vielbeschworene „Brandmauer“ der bürgerlichen Parteien gegen Rechts verdammt löchrig und baufällig geworden. Der kürzliche Versuchsballon von Merz, dem CDU-Chef, zur Zusammenarbeit mit der AfD ist nur ein Beispiel. Auf kommunaler Ebene gibt es in mehreren Ländern schon erschreckend viele konkrete Fälle von Zusammenarbeit. Die von der regierenden Ampel-Koalition rasant verstärkte Aufrüstung, die auf Kosten der sozialen Absicherung für die sogenannten „kleinen Leute“ geht, verschlingt das Geld, das im Bildungs- und Sozialbereich dringend gebraucht wird.
Menschen, die sich zu Recht benachteiligt fühlen, sind anfällig für rechte Parolen. Schnell werden Sündenböcke wie Migrant*innen oder LGBTQ-Menschen gesucht. – Nicht mit uns!
Wir müssen für unsere Zukunftsinteressen selbst aktiv werden. Diese Demo heute ist ein gutes Beispiel, das ist genau der richtige Weg. Meine Organisation, die VVN-BdA, wird dabei immer gemeinsam mit Euch kämpfen und ihre langjährigen Erfahrungen im Kampf gegen Rechts mit Euch teilen. Wir stehen dafür: Siamo tutti antifascisti!!
Man muss nicht politikverdrossen sein und eine bestimmte rechte Partei wählen, man kann auch für seine Rechte eintreten und selbst aktiv sein. Ein gutes Beispiel:
„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist – Streiktag!“
So demonstrierten etwa 50 Beschäftigte der WBG und von n@twork zu den Rhythmen der IGMetall-Samba-Trommelgruppe durch die Porschestraße. Sie streikten den zweiten Tag, weil sie für ihre notwendige Arbeit z.B. in Flüchtlingsunterkünften, im Tierheim, im Sozialkaufhaus gerechtes Gehalt fordern. Sie bekommen etwa 25% weniger als andere Beschäftigte der Stadt. Auf dem Rathausvorplatz bekamen sie solidarische Unterstützung von „Wollino“-Beschäftigten und von einer Gruppe von Rathausmitarbeitern; auch Frau Angelika Jahns, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der WBG, lobte die verantwortungsvolle, verlässliche Arbeit und sagte Unterstützung der Forderungen zu.
Frau Iris Bothe, die im Fall der „Wollino“- Beschäftigten (Essen in den Schulen) eine Verbesserung befürwortet hatte, die in den Verhandlungen zum Erfolg führte, sprach aufmunternd zu den Streikenden. Viel Ausdauer und Erfolg wünschte auch ein Neuland-Vertreter.
Frank Ahrens, zuständiger verd.i- Sekretär, machte die Kampfbereitschaft der Kolleg:innen deutlich und versicherte: „Wir kommen wieder, wenn am Donnerstag, 13.7., nicht Bewegung in unsere Sache kommt.“
Am ersten Juli-Wochenende feierte die Stadt Wolfsburg mit viel Aufwand ihren 85-jährigen Geburtstag. Die Stadtgründung 1938 unter dem Nazi-Regime im Beisein von Hitler und Porsche und die danach folgende langjährige Ausbeutung und Drangsalierung von tausenden Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlingen in der damaligen „KdF-Stadt“ wurden aber bei den „Feierlichkeiten“ fast nicht erwähnt.
Deswegen hatten junge Aktivist*innen um das Aktionszentrum Amsel44 zu einer Protestkundgebung an dem Porschedenkmal aufgerufen, das prominent vor dem Rathaus in der gleichnamigen Porschestraße steht. In ihrem Aufruf heißt es: „Für einen kritischen Umgang mit der Stadtgeschichte braucht es eine konsequente Auseinandersetzung mit dem Nazi-Erbe. Lasst uns Zusammenhalt und Solidarität feiern statt die Geburtsstunde von Ausbeutung und Zerstörung bei Fallersleben“.
Etwa 20 überwiegend junge Menschen waren dem Aufruf gefolgt und versammelten sich vor dem Denkmal. Nach einer Farbaktion einige Tage zuvor war es von der Stadt verhüllt worden.
Die VVN-BdA Wolfsburg war von den jungen Aktivist*innen wegen ihrer langjährigen Bemühung zur Aufarbeitung der Wolfsburger Geschichte um einen Redebeitrag gebeten worden. Die VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung zitierte dazu aus einem von ihr unterschriebenen Flugblatt aus dem Jahr 1996: „Porsche darf nicht länger geehrt werden! Denn: Er war zutiefst in das NS-Regime integriert. Er war Parteimitglied der NSDAP und seit 1942 SS-Oberführer, entsprechend einem Generalsrang. Und er war im Kreis um Hitler bei der Planung des Raubkrieges gegen die Sowjetunion beteiligt und wurde deswegen beim Beginn des Überfalls am 22. Juni 1941 zum Vorsitzenden der Panzerkommission ernannt. Die Porsche-Panzer sollten den „Blitzkrieg“ entscheiden“.
Langer Atem erforderlich
„Ihr seht, es braucht einen langen Atem, wenn man in Wolfsburg für demokratische Veränderungen kämpft. Deswegen freue ich mich über Eure tolle Aktion“ so Hartung zu den jungen Aktivist*innen. Daraufhin sagte ein junger Aktivist mit Blick auf das komplett verhüllte Denkmal spöttisch: „Die Stadt hat ja mit ihrer klasse Verhüllung schon gut mitgearbeitet. Das kann ruhig so bleiben!“
Viel erfreuten Anklang fanden neben den Reden auch die literarischen und musikalischen Beiträge des Helmstedter Rezitators Johann Voß und einer jungen Aktivistin aus dem Amsel44-Umfeld. Sie hatte spontan für die Aktion einen Liedtext auf die Melodie von „Bella Ciao“ geschrieben, den sie mit ihrer Quetsche schwungvoll vortrug. Die Zuhörer*innen stimmten begeistert jeweils in den Refrain ein. Alfred Hartung
Am 20. Juni haben Wolfsburger Gruppen und Initiativen den „Tag des Flüchtlings“ im Garten des Hallenbades begangen. Bei gutem Wetter konnten sich vor allem Flüchtlingsfamilien an Ständen, Infotischen und Spieleinrichtungen informieren und entspannen. Im Rahmen der Wolfsburger Flüchtlingshilfe hat sich auch die Wolfsburger VVN-BdA an der Aktion beteiligt – siehe Foto.
Dazu sagt die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung: „Wir sind solidarisch mit den Flüchtlingen, die in unser Land kommen. Niemand verlässt zum Spaß seine Heimat, sondern wird von Not aller Art dazu getrieben. Unser Land hat die Möglichkeit zu helfen. Der Umgang mit den Flüchtlingen aus der Ukraine zeigt, dass selbst große Zahlen kein Problem sind, wenn der politische Willen dazu vorliegt. Ukrainer*innen dürfen sich nämlich selbst eine Unterkunft suchen, bei Freund*innen oder Unterstützer*innen unterkommen. Sie erhalten im Unterschied zu Asylsuchenden ein sofortiges Aufenthaltsrecht und dürfen sofort arbeiten. Die diskriminierenden Regelungen des Asyl- und des Asylbewerberleistungsgesetzes gelten für sie nicht“, so Hartung.
Das Problem sei also nicht die Anzahl, sondern das Kalkül der Regierenden, dass diese ukrainischen Geflüchteten aufgrund ihrer Qualifikationen eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt darstellen, meint die VVN-BdA-Sprecherin und ergänzt. „Hinten runter fallen die Verfolgten aus anderen Teilen der Welt. Das Mitleid ist aufgebraucht, für sie ist kein Platz mehr. Das Problem heißt Rassismus. Und deswegen ist unser Platz genau an der Seite dieser Menschen!“ Alfred Hartung
Am 15. Juni 2023 hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg in zweiter und letzter Instanz über einen Polizeieinsatz entschieden, der am Wolfsburger Amtsgericht am 2. Juni 2020 stattgefunden hatte. Damals hatte die Polizei nach einer Solidaritätsdemo vor dem Amtsgericht die Teilnehmenden einer Spontandemo von der Straße gedrängt, eingekesselt, die Personalien aller Beteiligten festgestellt und Platzverweise für das gesamte Wolfsburger Stadtgebiet ausgesprochen. Diese Maßnahmen hat nun das OVG Lüneburg in der Verhandlung als „eindeutig rechtswidrig“ beurteilt.
Diese Vorgänge liegen drei Jahre zurück. Auch Wolfsburger VVN-BdA-Mitglieder waren seinerzeit von dieser Repression betroffen. Wir berichteten damals auf unserer Homepage. Hier ein Auszug aus diesem Beitrag:
Solidarität mit Angeklagten
„In Zusammenhang mit einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung gegen einen Umweltaktivisten solidarisierten sich am 2. Juni in Wolfsburg etwa 20 Menschen mit dem Angeklagten. Sie begleiteten ihn mit einer Demonstration und Zwischenkundgebungen zum Amtsgericht. Zur Gerichtsverhandlung wurden nur 4 Personen zugelassen.
Während dessen erfuhren die Protestierenden, dass vier Mitglieder von „Robin Wood“ von der Polizei festgenommen und in der Polizeiwache festgehalten wurden. Als sie dorthin gehen wollten, um die vier Aktivisten bei ihrer Freilassung zu begrüßen, wurden sie nach wenigen Minuten von mindestens 30 PolizistInnen eingekesselt.
‚Wir wurden zwei Stunden lang auf kleinster Fläche eingekesselt! Wasser konnte wegen Coronapandemie nicht herumgereicht werden wie sonst‘, sagt Mechthild Hartung, Landesprecherin der VVN-BdA Niedersachsen.
Platzverweise für Presse
Auch PressevertreterInnen wurde ihre Arbeit unmöglich gemacht. Ihnen wurden Platzverweise erteilt. Der Aktivist Jörg Bergstedt wurde zudem körperlich angegriffen, Dateiträger und Akkus wurden entwendet, anschließend wurde seine leere Kamera und das Stativ konfisziert. Er wurde zur Polizeiwache zitiert, weil dort angeblich die Echtheit seines Presseausweises verifiziert werden sollte.“
Unser Bericht endete seinerzeit mit dem Satz: „Inwieweit diese polizeilichen Maßnahmen rechtens waren oder auch nicht, ist sehr umstritten. Sehr wahrscheinlich wird es zu den Aktionen der Polizei ein Nachspiel geben.“
Und die gab es dann auch: Fast alle Beteiligten legten Widerspruch gegen die Bußgeldbescheide der Stadt Wolfsburg wegen „Nichteinhaltung der Corona-Abstände“ im engen Kessel ein, fast alle Beteiligten reichten auch Klage gegen die Maßnahmen der Polizei ein. Alle Bußgeldbescheide sind, sofern dagegen Widerspruch eingelegt wurde, von der Staatsanwaltschaft auf Kosten der Staatskasse bereits im November 2022 eingestellt worden.
Das OVG Lüneburg hat nun eine der anhängigen Klagen gegen die Polizeimaßnahmen quasi als „Musterklage“ verhandelt und die Polizeimaßnahmen letztinstanzlich als rechtswidrig beurteilt. Der Kläger, der Braunschweiger Edmund Schultz, ist mit diesem Urteil sehr zufrieden: „Es wurde wieder einmal gerichtlich festgestellt, dass Polizei und Gerichte sich auch in Wolfsburg und Braunschweig an das Grundgesetz halten müssen. Es ist traurig und empörend, dass da offensichtlich Nachhilfe nötig ist.“ Er betonte weiter: „Großen Anteil an diesem Urteil hat der beteiligte Rechtsanwalt Nils Spörkel, der mit viel Engagement unter anderem die Berufung für dieses Verfahren erkämpft hat“.
Die noch in gleicher Sache anhängigen Klagen werden nun vermutlich ohne weiteren Prozess abgehandelt und für die Kläger positiv beschieden.
Klatsche für Polizei
Das gestrige Urteil ist kaum anders zu bewerten als eine Klatsche für die Wolfsburger Polizei und für das Braunschweiger Verwaltungsgericht. Allerdings zeigt die kürzliche Razzia bei den Verkehrswendeaktivist:innen von „Amsel 44“, die mit lächerlichen Vorwänden begründet wurde (Graffiti im Stadtgebiet und die Verwendung des VW-Logos auf einem Flugblatt unbekannter Herkunft), dass die Wolfsburger Polizei nicht lernwillig ist. Die Beschlagnahmung der gesamten IT der Aktivist:innen behindert diese massiv. Sollte das der eigentliche Grund für die Razzia gewesen sein?
Vom 5.5 – 10.5. organisierte das Verkehrswende-Projekt „Amsel44“ in Wolfsburg ein Klimacamp mitten in der Stadt: sozusagen – nach eigener Auskunft – in der „Höhle des Löwen“. Fünf Tage lang diskutierten vorwiegend junge Menschen aus Niedersachsen und anderen Bundesländern die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Stärkung des öffentlichen Verkehrs und die Probleme beim Rückbau der Automobilindustrie (siehe verkehrswendestadt.de/vw-umbauen/).
Die Wolfsburger VVN-BdA hatte im Programm am 6. Mai auch eine Antifa-Stadtrundfahrt angeboten. Trotz vielen anderen interessanten Programmpunkten nutzten ca. 20 Teilnehmer*innen diese Möglichkeit. Sie waren sichtlich beeindruckt davon, dass nur einige Jahrzehnte früher die gesamte heutige Innenstadt und auch das Gelände ihres Klimacamps von Zwangsarbeiter*innen-Baracken übersät war. Besonders die Geschichte des ehemaligen sogenannten „Kinderheims“ des Volkswagenwerkes, in dem fast 80 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umkamen und das unmittelbar neben ihrem heutigen Klimacamp lag, berührte die jungen Aktivist*innen sichtlich. An der Berufsschule, die heute dort steht, hatte die Wolfsburger VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schüler*innen der Berufsschule ein Relief angebracht.
Eine weitere Station war die Infostele vor der BBS2, die auf das ehemalige Militärstraflager hinweist. Dort herrschten besonders brutale Bedingungen. Die Stele zeigt die Überlagerung des historischen Lagerplans mit dem aktuellen Stadtplan. Die identische Straßenführung schockte die Teilnehmenden besonders. „Dann sind wir ja gerade auf den ehemaligen Lagerstraßen gefahren!“ – so eine junge Teilnehmerin. Alfred Hartung
Ende Mai haben in vielen Städten Menschen gegen die Kriminalisierung der Klimagerechtigkeitsbewegung protestiert. Auch in Braunschweig hatten sich am 31.5. rund 200 Menschen auf dem Schlossplatz versammelt.
Aufgerufen zu dieser Kundgebung hatte das Braunschweiger Klimanetzwerk, ein Zusammenschluss vieler Klimagerechtigkeitsgruppen. Die VVN-BdA zeigte deutlich ihre Solidarität. – siehe Foto.
Diese Veranstaltung war eine Reaktion auf die Hausdurchsuchungen bei Aktivist:innen der „Letzten Generation“ in mehreren Bundesländern. Aber auch das Verkehrswende-Projekt „Amsel44“ in Wolfsburg war von den Razzien betroffen: Es wurde Ende Mai ebenfalls durchsucht, dabei wurden sämtliche Rechner sowie anderes Gerät beschlagnahmt.
Solidarität mit Klimaaktivist:innen
Diese Repression gegen Klimaaktivist:innen wurde in allen Redebeiträgen auf der Kundgebung immer wieder scharf verurteilt. Die Versammelten waren sich darin einig, dass die Klimabewegung mit allen Betroffenen solidarisch sein muss, auch wenn in der einen oder anderen Frage unterschiedliche Auffassungen bestehen.
„Wer ist hier kriminell? Wer radikalisiert sich? Die Klimaaktivist:innen oder der Staat?“ Diese rhetorischen Fragen konnte man auf der Kundgebung immer wieder hören. Es wurden auch einige wichtige Stimmen zitiert, die diese Repression für absolut unangemessen und völlig überzogen halten. So z.B. UNO-Generalsekretär António Guterres, der angesichts der Versuche, Klimaschützer:innen zu kriminalisieren, sagte: „Klimaaktivisten – angeführt von der moralischen Stimme junger Menschen – haben ihre Ziele auch in den dunkelsten Tagen weiter verfolgt. Sie müssen geschützt werden und wir brauchen sie jetzt mehr denn je.“
Die VVN-BdA-Mitglieder jedenfalls nehmen sich vor, die bereits bestehenden Kontakte zur Klimagerechtigkeitsbewegung auszubauen und zu pflegen. Sie können mit ihrer langen Erfahrung hinsichtlich der Repression der deutschen Behörden gegen demokratische und linke Bewegungen bei Bedarf nützliche und hilfreiche Hinweise geben. Alfred Hartung
Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger folgten in diesem Jahr der Einladung des breiten Bündnisses um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA auf die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus.
Die Hauptrednerin, Sandra Straube, Vorsitzende des Kulturausschusses, erinnerte in ihrer Rede daran, dass es leider nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Europa weltweit viele Kriege gegeben habe. Der Krieg in der Ukraine sei vielen Deutschen wegen der geographischen Nähe aber besonders bewusst. Sie äußerte die Hoffnung, dass Kunst und Kultur dazu beitragen die Menschen zu ändern. Ihr Appell lautete daher: „Finanzielle Mittel für den Kulturbereich dürfen nicht gekürzt werden“. Deswegen solle auch die Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg, der an das ehemalige KZ erinnert, bald angegangen werden.
Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Fallersleben betonten in ihren Beiträgen, wie wichtig es sei, in einer Demokratie zu leben. Deswegen sei die Erinnerung an das NS-Unrechtsregime unersetzlich. Denn: „Jene die ihre Vergangenheit vergessen, sind dazu verdammt sie zu wiederholen.“ Es müsse auch mehr an jene erinnert werden, die den Mut besaßen sich aufzulehnen. Diese Forderung hatte bereits vor zwei Jahren der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, an die Stadt gerichtet: Sie solle endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokalen Widerstandsgeschichte zeigen. Passiert ist seit damals in dieser Hinsicht nichts!
Der Redner der SJD Die Falken Wolfsburg stellte das mit dem Sara-Frenkel-Preis gewürdigte Projekt der Falken vor: Die Namen der 81 sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der „KdF-Stadt“ umkamen, sind auf den Grabplatten ausschließlich in kyrillischer Schrift vermerkt. Im Rahmen des Falken-Projektes wird eine Tafel errichtet, auf der die Namen sowohl in kyrillischer als auch in lateinischer Schrift, ergänzt durch eine kurze historische Erläuterung, zu lesen sein werden. In seinem kämpferischen Beitrag sagte er: „Der Philosoph Theodor Adorno möchte in der Erziehung nach Auschwitz nicht die Liebe predigen. Unserer Meinung nach geht es vielmehr darum sich bewusst zu werden, dass wir alle in einer alles durchdringenden bürgerlichen Kälte aufwachsen. … Wir haben das Wissen, dass wir uns nur gemeinsam gegen Ausbeutung, Nationalismus und Faschismus wehren können. … Hoch die Internationale Solidarität! Für Frieden und Sozialismus, gegen das Vergessen! Freundschaft!“
Der IG Metallchor „Gegenwind“ begleitete die Veranstaltung mit internationalen Liedern. Sie handeln vom Widerstand gegen Unterdrückung und Faschismus und zeigen, dass Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag im Kampf um Freiheit, Demokratie und Frieden leisten kann.
Die Wolfsburger VVN-BdA ehrte auch an weiteren Orten die Opfer der Nazidiktatur. So schmückte sie das Relief an der BBS I, das an den Standort des sogenannten „Kinderheimes“ des Volkswagenwerkes erinnert, mit roten Nelken – siehe Foto Relief. Das Relief hatte die VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schülerinnen und Schüler der Berufsschule angebracht. Allein hier waren mehr als 75 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen.
Die Vorsitzende der Wolfsburger VVN, Mechthild Hartung, sagte dazu: „Für mich ist es nur schwer erträglich, dass einer der Hauptverantwortlichen für den Tod dieser Kinder und ihrer Mütter, an die wir heute Nachmittag auf der Gedenkstätte erinnert haben, nämlich Porsche, in dieser Stadt immer noch – u.a. – mit der Benennung der Hauptgeschäftsstraße und mit einem Denkmal vor dem Rathaus – geehrt wird. Wir wollen stattdessen, dass endlich mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg begonnen wird. Und wir möchten, dass der 8. Mai in Niedersachsen ein arbeitsfreier, staatlicher Feiertag wird. Hierzu hat die niedersächsischen VVN-BdA eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition unter der Adresse weact.campact.de/p/8Maifrei gestartet.“ A. Hartung
Seit vielen Jahren organisiert ein breites Bündnis um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA die Gedenkfeier anlässlich des 8. Mai auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Wir gedenken dort auch der mehr als 350 Säuglinge und Kleinkinder, die Porsche auf dem Gewissen hat (siehe Zeichnung). Sie starben im sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“.
Vor zwei Jahren hatte der Hauptredner, der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, von der Stadt gefordert, endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokalen Widerstandsgeschichte zu zeigen. Passiert ist seit damals in dieser Hinsicht nichts! Auch die Errichtung der Lern- und Gedenkstätte am Laagberg zur Erinnerung an das ehemalige KZ kommt nicht voran.
In diesem Jahr wird Frau Straube, die Kulturausschussvorsitzende des Rates, die Hauptrede halten. Vielleicht gibt es ja dazu Neuigkeiten?
Weitere Mitwirkende an der Gedenkveranstaltung am 8. Mai ab 17.00 Uhr an der Gedenkstätte, Werderstraße/Lydia- Stowbun-Weg, sind Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und Aktivist*innen der SJD Die Falken Wolfsburg. Die musikalische Gestaltung hat der IG Metall-Chor „Gegenwind“ übernommen.
Trotz des sehr ungemütlichen Wetters haben sich über 150 Wolfsburgerinnen und Wolfsburger am diesjährigen Ostermarsch in Wolfsburg beteiligt. Dazu aufgerufen hatten die DGB-Gewerkschaften, Arbeit und Leben und die VVN-BdA Wolfsburg unter dem Motto „Kriege beenden, den Frieden gewinnen“.
Nach der Auftaktkundgebung am Gewerkschaftshaus zogen die Menschen mit Fahnen und Transparenten durch die Fußgängerzone zum Hugo-Bork-Platz. Zahlreiche junge Gewerkschafter*innen machten mit Vuvuzelas und Trillerpfeifen lautstark auf den Demozug aufmerksam. Trotzdem war der Demoruf „Frieden schaffen ohne Waffen“ nicht zu überhören.
Bei der Abschlusskundgebung unter dem Glasdach forderten alle Redner*innen, dass Russland seine völkerrechtswidrige Aggression in der Ukraine beenden muss. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, Flavio Benites, verlangte zusätzlich aber, dass endlich auch mehr Gewicht auf Waffenstillstand und Verhandlungen gelegt werden sollte. Flavio Benites gehört zu den Unterzeichnern eines kürzlich veröffentlichten, viel beachteten Friedensappells „aus der Mitte der Gesellschaft“ (www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/frieden-fuer-die-ukraine-ein-friedensappell-aus-der-mitte-der-gesellschaft-li.332707).
Großen Applaus bekam Isabella Arpaia, die für den Ortsjugendausschuss IG Metall WOB sprach. Sie gab bekannt, dass sich der Ortsjugendausschuss gegen Aufrüstung ausgesprochen hat.
„Es ist inzwischen eine gute Tradition, dass die DGB-Gewerkschaften und die VVN-BdA zu diesem inzwischen achten Ostermarsch ab 2014 aufrufen. Und es spricht für den Friedenswillen zahlreicher Wolfsburgerinnen und Wolfsburger, dass diese gute Tradition auch durch die Corona-Zwangspause nicht verloren gegangen ist“, so die Wolfsburger VVN-Landessprecherin Mechthild Hartung zwar durchgefroren, aber dennoch zufrieden mit dieser Friedensmanifestation in Wolfsburg. AH
Auch in diesem Jahr hatte in Wolfsburg anlässlich des Frauentags am 8. März ein Jugendbündnis um die SJD Die Falken wieder zu einer Aktion in der Innenstadt in der Porschestraße eingeladen. „Die Ungleichbehandlung und Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist leider immer noch Realität“ heißt es in ihrem Aufruf.
Vor gut 20 überwiegend jungen Menschen prangerten die Rednerinnen unhaltbare Zustände an, die auch von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Rassismus geprägt sind.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg war wieder zu einem Redebeitrag eingeladen worden. Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung betonte in ihrem Beitrag, dass sich der Sozialabbau auch unter der „Ampel-Koalition“ verheerend gerade gegen Frauen auswirkt. Sie enthüllte während ihrer Rede die Tonplastik der ehemaligen Jobcenter-Beschäftigten Inge Hannemann, deren Porträt auf einem Sockel Szenen aus ihrem Leben zeigt (siehe Foto unten). Hannemann hatte sich geweigert, die Hartz IV-Repressalien gegen ihre „Kundinnen“ umzusetzen und war deswegen selber dem Druck der Behörde ausgesetzt, der sie letztlich aus ihrem Beschäftigungsverhältnis trieb. Hannemann sei deshalb ein heutiges Beispiel für die im Aufruf des Bündnisses angeprangerte Benachteiligung von Frauen im real-existierenden Kapitalismus in Deutschland, so Hartung.
Diese Rede mit bildlicher Vermittlung machte auf die jungen Antifaschist:innen sichtbaren Eindruck. „Wenn der Gemeinschaftskundeunterricht in der Schule so aussähe, würde die Hälfte nicht pennen“, so der anerkennende Kommentar einer jungen Aktivistin.
Bereits am Vormittag des 8. März hatte ein Bündnis um das Wolfsburger „Frauenzimmer“ in historischer Bekleidung in der Innenstadt Rosen an Passantinnen verteilt. Mechthild Hartung erinnerte als Clara Zetkin an die Schöpferin des „Internationalen Frauentages“ vor mehr als hundert Jahren (siehe Foto oben). In zahlreichen Gesprächen wies sie als „Clara“ daraufhin, dass der Kampf um Frauenrechte und für Frieden weiterhin sehr aktuell ist, woraus sich intensive Gespräche mit vielen Frauen entwickelten.
In Zusammenhang mit der Ausstellung „Nichts war vergeblich. Frauen im Widerstand im Nationalsozialismus“ im Gewerkschaftshaus, in dem Lore Wolf ein Tableau gewidmet ist, findet eine Lesung aus einem ihrer Bücher statt. Die Ausstellung wird im Laufe des Jahres im Gewerkschaftshaus zu sehen sein.
Veranstalter*in: VVN-BdA Wolfsburg e. V.
Das gesamte Programm kann unter www.wolfsburg.de/gleichstellung eingesehen werden.
Zur Erinnerung an das Massaker in Hanau vor drei Jahren, bei dem am 19. Februar 2020 neun Menschen ‚mit Migrationshintergrund‘ vor und in einer Shisha-Bar ermordet wurden, hatten die VVN-BdA Wolfsburg, Die Falken Gruppe Wolfsburg, und der IG Metall-Wohnbezirk Wolfsburg zum Film „Hanau: Eine Nacht und ihre Folgen“ ins Gewerkschaftshaus eingeladen.
Der Dokumentarfilm, in dem Überlebende und Angehörige das berichten, was geschah – vor, während und nach der Tat – beeindruckte die Besucher*innen sehr. Denn er stellt auch die Frage nach dem Fremdsein in Deutschland, nach Ungleichheit und nach dem alltäglichen Rassismus in Behörden und Bildungseinrichtungen.
Von wegen „Einzeltäter“
In der angeregten Diskussion nach dem Film wurde kritisiert, dass die Behörden nur zu gerne vom verwirrten Einzeltäter reden. Organisationen und Netzwerke dagegen bleiben unbelichtet. Und der alltägliche Rassismus wird immer wieder verharmlost. Deswegen sind Veranstaltungen, Filme und auch Aktionen dazu weiter notwendig.
Mehrere Teilnehmer schlugen deswegen vor, vielleicht im nächsten Jahr wieder wie 2021 eine Demonstration und Kundgebung zu diesem Datum durchzuführen. MH
Seit vielen Jahren fordern Wolfsburger Antifaschist*innen, die nach dem hohen Wehrwirtschaftsführer der Nazis und erstem Geschäftsführer des Volkswagenwerkes, Ferdinand Porsche, benannte Porschestraße umzubenennen. Obwohl sein verbrecherisches Wirken in der damaligen KdF-Stadt noch allgemein bekannt war, wurde bereits kurz nach seinem Tod im Jahr 1951 die Hauptgeschäftsstraße nach dem Verantwortlichen für das Leiden und den Tod tausender Zwangsarbeiter*innen benannt.
Die langjährige Forderung nach Umbenennung, zumindest Kommentierung, ist nun Anfang Februar symbolisch von Antifaschist*innen umgesetzt worden. An mehreren Straßenschildern der Porschestraße, die ohne Hinweis auf seine verbrecherische Karriere aufgestellt sind, wurden Folien mit dem Schriftzug „Anne-Frank-Straße“ angebracht. Darunter kommentierend: „Erinnerung an 20 000 Menschen, die durch PORSCHE im Volkswagen-Werk Zwangsarbeit leisten mussten. 1939-1945“ -siehe Foto.
Bleibt zu hoffen, dass diese mutige Aktion die Diskussion über die Rolle Porsches im Faschismus neu belebt und vielleicht sogar zum Erfolg führt! Wenn Rufe Unverbesserlicher nach Strafe für die Aktion laut werden sollten: Auf keinen Fall mehr als sie Porsche für seine Verbrechen bekam – nämlich nichts!
Mehr über die Rolle Porsches und den Umgang mit ihm in Wolfsburg nach dem Faschismus kann in dem Buch: „75 Jahre ‚Stadt des Kdf-Wagen/Wolfsburg‘, Stephan Krull (Herausgeber), Verlag Ossietzky, 2013“ nachgelesen werden. Das Buch ist auch in der Stadtbibliothek Wolfsburg ausleihbar.
Nach zweijähriger Corona-Pause hatte die Stadt Wolfsburg wieder gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee (IAK) und dem Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft anlässlich des Auschwitz-Gedenktages ins Hallenbad eingeladen. Genau eine Woche vor dem nationalen Gedenktag informierten Wolfsburger Initiativen über ihre Aktivitäten des Gedenkens.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg war mit einem gut besuchten Infostand vertreten – siehe Foto. Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK und Moderator der Veranstaltung, konnte nahezu 300 Gäste begrüßen. OB Weilmann überbrachte zu Beginn ein Grußwort des Rates. Großen Applaus gab es für seine Zusicherung, spätestens 2025 mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes auf dem Gelände des KZ-Außenlagers Neuengamme am Laagberg zu beginnen. Darin sollen auch die freigelegten Fundamente des KZ als wichtiges Zeugnis der NS-Gewaltherrschaft in der damaligen KdF-Stadt gesichert werden.
Die Errichtung eines Einkaufzentrums auf einem Großteil des ehemaligen Lagergeländes hatte zu heftigen Kontroversen in der Stadt geführt. Die VVN-BdA Wolfsburg berichtete umfangreich über den Diskussionsprozess – siehe zahlreiche Berichte in 2017 – 2022.
Azubis besuchten Auschwitz
Es schloss sich ein anspruchsvolles Programm auf der Bühne des Hallenbades an. VW-Auszubildende berichteten von ihrem Besuch in Auschwitz, die Vertreter der jüdischen Gemeinden in Wolfsburg betonten die Bedeutung des Gedenkens an den Holocaust. Rabbiner Yakov Harety von der Orthodoxen Jüdischen Gemeinde dazu: „Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können etwas für die Zukunft tun. Hass kann man nicht mit Gesetzen abschaffen, sondern mit gegenseitigem Kennenlernen“.
Besonders eindrucksvoll: Zwei junge Ukrainerinnen verlasen Namen von in der damaligen KdF-Stadt umgekommenen Menschen aus der Sowjetunion, die auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus begraben liegen. Drei Musiker*innen begleiteten mit Klavier, Saxophon, Trompete und Akkordeon gefühlvoll die Veranstaltung. Ein Höhepunkt dabei: Rabbi Harety trug dazu mit tiefer Stimme zwei jiddische Lieder vor.
Schüler:innen trugen Texte vor
Am Auschwitz-Gedenktag selbst, dem 27. Januar, wurde dann auch auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in der Werderstraße wieder an die Nazi-Gräuel erinnert. Hier liegen über 470 Opfer v.a. aus Polen und der Sowjetunion begraben, die an den Folgen der Zwangsarbeit im damaligen Volkswagenwerk starben, darunter mehr als 150 Kleinkinder und Babys. Über 50 Bürger*innen nahmen teil, darunter eine große Gruppe Schüler*innen der Gesamtschule Westhagen, die im März auch Auschwitz besuchen werden. Fünf von ihnen trugen selbstverfasste Texte vor, die vor Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit warnten.
Besonders eindrucksvoll: Ein Schüler spielte trotz des unwirtlichen Wetters auf einer Geige die Titelmelodie von „Schindlers Liste“ vor. Der anwesende OB dankte gerade diesen jungen Menschen besonders für ihr Engagement.
Städtische Gliederungen, die IG Metall und zivilgesellschaftliche Initiativen, darunter auch die VVN-BdA Wolfsburg, legten vor dem von der Sowjetarmee 1946 errichteten Mahnmal Kränze und Gebinde ab -siehe Foto. „Es ist gut und wichtig, dass nach der Corona-Unterbrechung das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee wieder in würdiger Form aufgenommen worden ist“, so die VVN-BdA Landessprecherin Mechthild Hartung zu den Veranstaltungen in Wolfsburg. „Wir als VVN-BdA sehen diese Erinnerungsarbeit und unsere Beteiligung daran gerade in der heutigen konfliktreichen Gegenwart als eine unserer zentralen Aufgaben an. Für uns gilt: Erinnern, Mahnen, Handeln!“ A. Hartung
„Mein Großvater hat ganz genau gesehen, was dort ablief und sich sogar versichert, ob das alles Rechtens ist.“
Dies sagte Sebastian Barnstorf, Enkel des damaligen Arztes Dr. Barnstorf. Er sprach anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Königslutter und der Krankenmord“ in Lehre.
Die sehr eindrucksvolle Ausstellung wurde im Rathaus Lehre bei Wolfsburg am 12. Januar eröffnet. Die Wolfsburger VVN-BdA war unter den etwa 60 Interessierten vor Ort.
Nach einer Begrüßung durch Gabriele Heinen-Kljajić, 1. Vorsitzende des Arbeitskreis „Andere Geschichte“ aus Braunschweig und einem Grußwort des engagierten Bürgermeisters von Lehre, Andreas Busch, hat Susanne Weihmann, auf deren Buch die Ausstellung aufbaut, in das Thema der Ausstellung eingeführt.
„Gefährder der Volksgesundheit“
Die „Landes-Heil-und Pflegeanstalt Königslutter“ im nahen Königslutter war schon für das Herzogtum Braunschweig die zentrale Einrichtung zur Aufnahme und Behandlung psychisch Kranker. Mit der Machtübergabe an die Nazis im Januar 1933 wurden Kranke zu „Gefährdern der Volksgesundheit“ erklärt und als „Ballastexistenzen“ ausgegrenzt.
Königslutter wurde Teil des staatlich betriebenen Krankenmordes, der in der Anstalt Bernburg an der Saale vollzogen wurde. Neben Patient*innen aus Norddeutschland waren auch Kranke, die zum Teil seit Jahrzehnten in Königslutter gelebt hatten, Opfer der Transporte in den Tod. Sie kamen aus vielen Ortschaften des Landes und gehörten unterschiedlichen sozialen Schichten an.
Die Zahl der Patient*innen, die nach dem offiziellen Ende der zentral geplanten Mordaktionen in Königslutter starben, war dramatisch hoch. Dieses begründet den Verdacht der Fortführung der vorsätzlichen Tötungen mit anderen Mitteln.
Verbrechen in der Region
Die Ausstellung zeigt diese erschreckenden Verbrechen der Naziherrschaft hier in unserer Region, die wie viele andere im Nachkriegsdeutschland kaum geahndet wurden. Sie kann bis zum 14. Februar 2023 im Rathaus Lehre zu den Öffnungszeiten besucht werden. Susanne Weihmann wird am Dienstag, 17. Januar 2023 und am Dienstag, 7. Februar 2023 jeweils um 16.30 Uhr durch die Ausstellung führen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen. A. Hartung
Im November 2022 wurde im Delphinkino Wolfsburg der beeindruckende Film „„How I became a Partisan.“ (Wie ich Partisanin wurde)“ gezeigt. Eine Kooperationsveranstaltung vom Deutsch-Arabischen Freundeskreis Wolfsburg, der VVN-BdA Wolfsburg und ‚Demokratie Leben‘ ermöglichte das.
Dieser Dokumentarfilm ist filmischer Widerstand gegen Unwissenheit und Vergessen. Thema ist in erster Linie der Roma-Widerstand gegen die Nazis in der Tschechoslowakei und anderen Ländern. Was wissen wir schon darüber, obwohl wir geschichtsbewusste, aktive AntifaschistInnen sind?
Die Regisseurin Vera Lacková (im Film wird sie 30 Jahre alt), geht auf persönliche Spurensuche nach ihrem Urgroßvater (Ján Lacko) und vier weiteren Roma-Partisanen. Am Sterbebett ihrer Großmutter hatte sie dieser versprochen, über den Widerstand der Roma aufzuklären.
Sie zeigt mit dem Film, dass Roma nicht ausschließlich Opfer des Faschismus, sondern dass sie auch aktive Widerstandskämpfer waren.
Starke Bilder bleiben im Gedächtnis, die künstlerisch ohne pathetische Überfrachtung eine Einheit von politischer Botschaft, emotionaler Berührung und dokumentarischer Genauigkeit bieten.
Zwar erfordert der Film, v.a. durch die deutschen Untertitel (bei den Originalsprachen Tschechisch und Romanes), große Konzentration, seine künstlerisch dargebotene Botschaft gegen Rassismus und Faschismus – gestern und heute! – berührt und überzeugt.
Nach zweijähriger Corona-bedingter Pause konnte die Wolfsburger IG Metall in der Woche um den 9. November wieder ihre traditionelle Antifa-Woche durchführen. Sie startete am Samstag, den 5.11., mit einer Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz.
Besonders bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 100 Jahre alt wird. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten, wo sie öfters an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen hatte. Sie dankte der IG Metall Wolfsburg und den Anwesenden für ihre Aktivitäten und bekräftigte: Antifaschismus muss ein Auftrag bleiben, gerade jetzt, wo sich in vielen Ländern Neonazis wieder zurückmelden.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte ein Blumengebinde am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen nieder (siehe Foto). Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.
Gedenkstunde auf Friedhof
Am folgenden Sonntag konnte auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen stattfinden, auf dem über 300 Babys und Kleinkinder begraben sind, die im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode kamen. Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen weniger verwahrlosten Zustand kam. Sowohl die Redner als auch der Liedermacher und Rezitator Johann Voß mit seinen einfühlsamen Liedern und Gedichten erinnerten daran, dass rassistische Angriffe in unserem Land leider wieder ständig vorkommen. Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder (siehe Foto).
Blumen an Erinnerungstafel
Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, wo sich das sogenannte „Ausländerkinderpflegeheim“ befand, und legte auch dort ein Blumengebinde nieder (siehe Foto). Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt. Darüber und über die Geschichte des massenhaften Kindersterbens hat die Wolfsburger VVN/BdA eine Broschüre veröffentlicht, siehe wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/.
Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem authentischen Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen. „Gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Alfred Hartung, Mitglied der VVN-BdA Wolfsburg.
Auch in Braunschweig hat sich die Friedensbewegung am bundesweiten Aktionstag 1.10. beteiligt. Beachtliche 80 Teilnehmende forderten auf zwei Kundgebungen und einer Demonstration durch die Innenstadt einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Verhandlungen im Russland/Ukraine-Krieg. Sie befindet sich damit im Einklang mit den Vereinten Nationen und den meisten Staaten dieser Erde.
Eine der zentralen Forderungen lautete, Investitionen in Waffen zu verhindern. Das Geld werde für die zahlreichen anderen menschheitsbedrohenden Krisen benötigt.
Das Mitglied im Friedenszentrum Braunschweig, Gabriele Canstein, forderte dazu auf, die Friedensfähigkeit Deutschlands zu stärken. Und Werner Hensel, DKP Braunschweig, mahnte: „Wer meint, die Forderung nach ‚Waffenstillstand und Verhandlungen‘ sei illusorisch, muss sich darüber klar sein, was die Alternative zu ‚Waffenstillstand und Verhandlungen‘ ist. Die Alternative ist jahrelanger Krieg, mit ungezählten Toten, zerstörten Städten und Landschaften. Am Ende stehen dann doch Verhandlungen und ein Vertrag zwischen wahrscheinlich erschöpften Kriegsparteien auf den Trümmern eines jahrelangen Krieges.“
Auch eine kleine Delegation der VVN-BdA Wolfsburg beteiligte sich an der Aktion – siehe Foto. Alfred Hartung, VVN-BdA Wolfsburg, dazu: „Auch wenn wir noch keine Massen für die Forderung nach friedlichen Lösungen auf die Straße bringen, macht jede Aktion deutlich: Wir wollen keinen Krieg, sondern müssen die großen Probleme bei uns engagiert angehen. Widerstand gegen Militärausgaben und gegen die Versuche von kriegerischer Problemlösung muss auch international entwickelt werden.“
Wolfsburger Antifaschist*innen haben kürzlich in mehreren Stadtteilen kreativ auf die Gefahr durch AfD-Mitglieder in den Parlamenten hingewiesen. Dafür brachten sie unterhalb von AfD-Wahlplakaten gut sichtbar Flyer an mit der Forderung: Keine Faschisten in die Parlamente – siehe Foto.
Die niedersächsische VVN-BdA hatte bereits auf ihrer 75-Jahr-Feier im Juli die Resolution „Kein Parlament und kein Podium für die AfD!“ beschlossen (siehe niedersachsen.vvn-bda.de/arv/antiafd/). Darin heißt es: „Längst hat die AfD ihren wahren faschistischen Kern gezeigt. Diese Nazi-Truppe darf nicht erneut in den Landtag einziehen.“ In einem zusammen mit der Initiative „Gemeinsam gegen Rassismus“ erstellten Massenflugblatt „AfD raus aus dem Landtag“ (aufstehen-gegen-rassismus.de/aktuelles/neu-flyer_ltw-nds/) werden die rassistischen und unsozialen Positionen von 6 AfD-Spitzenkandidat*innen zu Landtagswahl nachgewiesen.
Unter der Losung „Unsere Alternative heißt Solidarität!“ heißt es: Keine Stimme für die AfD! Denn eine Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, sexueller Identität, Religion und Geschlecht solidarisch miteinander leben können, ist nur gegen die AfD möglich! MH
Die VVN-BdA Wolfsburg hat kürzlich die Ausstellung „Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in der Stadtbibliothek Braunschweig besucht (siehe Foto).
Die vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 konzipierte Ausstellung zeigt anhand von 18 Biografien den Mut von Frauen, die den Nazis die Gefolgschaft verweigerten. Sie verfassten und verteilten Flugblätter, sie boten Verfolgten Unterschlupf, klärten im Ausland über das Unrecht in Deutschland auf. Immer folgten sie ihrem Gewissen – und setzten damit ihr Leben auf’s Spiel.
Darunter beispielsweise die junge Cato Bontjes van Beek, die zum Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen (Rote Kapelle) gehörte und von den Nazis mit 23 Jahren aufs Schafott geschickt wurde. Und auch Überlebende des Naziterrors wie die Frankfurterin Lore Wolf, die als Freundin von Anna Seghers ihre Erfahrungen zum bekannten Roman „Das siebte Kreuz“ beisteuerte. Lore gehörte nach dem Sieg über den Faschismus zu den Gründer*innen der hessischen VVN.
Die Ausstellung wurde von den „Omas gegen Rechts“ nach Braunschweig geholt, um damit auf den lange ungenügend gewürdigten Widerstand von Frauen hinzuweisen. Die Wolfsburger VVN-BdA wird sich daher bemühen, diese beeindruckende Dokumentation auch im Rahmen des 8.März-Bündnisses nach Wolfsburg zu holen. MH
Am 26. Juni haben knapp 50 Mitglieder der VVN-BdA in Hannover das 75-jährige Bestehen ihrer Organisation gefeiert. Landessprecherin Mechthild Hartung begrüßte um 16.00 Uhr die Gäste, die trotz des schwül-heißen Sommertags in die Jugendherberge Hannover am Maschsee gekommen waren.
„Seitdem es unsere Organisation gibt, wird immer wieder versucht, uns mundtot zu machen, uns zu diffamieren und zu verleumden – der letzte Versuch war der Angriff auf die Gemeinnützigkeit. Aber wir sind immer noch da – sogar stärker als zuvor! Wenn das kein Grund zum Feiern ist!“, so Hartung in ihrer Ansprache. Sie freute sich, als Ehrengast Edith Jäger begrüßen zu können, die Tochter von Gertrud Schröter, die langjährige niedersächsische Landesvorsitzende der VVN war. Jäger hatte den langen Weg von Torgau an der Elbe nicht gescheut, um mitzufeiern und viele ehemalige Kampfgefährt*innen zu treffen. Hartung wies auf die brandneue Broschüre „75 Jahre VVN-BdA Niedersachsen“ hin, die es am informativen Büchertisch gegen eine Spende gab.
Im Anschluss überbrachte Reinhold Weismann-Kieser ein Grußwort von Ruth Gröne, Ehrenmitglied in der niedersächsischen Vereinigung. Sie bedauerte, aus persönlichen Gründen nicht anwesend sein zu können und wünschte sich und der VVN-BdA Niedersachsen noch ein langes gemeinsames antifaschistisches Wirken.
Der erste Teil des Nachmittags war bewusst ohne Programm gedacht – nach der langen Pandemiepause war das Bedürfnis nach Gesprächen groß. Eine interessante Diaschau bot einen vielseitigen Rückblick auf Aktivitäten der Vergangenheit, und das reichhaltige, selbstorganisierte Buffet fand guten Zuspruch. Danach konnte Landessprecher Michael Rose-Gille den Bundessprecher und Vorsitzenden der FIR, Dr. Ulrich Schneider, zu seinem Festvortrag „75 Jahre VVN – Rückblick und Ausblick“ begrüßen. Dr. Schneider ging ausführlich auf die Gründungsjahre der niedersächsischen VVN ein, die auch für die Gesamtorganisation wichtige Entwicklungen brachten. So hat beispielsweise das mutige und aufklärerische Auftreten von August Baumgarte 1959 den Verbotsprozess der damaligen CDU-Bundesregierung gegen den Bundesausschuss der VVN zu Fall gebracht.
Als politische Manifestation verabschiedete die Versammlung dann einen Aufruf, den erneuten Einzug der rassistischen AfD in den Landtag bei den Wahlen im Herbst zu verhindern – siehe niedersachsen.vvn-bda.de/arv/antiafd/. Die gute Stimmung auf der Veranstaltung wurde danach mit einem Gruppenfoto vor der Jugendherberge festgehalten.
Ein weiterer Höhepunkt der Feier war dann das Konzert des Duos „Quijote“ aus Chemnitz. Die Künstler sind u.a. bekannt dafür, dass sie Lieder von Mikis Theodorakis in deutscher Sprache zu Gehör bringen. An diesem Nachmittag zeigten sie dann, dass sie mit Gesang, Klavier und Querflöte auch selbstkomponierte Lieder und Texte parat haben, die mitreißen und unter die Haut gehen – ein gelungenerer Abschluss der Jubiläumsfeier.
Für Pfingstsamstag hatten die Friedensinitiative Völksen, DIE LINKE – Regionsverband Südwest, die VVN – BdA Hannover und der Naturfreunde – Landesverband Niedersachsen zur traditionellen „Pfingstwanderung für den Frieden“ von Völksen nach Springe (Deister) eingeladen.
Rund 30 Friedensfreund*innen trafen sich dazu am Bahnhof Völksen und machten sich bei strahlendem Sonnenschein auf den knapp 8 km langen Marsch durch kleine Ortschaften und Wald und Feld (siehe Foto). Interessierte Anwohner wurden von der Friedensinitiative Völksen mit Flyern über den Grund der kleinen Demo informiert.
Gegen 12 Uhr trafen die Wander*innen auf dem Marktplatz Springe ein, wo vor einem großen Transparent der VVN-BdA Hannover „Die Waffen nieder! Stoppt den Krieg! Abrüstung jetzt!“ die Abschlusskundgebung stattfand. Unter der Moderation von Andreas Nolte hielten Charly Braun für die Friedensinitiative Lüneburger Heide und Axel Seng für die Friedensinitiative Völksen die Abschlussbeiträge.
Für gute Stimmung und interessiertes Zuhören einiger Einheimischer sorgte nicht zuletzt Harmut Rahmer mit Gitarre und Gesang. Die VVN-BdA-Landessprecherin Inge Scharna hielt ein Grußwort für die Landesorganisation. „Auch wenn dieser Friedensmarsch, anders als der große Ostermarsch in Hannover, von relativ wenigen Menschen getragen wird, hat er einen besonderen Charakter: Menschen aus der Region Hildesheim, Hannover, Wolfsburg wandern über Dörfer, verteilen dort Flugblätter und knüpfen untereinander neue Kontakte, die später bei größeren Aktionen wieder aufgegriffen werden können. Wir wünschen uns, dass wir eines Tages ein großes Friedensfest feiern können, wenn es einmal keinen Krieg mehr gibt.“
Die Rede von Charly Braun kann unten nachgelesen werden.
Rede H-D Charly Braun
– „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion in Niedersachsen“ und „Friedensaktion Lüneburger Heide“
Rede nach der „Pfingstwanderung für den Frieden“ von Völksen nach Springe, Sa. 4.6.2022 in Springe, Am Markt
– es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Friedensfreunde und KriegsgegnerInnen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Vielen Dank an Frank Bsirske und alle im Bundestag – auch aus Regierungsfraktionen – die gestern gegen die asoziale 100 Mrd.-Aufrüstung gestimmt haben.
Vielen Dank Axel und Andreas und allen anderen, die die heutige Friedenswanderung, der „Zeitenwende“ zum Trotz, organisiert haben. Das steckt zu antimilitaristischen Wanderungen auch andernorts an, schrieb mir eine Kollegin aus OHZ, die uns alle grüßen lässt.
Ich heiße Charly Braun, bin DGB-Kreisvorsitzender in der Heide und im ver.di-Bezirksvorstand (mit Axel zusammen). Aber ich kann hier nicht für den DGB sprechen, weil einige sog. „Chemie-Funktionäre“ i.A. von Rheinmetall-Betriebsräten ansonsten umlagefinanzierte Veranstaltungen wie den 1.MAI bei uns nicht mehr unterstützen. Meine DGB-KV-KollegInnen nennen das „Erpressung“. Ich hatte mehrfach vor Rheinmetall in Unterlüß laut hörbare Konversionsforderungen gestellt.
Darum spreche ich hier für die „Friedensaktion Lüneburger Heide“ und die „Gewerkschaftliche Initiative für aktive Friedenspolitik und Militär- und Rüstungskonversion in Niedersachsen“. Schwerer Name, schwere Aufgabe.
Ich will euch vor allem aus Deutschlands am stärksten militarisierter Region berichten. Ich nehme mir zuvor heraus, nicht zum derzeitigen Krieg, zu gegensätzlichen Interessen und auch nicht zu unseren West-Werte-beschwörenden Ober-KriegerInnen zu schweigen – auch wenn ich deshalb alldeutsch mit Meinungsausgrenzung zu bestrafen bin.
Der seit einigen Jahren hierzulande extrem zunehmende mediale selbstgemachte Einheits-Populismus trägt Riesenfrüchte, gegen die Springers BiLD von 1968 Peanuts sind. E.A Rauters Buch mit dem Titel: „Wie eine Meinung in einem Kopf entsteht“ wird perfekt massenhaft angewendet – nur mit entgegen_gesetzem Ziel, nämlich „allen die einzige herrschende Meinung in die Köpfe zu trichtern, um Alle zu wehrhaft Kämpfenden gegen fremde östliche barbarische Werte zu erziehen“.
Kaiser Wilhelm sagte 1914, er kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche.
Viele folgten ihm – bis eine Kugel sie erwischte. Naja, ich gebe zu, der Vergleich zur aktuellen Kriegslage hinkt. Aber hinkt auch der Vergleich der Meinungs- und Stimmungsmache? Was meint ihr?
Die Einladung zur heutigen Friedenswanderung habe ich weit verbreitet. Schnelle Reaktionen erhielt ich von 2, sonst sozial-kritischen Freunden. Der eine antwortet:
„Genau lieber Charly
Die Waffen nieder !!
Freie Fahrt für russische Panzer..!
Dann haben wir aber ein gutes Gewissen !!!“
Und der andere fordert:
„Jeder Artikel und jede Meinung, die nicht mit: „Russland (Putin) ist ein Kriegsverbrecher“ anfängt und endet, hat ein Problem mit der Realität.
(Die Auffassung, die Ukraine wäre mit schuldig am Überfall wurde ja schon mit dem Vergleich der vergewaltigten Frau belegt, die ja Mitschuld hat, weil sie sich falsch angezogen hat. An diesem Vergleich ist etwas dran aus meiner Sicht. …….. (hier habe ich seinen Text um einen längeren Absatz gekürzt.)
Ich für meinen Teil bin dankbar, dass die Grünen zu großen Teilen die Realität nicht verkennen und nicht wie große Teile der Linken aus der selbst gebauten Falle, dass Russland ein Freund ist, nicht herauskommen und damit schön das Hufeisen zur AFD und den Querdenkern der letzten Jahre schließen.
Ich werde weiterhin für Frieden eintreten, allerdings nicht um jeden Preis und so, dass den Aggressoren freie Bahn gelassen wird. Verteidigungsbündnisse sind, wie wir sehen, leider unverzichtbar.“ Zitat-Ende.
An der folgenden mail-Debatte beteiligten sich Etliche, aber niemand vermochte die beiden Zitierten zu bewegen, über die tödlichen Folgen ihrer Haltungen nachzudenken.
Zurecht verurteilt die Friedensbewegung nahezu vollständig Rußlands Angriff auf die Ukraine. Der Militärhistoriker Prof. Wolfram Wette, u.a. aktiv im Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“ erklärt in der KONTEX-Wochenzeitung vom 16.3.22:
„Im aktuellen Krieg in der Ukraine ist die Kriegsschuldfrage zunächst einmal klar: Rußland hat, aus welchen Gründen auch immer, das Land überfallen. Aber alle anderen Probleme, die damit zusammenhängen, scheinen aktuell wenig interessant zu sein. Es drängt sich der Eindruck auf, als falle die lange Vorgeschichte von Putins Aggression der offensichtlichen Kriegsschuld Putins zum Opfer. Eine wirkliche Analyse der Kriegsursachen gibt es zZ nicht.“
Dazu nennt der „Kriegspräventions-Forscher als erstes, die Rolle der USA nach der Auflösung des Warschauer Pakts und die nicht eingehaltene West-Zusage „Keine NATO-Osterweiterung“. Politiker und andere, die nicht in Verdacht stehen, pazifistisch, Links oder Putin-Kumpel zu sein, lehnen Aufrüstung der Ukraine und Krieg bis zum Sieg über Rußland ab. Wer Frieden will, müsse auch die Sicherheitsinteressen Rußlands berücksichtigen. Krieg mit mehr Krieg zu begegnen, könne atomaren Weltbrand auslösen. – so Wolfram Wette.
Es gibt PolitikerInnen und andere, die solche und ähnliche Empfehlungen geben. Darunter Hamburgs ehem. OB Klaus von Donanyi, der langjährige US-Außenpolitiker Henry Kissinger, Schauspieler Rolf Becker, Merkels ehem. Militärberater Brigadegeneral a. D. Erich Vad, die vielen prominenten Unterzeichnen des EMMA-Briefes an den Kanzler u.a.m..
Wer den mainstream ablehnt, die/ der wird kaum noch in Talk-shows eingeladen. Die Meinungseinheit darf nicht sabotiert werden.
Prof. Wolfram Wette beklagt aktuell die Militarisierung in den Köpfen. Zu des Kanzlers 100 Mrd.- “Zeitenwende“ am 27.2.2022 sagt der Militärhistoriker:
„das wirkt wie ein Signal, dass die Devise jetzt nicht mehr Frieden heißt, sondern Vorbereitung auf kriegerische Auseinandersetzungen. Und immer wo aufgerüstet wird, entstehen Feindbilder – und frohlocken die Vertreter des militärisch-industriellen Komplexes. Da werden Diplomaten weniger wichtig – und Friedensbemühungen eher belächelt als bestärkt. Man geht einen hochgefährlichen Weg in militärische Eskalationsspiralen hinein.“
Die olivgrüne Baerbock ist da von ganz anderem Kaliber. Die Möchtegern-Kriegsherrin will den Krieg gewinnen, will den Sieg des westlichen Kapitalismus über den östlichen. Zu dumm, dass ihre Panzer statt mit Sonnenenergie immer noch mit russischem Öl im Tank fahren. Sie will Rußland „ruinieren“. Nun aber beklagt die Militaristin erstmal die „Kriegsmüdigkeit“ im Westen.
………………….
Wenn ihr mich fragt, warum ich soviel die deutsche Regierung kritisiere, dann sage ich euch: unser Einfluss auf Regierende in Rußland, Ukraine, USA ist gering. Wir können deutlich mehr Einfluss ausüben auf die deutsche Regierung und ihr Handeln in ihren Bündnissen.
Während 100 Mrd.-Bankdarlehen in weltweite Militäreinsätze, Krieg und Zerstörung gesteckt werden, blutet das Gesundheitswesen aus. Auch nach 2 Jahren Pandemie-Erfahrung läuft das Programm der Klinikschließungen weiter. Keinen Gedanken verschwendet die Bundesregierung darauf, Klinikleistungen wieder kostendeckend zu finanzieren.
Explodierende Preise für Lebensmittel und Energie, Reallohnverluste, unsichere bis prekäre Jobs – das ist ab jetzt unsere Zukunft.
Mindestlohn, Energiekostenzuschuß und andere Almosen halten sozialen Niedergang nicht auf.
Die Wende zum homeoffice macht auch nichts besser, da manche Staatslenkende ganz offen fordern, für die „Freiheit zu frieren“. Kriegswirtschaftsminister Habeck befürchtet denn auch, dass die derart betroffenen Massen das nicht hinnehmen, wenns um Brot oder Kanonen geht. Die aggressivsten Kräfte des Kapitals haben in Deutschland das Zepter übernommen. Dazu gehört Rheinmetall. Dessen Börsenkurs stieg von Februar bis Mai 2022 um satte 138%.
…
JA, und wo Rheinmetall schießt, da bleibt kein Stein und Bein aufeinander. Rrruuummss Rruuummss Rruuummms. Der Tod ist seit 123 Jahren ein Meister aus Deutschland und Unterlüß.
Ihr kennt das geflügelte Wort „Krieg macht Flucht!“ – dazu leistet auch Rheinmetall schon sehr lange seinen Beitrag.
Zum Ausgleich bot der Konzern Geflüchteten Ausbildungs- und Praktikumsplätze an (sh. Cellesche Zeitung 25.9.2015). Bin gespannt, wer jetzt wohl beim großen Rüstungsauftrag mit anpacken darf ?
Ich aber sage euch:
Besser wäre, diese Heuchler würden ihre Waffenexporte einstellen!!
Wer Waffenexporte verdoppelt hat, sollte in der Flüchtlingsdebatte besser das Maul halten !!
Können die RheinmetallerInnen eigentlich auch nützliche Güter herstellen?
Ja, Rheinmetall hat auch eine profitable Automobilsparte. Rheinmetall hat nach den Weltkriegen zivile Produkte profitabel hergestellt. Es geht also.
Die meist hochqualifizierten Rheinmetall-Beschäftigten könnten heute High-Tech-Geräte fürs Gesundheitswesen und erneuerbare Energien produzieren – wenn die Firma denn will.
Aber an Mordinstrumenten lässt sich besser verdienen, das wird auch offen zugegeben.
Hier in der Heide dreht sich viel um Panzer. Rheinmetall in Unterlüß produziert die Mordfahrzeuge, die Panzertruppenschule im größten Bundeswehr-Heeresstandort Munster ist die Fahrschule, Europas größter Truppenübungsplatz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel ist Kriegs-Trainingsplatz und ausgediente Exemplare sind nach Kampfeinsätzen irgendwo in der Welt im Panzermuseum Munster zu bewundern.
Wir haben in den Landkreisen Celle und Heidekreis selbstverständlich noch viele weitere militärische Einrichtungen. Und weil wir die größte derartige Konzentration Deutschlands haben, sind unsere MdB’s Henning Otte CDU und Lars Klingbeil SPD-Chef Mitglied im sog. Verteidigungsausschuss des Bundestages.
Wo viel Militär ist, gibts auch Widerstand!!
Auf unsere lokale gewerkschaftliche Initiative hin, haben ver.di-Bundeskongress und DGB-Konferenz Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt gleich-lautende Forderungen an die Bundesregierung beschlossen. Wir verlangen für Europas größten TrÜbPlatz die Finanzierung einer neuen Wirtschaftsstruktur und die muss sozial, ökologisch und nicht-militärisch sein.
Mit der Bürgerinitiative haben wir ein umsetzbares Konversionsprogramm entwickelt. Wir wollen daraus ein UNESCO-Biosphärengebiet machen. Das schafft tausende zivile Arbeitsplätze. Tourismus und ökologische Landwirtschaft sind ohnehin besser für die Gesundheit. Ja, für die Gesundheit der Menschen in Afrin, Mali, Ukraine und in der Heide und natürlich auch in Völksen und Springe.
Unsere Gewerkschaftsparole heißt denn auch:
„Abrüstung JA – arbeitslos NEIN !“
Wir fordern für die Menschen in den wenigen weiterhin bewohnten Dörfern des TrÜbPlatz (ja da wirklich Menschen!) endlich die Einführung ganz normaler kommunaler Rechte, um sich gegen Häuserabriss der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) und Ausweitung des Militärs wehren zu können. Die Dörfer werden seit 1936 durch einen zentral-staatlichen Gouverneur verwaltet. Bürgermeister und Gemeinderat gibts nicht.
Im Jahr 2020 bekamen wir direkt aus USA eine große Invasion von zig-tausenden Kriegern mit großen Mordmaschinen auf „unseren“ TrÜbPlatz. Sie sollten hier tüchtig rumballern, ehe sie ihr provokantes Großmanöver DEFENDER EUROPE2020 direkt vor Rußlands Grenze fortsetzen. Corona ließ die Kriegsspiele frühzeitig einfrieren. Da das Großmanöver ja regelmäßig bei uns wieder stattfinden soll, haben wir viele Male gegen diese US- und NATO-Provokation vor und auf dem TrÜbPlatz protestiert.
Hier wird auch Häuserkampf trainiert, auf Schießbahnen nahe der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen laut geknallt und unsere Gedenkfeiern auf den 3 sowjetischen Kriegsgefangenen-Friedhöfen, werden aus sog. Sicherheitsgründen auf den Zufahrtswegen mit Rede- und Fahnenverbot belegt. Militär und Demokratie passt eben nicht zusammen!!
Mit Frank Bsirske und vielen anderen bin ich für ein 100 Mrd.-Sondervermögen für Pflege, Bildung, soziale Sicherung und erneuerbare Energien.
Unser ver.di-OV-Heidekreis gehörte am 17.3.22 zu den ersten, die einen solchen Antrag beschlossen haben. In der Pflege gibts schon praktische Initiativen das durchzusetzen.
Healthcare not Warfare!
Ich mach mal Schluß, und habe für euch noch 2 Infos aus unserem Friedenskampf. Den beschlossenen ver.di-Antrag und den flyer der Initiative Biosphärengebiet.
Habt keine Angst, eure Friedensmeinung laut zu sagen!
Wir sind fürs Soziale fix, für die Rüstung kriegen die nix!
Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger folgten in diesem Jahr der Einladung des breiten Bündnisses um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA auf die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus.
Der Hauptredner, Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Wolfsburg, erinnerte an die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker, der den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ bezeichnet hatte. Seit dieser Zeit habe man gelernt, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs die Befreiung von Rassismus, Antisemitismus und Diktatur bedeute. Er forderte ein Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und nannte es schrecklich, dass dort Nachfahren der Menschen gegeneinander kämpfen, die Deutschland die Befreiung gebracht hatten.
Viel Anerkennung fand der Beitrag von Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und die stimmungsvolle musikalische Begleitung der Gedenkfeier durch das Saxophonensemble der Musikschule Wolfsburg.
Die Wolfsburger VVN-BdA ehrte auch an weiteren Orten die Opfer der Nazidiktatur. So schmückte sie das Relief an der BBS I, das an den Standort des sogenannten „Kinderheimes“ des Volkswagenwerkes erinnert, mit roten Nelken. Das Relief hatte die VVN im Jahr 2013 gemeinsam mit dem IG Metall-Ortsteil und Schülerinnen und Schüler der Berufsschule angebracht. Allein hier waren mehr als 75 Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen umgekommen. Die Vorsitzende der Wolfsburger VVN, Mechthild Hartung, sagte dazu: „Ich finde es nur schwer erträglich, dass einer der Hauptverantwortlichen für den Tod dieser Kinder und ihrer Mütter, an die wir heute Vormittag auf der Gedenkstätte erinnert haben, nämlich Porsche, in dieser Stadt immer noch mit der Benennung der Hauptgeschäftsstraße und mit einem Denkmal vor dem Rathaus geehrt wird. Die VVN-BdA Wolfsburg wird weiterhin daran arbeiten, dass Gedenken auch sichtbare Folgen und Konsequenzen hat. Dazu gehört auch, dass endlich mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes am Laagberg begonnen wird!“ A.H.
Seit vielen Jahren organisiert ein breites Bündnis um den „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ mit Beteiligung der VVN-BdA die Gedenkfeier anlässlich des 8. Mai auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Wir gedenken dort auch der mehr als 350 Säuglinge und Kleinkinder, die Porsche auf dem Gewissen hat (siehe Zeichnung). Sie starben im sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“.
Im letzten Jahr hatte der Hauptredner, der Historiker Prof. Dr. Manfred Grieger, Koautor der Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, von der Stadt gefordert, endlich mehr Engagement in der Erforschung der lokale Widerstandsgeschichte zu zeigen.
In diesem Jahr wird Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Wolfsburg, die Hauptrede halten. Der Aufruf unter dem regelmäßigen Motto „Schluss mit den Kriegen – Nie wieder Faschismus“ hat in diesem Jahr leider bedrückende Aktualität. Er kann unten gelesen werden.
Weitere Mitwirkende an der Gedenkveranstaltung ab 11.45 Uhr an der Gedenkstätte, Werderstraße/Lydia- Stowbun-Weg, sind Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Fallersleben und das Saxophonensemble der Musikschule Wolfsburg.
Die VVN-BdA Wolfsburg und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen laden am 25. April zum Italienischen Nationalfeiertag in Wolfsburg ein. Unter dem Motto „Nulla è dimenticato e nessuno“ („Nichts ist vergessen und niemand“) wird der Film „Die Geige aus Cervarolo“ (italienischer Film mit deutschen Untertiteln) gezeigt. Außerdem werden Fotos präsentiert und eine Diskussion mit Michael Quelle und Oliver Kogge aus Stade angeboten.
Oliver Kogge berichtet über die Familie Cervi und stellt heutiges Gedenken vor. Michael Quelle benennt Kriegsverbrechen der Wehrmachtselitedivision ‚Hermann Göring‘ in Italien und schildert die Suche nach den Tätern.
Beginn ist um 18 Uhr im Centro Italiano, Goethestr.48, 38440 Wolfsburg
Nach zweijähriger, coronabedingter Pause hat mit ca 300 Teilnehmer*innen in Wolfsburg wieder ein Ostermarsch stattgefunden, zu dem der DGB-Stadtverband und die VVN-BdA Wolfsburg gemeinsam aufgerufen hatten (Foto).
Unten kann die Rede nachgelesen werden, die die VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung auf dem Sara-Frenkel-Platz hielt. Der Platz trägt ein Denkmal für die Zwangsarbeiter*innen in der damaligen „KdF-Stadt“. Er ist nach einer polnischen Jüdin benannt, die sich unter falscher Identität unerkannt besonders für die Babys und Kleinkinder der Zwangsarbeiterinnen eingesetzt hat. Mehr als 350 von ihnen sind in dem sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich umgekommen.
Rede der VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung
Sehr verehrte, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
es ist schön, dass ich als VVN-BdA-Vertreterin am Sara-Frenkel-Platz sprechen kann, denn Sara Frenkel war im Faschismus mit falscher Identität als polnische Jüdin in die Höhle des Löwen, in die damalige „Stadt des KdF-Wagens“, geflohen. Sie hatte sich als ‚Krankenschwester‘ besonders um die Babys der Zwangsarbeiterinnen aufopfernd gekümmert. Vielleicht auch um Juri, von dem wir gleich mehr hören werden. In diesem Jahr wird Sara Frenkel 100 Jahre alt!
Ich freue mich, Euch ein besonderes Grußwort verlesen zu können. Es stammt von Juri Vasyunets, einem der drei Überlebenden, den viele von Euch noch von 8. Mai-Gedenkveranstaltungen kennen.
„Liebe Freunde in Wolfsburg,
ich spreche aus der Ukraine zu Euch. Meine Eltern wurden nach Nazi-Deutschland in das Dorf Barwedel deportiert und ich wurde am 6.Juni 1943 in einer Art Krankenhaus in einer Baracke in der „Stadt des KdF-Wagens“ geboren. Dieses Jahr werde ich 79 Jahre alt. Nur einen Monat nach meiner Geburt wurde ich meinen Eltern gewaltsam weggenommen und zu dem sog. „Säuglings -und Kinderpflegheim“ Rühen verschleppt. Die Bedingungen dort waren so schlecht, dass mehr als 350 Babys starben. Nur drei überlebten – ich war eins davon.
Ich hatte das Glück eine Familie gründen zu können und möchte Ihnen von dem Dorf aus, in dem ich heute wohne, sagen: Krieg ist niemals eine Lösung! Krieg zerstört das Leben und die Zukunft von so vielen Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben, zu arbeiten und sich zu entwickeln.
Das Geld für Waffen sollte für Schulen, Krankenhäuser, Parks, Jugendherbergen und internationalen Austausch der Jugend verwendet werden, damit das internationale Verständnis wächst anstelle von nationaler Blindheit.“
Dem kann ich mich nur aus vollem Herzen anschließen!
Dieser völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist in jeder Hinsicht eine Katastrophe: politisch, ökonomisch, ökologisch und humanitär. Er verursacht unerträgliches Leid vor allem für die Zivilbevölkerung, die Unwiderbringliches verliert – vielleicht eine Mutter, ein Kind -, – einen Vater -, vielleicht eine Wohnung, deren Wände von glücklichen Stunden erzählen könnten – vielleicht sorgsam bewahrte Kinderzeichnungen oder Fotos…
Mit Brecht sage ich:
Häuser sollen nicht brennen!
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein!
Leben soll keine Straf‘ sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner soll müssen töten einen.
…
(Bitten der Kinder, 1951)
Schon immer wurden für die Rüstung Milliarden verschwendet, die im sozialen Bereich fehlen. Nun soll die Hochrüstung unter Ausnützen des Angriffskriegs Russlands vervielfacht und sogar im Grundgesetz festgeschrieben werden! Wir sagen dazu NEIN!
Im Appell „Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!“, der kürzlich von zahlreichen Wissenschaftler*innen und Friedensforscher*innen verabschiedet wurde, heißt es sehr richtig dazu:
„Wir sind konfrontiert mit Krieg und unendlichem Leid, mit Flucht, mit Armut und sozialer Unsicherheit, -wir sind konfrontiert mit einer globalen Pandemie, die aufgezeigt hat, wie sehr unsere Gesundheitssysteme auf Kante genäht sind, … und mit einer Klimakatastrophe, die genauso wenig vor Staatsgrenzen Halt macht und immense Investitionen in Zukunftstechnologien und soziale Abfederung erforderlich macht. Die auf Jahrzehnte geplante Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht, macht unsere Welt nicht friedlicher und nicht sicherer. Wir können sie uns im Namen der Zukunft nicht leisten!“
Dem stimme ich voll zu und ich bin deshalb sehr enttäuscht, dass im zuletzt verabschiedeten DGB-Beschluss die gigantischen Rüstungsprojekte nicht mehr, wie zuvor, infrage gestellt werden.
Begrüßenswert ist, wenn unser Oberbürgermeister am Tag des „Mayors for Peace“ – ich freue mich, dass wir dazu gehören – die Fahne hochzieht und einige Worte dazu sagt. Was aber ist mit den Bundesabgeordneten aus unserer Stadt? Werden sie im Bundestag für das 100-Milliarden-Paket und für die jährliche Erhöhung der Rüstungsausgaben auf über 2% des Bruttoinlandsproduktes stimmen? Wir geben ihnen von diesem Ostermarsch mit: Nicht in unserem Namen!
Vor vierzig Jahren, mitten im Kalten Krieg, wurde der sogenannte „Palme-Bericht“ veröffentlicht. Er zielte darauf ab, durch das entspannungspolitische Konzept der gemeinsamen Sicherheit zur Überwindung des Ost-West-Konflikts beizutragen. In dem Bericht wurde dieses Anliegen knapp und bündig auf den Punkt gebracht: „Der Frieden in der Welt muss sich auf ein Engagement für das gemeinsame Überleben statt auf die Drohung durch gegenseitige Auslöschung gründen.“ Die Kernbotschaft hat nichts an Relevanz verloren.
Das sukzessive Vorrücken der Nato Richtung Osten – entgegen dem Versprechen z.B. Genschers – sowie die ständige Erhöhung der Rüstungsausgaben sind das Gegenteil von „Engagement für das gemeinsame Überleben“.
Dieser Krieg hätte verhindert werden können!
Für mich bleibt es dabei:
Die Waffen nieder!
Stoppt den Krieg in der Ukraine!
Stoppt das 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm!
Zum Schluss möchte ich Euch einen besonderen Mandelblütenzweig zeigen: Er ist einerseits Zeichen des mörderischen Krieges der USA gegen das kleine Vietnam, der genauso desaströs endete, wie der Krieg gegen das kleine Land Afghanistan. Und er ist Zeichen der Hoffnung. Dieser Mandelzweig wurde von vietnamesischen Kindern, die mit schwersten Einschränkungen leben müssen, hergestellt. Ihre Mütter waren durch das Nervengift Agent Orange vergiftet worden. In einem Reha-Zentrum lernten die Kinder u.a. die Herstellung solcher Seidenpapierblumen. Welch schönes Bild dafür, dass auch nach einem brutalen Krieg Zukunft möglich ist.
Nach zweijähriger, coronabedingter Pause ruft der DGB-Stadtverband in diesem Jahr wieder gemeinsam mit der VVN-BdA zum Ostermarsch in Wolfsburg auf unter dem diesjährigen Motto:
• Christian Berndt (Superintendent (Wolfsburg-Wittingen)
• Paul Marginean (JAV Neuland)
• Flavio Benites (IG Metall Wolfsburg)
• Michael Kleber (DGB-Region SON)
• Bastian Zimmermann (DGB Stadtverband)
Im Anschluss demonstrieren wir zurück zum Gewerkschaftshaus und beenden den Ostermarsch bei Getränken und Imbiss mit Gesprächen im Innenhof.
Dort wird auch der Fries mit quadratischen Friedens-Tontafeln weitergeführt. Seit 2014 werden sie als Dokumentation stattgefundener Ostermärsche an Betonquadern angebracht.
Trotz Protesten hat die städtische Baugesellschaft Neuland den Bau eines Einkaufszentrums am Standort des ehemaligen KZ Laagberg durchgezogen.
Nach anhaltenden Auseinandersetzungen mit der Zivilgesellschaft hatte die Stadt Wolfsburg als Kompromiss im Sommer 2017 den Bau eines „Lern- und Gedenkortes“ in der Nähe des KZ-Standortes beschlossen, der dann zwischen Tankstelle und Lidlmarkt liegen wird (wir berichteten mehrmals). Dessen Realisierung scheint sich aber nun wegen der drastischen Verschlechterung der städtischen Finanzen (VW-Abgasbetrug, Corona-Einbußen) in unbestimmte Zukunft zu verschieben.
Die VVN-BdA Wolfsburg wird in ihren Forderungen nach Realisierung dieses „Lern- und Gedenkortes“ nicht nachlassen und mit geeigneten Aktionen nachhelfen. So wurde bereits am 7.4.20 vor dem Einkaufszentrum daran erinnert, dass genau vor 75 Jahren von hier aus der Todesmarsch begann, der hunderten noch lebenden KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende einen qualvollen Tod brachte.
„Wir werden mit Bündnispartnern auch durchzusetzen versuchen, dass vor dem Einkaufszentrum eine Stolperschwelle an die Geschichte erinnert,“ so Alfred Hartung vom KV Wolfsburg. Vom Fortgang dieses Kampfes um die Erinnerung werden wir kontinuierlich berichten. MH
Am Nachmittag des 8. März hatte ein Bündnis aus den Wolfsburger Jugendorganisationen der Jusos, der Linksjugend Solid und der Grünen Jugend zu einer Aktion unter dem Glasdach in der Porschestraße eingeladen. „Die Ungleichbehandlung und Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist leider immer noch Realität“ heißt es in ihrem Aufruf.
Vor gut 20 überwiegend jungen Menschen prangerten die Rednerinnen unhaltbare Zustände an, die auch von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Rassismus geprägt sind.
Die VVN-BdA Wolfsburg war zu einem Redebeitrag eingeladen worden (siehe Foto). Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung berichtete über den leider oft zu wenig gewürdigten Widerstand von Frauen gegen den Faschismus in Deutschland und Europa. Sie enthüllte während ihrer Rede die Tonplastik der jungen Kommunistin Grete Walter, deren Porträt auf einem Sockel mit Szenen aus ihrem kurzen Leben steht (siehe Foto). Grete war schon mit 22 Jahren wegen ihres Widerstandes in Berliner Gestapohaft gefoltert worden und hatte sich 1935 in einer Folterpause aus dem Fenster gestürzt, um keine Genoss*innen zu verraten. Diese Rede mit bildlicher Geschichtsvermittlung machte jungen Antifaschist*innen sichtbar Eindruck.
Für Samstag, den 26.2., hatte die niedersächsische Coronaleugner-Szene ins beschauliche Gifhorn eingeladen. Nach Schätzungen des NDR (siehe Link unten) rotteten sich 2500 Anhänger vor dem Gifhorner Schloss zusammen, um ihre obskuren Theorien zu verbreiten. Auch die rechte Szene war vertreten.
Aber auch der Protest war da: Aufgerufen vom Gifhorner Bündnis „Bunt statt Braun“ trafen sich unter dem Motto „Gifhorn lässt sich nicht den Aluhut aufsetzen“ ca. 300 BürgerInnen vormittags auf dem zentralen Schillerplatz, die VVN-BdA mitten dabei. Und auch die von der Polizei abgeschirmte Zusammenrottung nachmittags vor dem Schloss, wurde mit Protest begleitet. Das Bündnis hatte zu einer lautstarken „Aluhutsafari“ aufgerufen.
Zwar konnte die Coronaleugner-Zusammenrottung nicht verhindert werden, aber der Widerstand dagegen hält an und sollte gerne auch in der „Provinz“ noch stärker werden. A. Hartung
Für Freitag, den 25.2., hatten die Wolfsburger Jugendverbände Grüne Jugend, Jusos und Junge Liberale (JuLis) zu einer Protestaktion gegen den Einmarsch russischer Truppen vor das Rathaus eingeladen. Entsprechend der Aufforderung durch die VVN-BdA-Bundesorganisation, sich an Friedensaktionen zu beteiligen, nahm auch die Wolfsburger VVN-BdA daran teil (Foto).
Wie in der Einladung der Jugendverbände aufgefordert, hatte auch die VVN-BdA Wolfsburg einen Redebeitrag durch ihre Sprecherin M. Hartung angemeldet. Dieser Redebeitrag war aber von den JuLis nicht gewünscht und konnte deswegen nicht gehalten werden – sehr liberal die JuLis.
Reaktion eines Juso-Mitglieds: „Nächstes Mal organisieren wir das mit der Grünen Jugend, den Falken und der Linksjugend – und dann kommst Du zu Wort!“
Der nicht gehaltene Beitrag kann nachfolgend gelesen werden. Text: Alfred Hartung
Redemanuskript von M. Hartung
ANREDE
ich spreche für die VVN-BdA, die älteste und größte antifaschistische Organisation, die 1947 gegründet wurde und 1949 schon mit diesem Logo zum Frieden mahnte. Es drohte unter Adenauer die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.
Mit Reiner Braun und Willi van Ooyen fordern wir:
Die Waffen nieder – nein zum Krieg!
Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine. Für Krieg gibt es keine Rechtfertigung. Die Mitschuld des Westens besonders der USA und der NATO rechtfertigen keinesfalls diese militärische Aggression.
Krieg ist kein Mittel zum Lösen von Konflikten und ist auch keine Lösung, wie z.B. Afghanistan zeigt.
Die Bombardierungen müssen sofort gestoppt werden. Notwendig ist ein umfassender Waffenstillstand, der Rückzug aller Truppen und ein Zurück an den Verhandlungstisch.
Politische Reaktionen des Westens sollten auf die Wiederaufnahme von Gesprächen gerichtet sein, weiteren Hass und Konfrontation vermeiden und nicht die Bevölkerung Russlands treffen. Deswegen lehnen wir Sanktionen ab.
Ich zitiere aus der Erklärung der VVN-BdA vom 24.2.:
„Einen langfristigen Frieden in Europa wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden. Wirtschaftliche Kooperation und kultureller Austausch auf Augenhöhe zwischen großen und kleinen Staaten können die Wunden der Geschichte heilen. Deutschland als Nachfolgestaat des NS-Regimes trägt dafür eine besonders große Verantwortung. Die Waffen nieder!“ Zitat Ende.
Es gibt keine militärische, sondern nur eine politische Lösung auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit.
NEIN! Zu immer größeren Rüstungsausgaben!
Für eine Politik der gemeinsamen Sicherheit!
Es gibt keine vernünftige Alternative zu Dialog und Kooperation.
Auch an diesem 27. Januar haben bei einer Mahnwache auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ an der Werderstraße die Wolfsburger Gruppen SJD Die Falken, die Jusos , die solid Jugend und die VVN-BdA gemeinsam an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnert. Hier sind 476 Opfer des Naziterrors in der damaligen „KdF“-Stadt begraben. Trotz widrigster Wetterbedingungen waren ca 20 Menschen erschienen. Mehr waren durch die Corona-Auflagen nicht zugelassen.
Mechthild Hartung von der VVN-BdA erinnerte daran, dass noch im Sommer 1944 VW-Werksleiter Porsche bei SS-Reichsleiter Himmler ungarische Jüdinnen und Juden zur Fronarbeit anforderte. Daher galt ein besonderes Gedenken in diesem Jahr an den drei Gräbern den ungarischen Jüdinnen, die im KZ unter der Halle 1 des VW-Werkes gestorben sind. Eine Lesung aus dem schon 1986 von Klaus-Jörg Siegfried veröffentlichten Buch „Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im VW-Werk 1939-1945“ machte deren schreckliches Leben und Sterben nur wenige Monate vor der Befreiung von Auschwitz deutlich. Wo die weiteren jüdischen Todesopfer begraben sind, ist den Veranstaltern unbekannt.
„Die Erinnerung an die Verbrechen in Auschwitz, aber auch hier darf nicht enden und muss die heutige Generation zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst“, so Hartung in ihrem Redebeitrag. Auch die Versuche rechter Gruppen, bei den sog. Corona-Protesten Vergleiche mit der Verfolgung von Antifaschist*innen im Nazi-Reich anzustellen, seien geradezu widerlich. Vor diesem Hintergrund sei auch die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit, wie es im Koalitionspapier der Ampelparteien anklingt, in Gänze zurück zu weisen.
Der Redner der Jusos machte bekannt, dass er und die Wolfsburger VVN-Vorsitzende M. Hartung kürzlich von aggressiven Teilnehmern des letzten „Montagsspaziergangs“ massiv bedroht worden seien, als sie nach der Menschenkette (zum Gedenken an die Corona-Toten) die Veranstaltung verlassen wollten. „Aber wir lassen uns von diesen Schwurblern nicht einschüchtern und werden weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, um unsere Demokratie vor der Gefahr von Rechts zu schützen. Das hat für uns höchste Priorität.“
Drei Antifaschist*innen trugen zum Abschluss das auf Jiddisch gesungene Lied „Still“ vor, das vom Widerstand jüdischer Partisan*innen in der besetzten UdSSR handelt. So endete diese – trotz Pandemieauflagen organisierte – gelungene Mahn- und Gedenkveranstaltung würdig. Auch an der Stelle des ehemaligen „KZ Laagberg“ wurde die Erinnerungsstele anschließend in das Gedenken einbezogen. AH
Diese Worte schrieb der Belgier Arnould van de Walle am 16. Juni 1944 in einem Abschiedsbrief an seine Familie. Die Informationsstele mit seinem Foto wurde mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung und Medienpräsenz am 13.1.2022 an der NS-Gedenkstätte Buchhorst-Braunschweig enthüllt.
Sie erinnert an die Hinrichtungen von Deserteuren und Widerstandskämpfern in der NS-Zeit, die in der ehemaligen Schießanlage abseits im Wald statt fanden. Die Gedenkveranstaltung war nach einem Brandanschlag auf die Stele fünf Tage vor der geplanten Übergabe im Dezember auf Januar verschoben worden – wir berichteten am 13.12.21.
Die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Frau Dr. Elke Gryglewski, betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung solcher Erinnerungsstätten. Sie zeigten, dass der Terror der Nazis nicht ausschließlich in den großen Lagern stattfand, sondern überall im Land sichtbar war. Und das die meisten Deutschen leider weggeschaut oder sogar mitgemacht hätten. Sie dankte der Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Martina Staats, für diese schnelle „Antwort“ auf den Anschlag. In der JVA Wolfenbüttel waren viele der in Buchhorst-Braunschweig Ermordeten zuvor eingekerkert.
Auch der niedersächsische Kultusminister Hendrik Tonne führte in seiner Rede aus, dass gerade der Brandanschlag die Notwendigkeit solcher Gedenkstätten deutlich mache. Das reaktionäre Gedankengut zeige sich damit gerade jetzt wieder erschreckend deutlich.
Für die VVN-BdA Niedersachsen legten die Sprecher*innen Mechthild Hartung und Michael Rose-Gille ein Gebinde nieder. Auch die Braunschweiger Gruppe des Motorrad-Clubs „Kuhle Wampe“ bezeugte ihre Verbundenheit mit den ermordeten Deserteuren und Widerstandskämpfern durch ein Blumengesteck. AH
Zum wiederholten Male haben sich Reaktionäre und Neonazis Braunschweig als Aktionsfeld ausgesucht.
Nach der Nazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ kurz vor Weihnachten, wollte diesmal am 8.1. die AfD ihre reaktionäre Ideologie den Braunschweiger*innen mit einem „Marsch für die Freiheit“ nahebringen. Sie schmeißt sich dabei an die sog. Montagsspaziergänge heran und redet von einer „Corona-Diktatur“.
„Dass die AfD in diesem rechten Umfeld nach neuen Wähler*innen sucht, überrascht nicht“, wird dazu der Sprecher des Braunschweiger Bündnis gegen Rechts, Sebastian Wertmüller, in einer Pressemitteilung zitiert.
In mehreren kämpferischen Redebeiträgen verschiedener Organisationen – z.b. „Seebrücke“, „Omas gegen Rechts“, „in progress“ und vom DGB-Region SüdOstNds – wurde immer wieder betont: „Sie werden in Braunschweig nicht durchkommen!“ Die Vertreterin der „Omas gegen Rechts“ war empört, dass die AfD „mit offen rechtsradikalen Parolen von so vielen gewählt wird, und dass diese Weidels und Höckes und Chrupallas mit Schlips und Anzug hinter und vor sich Schlägertrupps mit offen nationalsozialistischen Parolen versammeln.“
Die von der AfD angekündigten 500 „Freiheitsmarschierer“ kamen zur Freude der Demokrat*innen bei weitem nicht zusammen. Genau 56 Gestalten sammelten sich am Rande des Schlossplatzes, geschützt von einem mächtigen Polizeiaufgebot – mindestens 43 sichtbare Polizeimannschaftswagen wurden gezählt.
„Ohne die Polizei habt ihr keine Chance“ und „Ganz Braunschweig hasst die AfD!“ waren dazu die passenden Demorufe aus dem Antifa-Block. Die VVN-BdA e.V. wird weiterhin den Widerstand stärken. AH
Als PR-Aktion zum neuen Motto „geschlossen-weltoffen“ des „Schulterschluss der Wolfsburger Demokrat*innen“ hatte das Bündnis im Herbst 2021 eine Hauswand am Stadteingang von Wolfsburg mit seinem neuen Logo versehen: Ein stilisiertes Herz, das zufällig in etwa die Grenzen der Kommune Wolfsburg zeigt. Die Aktion wurde in Presse und Öffentlichkeit mit viel Wohlwollen aufgenommen.
Anfang Dezember war die Hauswand mit dem Schriftzug „NATIONAL“ beschmiert worden (siehe Foto oben). Die Täter/innen waren beim Sprayen wohl gestört worden. Auf jeden Fall ist aber ersichtlich, dass sie gegen das Motto „weltoffen“, das auf der Hauswand zu lesen war, anstinken wollten.
Die VVN-BdA Wolfsburg hat als Mitgliedsorganisation im „Schulterschluss“ sowohl städtische Stellen als auch die Sprecher des „Schulterschluss“ mehrmals gebeten, die Provokation entfernen zu lassen, was auch mehrmals zugesagt wurde. Als aber nichts geschah, haben Mitglieder der Wolfsburger VVN-BdA am Silvestertag beherzt zu Farbe und Rolle gegriffen (siehe Foto unten). „Schließlich wollen wir das Neue Jahr ordentlich und ‘beherzt‘ demokratisch beginnen. Alles muss eben selbst gemacht werden“, so eine Teilnehmerin.
Die VVN-BdA Braunschweig hatte mit einem offenen Brief den Oberbürgermeister und Magistrat der Stadt aufgefordert, den für 18.12. angekündigten, erneuten Aufmarsch der Nazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ nicht zuzulassen – siehe unsere Meldung vom 13.12. Erfreulicherweise hatte dann das Braunschweiger Ordnungsamt den Marsch untersagt und ausschließlich eine stationäre Kundgebung der Nazis am Bahnhof erlaubt. Leider haben das VG und OVG Lüneburg das Verbot wieder gekippt und den Nazimarsch zugelassen.
Doch erneut blieb die rechte Hetze in Braunschweig nicht unbeantwortet. Mehr als 300 Antifaschist*innen protestierten lautstark mit Demonstration und Kundgebungen am Bahnhof und dem Nazi-Zielpunkt im westlichen Ringgebiet gegen die Faschisten.
Erfreulich war die starke Beteiligung von jungen Menschen – siehe Fotos. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, sagte dazu die VVN-Landessprecherin Mechthild Hartung. „Deswegen werden wir immer wieder da sein und uns den Nazis in den Weg stellen, auch wenn es kurz vor Weihnachten nicht immer ganz einfach ist. Ich finde es unerträglich, dass die Gerichte der begründeten Untersagung der Stadt Braunschweig nicht gefolgt sind. Mich erschreckt, dass sich die Nazi-Provokationen am Ende der Weimarer Republik mit gerichtlicher Duldung heute zu wiederholen scheinen“. MH
„Kein Gott, kein Staat! – Kein Patriarchat!“ – dieser und andere Slogans wurden am 25. November unter anderem in Wolfsburg am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ lautstark skandiert.
Anlässlich des jährlich wiederkehrenden Gedenk- und Aktionstages zur Bekämpfung von Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen hatten die SJ Die Falken zum Protestmarsch aufgerufen. Etwa 40 überwiegend junge Menschen beteiligten sich mit ideenreichen Slogans und Transparenten daran.
Auf Kundgebungen vor dem Hauptbahnhof und in der Fußgängerzone wiesen die Rednerinnen auf das erschreckende Gewaltpotential gegen Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft hin, das durch unzureichende Wohnverhältnisse unter Pandemie-Bedingungen noch potenziert wird.
Die Rednerin der VVN-BdA Wolfsburg, eine junge Mutter, erinnerte an das Schicksal und den Tod von Widerstandskämpferinnen und Zwangsarbeiterinnen im Frauen-KZ Ravensbrück, die vielen der jungen Teilnehmerinnen in ihrer Bildungslaufbahn wahrscheinlich nicht oder nur ungenügend nahegebracht wurden.
„ … Ich erzählte Euch vom Leiden der Frauen im KZ Ravensbrück in der Hoffnung und festen Überzeugung, dass wir heute alle Teil der Lösung werden, sind und bleiben. Dass wir zuhören und lernen, uns weiterentwickeln und gegenseitig stärken. Dass wir hinsehen und aktiv werden. Auf dass dieser eine Gedenktag von vielen nicht ein weiteres jährliches Symbol der Phantasie einer gerechteren und sichereren Zukunft bleibt. …“
Nach den vier kürzlich durchgeführten Antifa-Stadtführungen per Fahrrad bieten die VVN-BdA Wolfsburg und die IG Metall Wohnbezirke eine Filmreihe im Rahmen der Aufklärung gegen Rechts und anlässlich des Erinnerungsjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben“ an. Die Aufführungen finden immer donnerstags um 17 Uhr im Gewerkschaftshaus statt. Anschließend ist eine Diskussion bei kleinen Snacks geplant.
Folgende Filme werden angeboten:
1. Am 23.09., 17 Uhr: Kurt Julius Goldstein, der „Judenkönig von Auschwitz“, Dokumentarfilm, ein Porträt. (Ingrid Strobel)
2. Am 14.10., 17 Uhr: Esther Bejarano, Erinnerungen, Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap – Band gegen rechts, Elena (Valsania u.a.)
3. Am 28.10., 17 Uhr: Ernst Grube, Zeitzeuge; Von einem, der nicht aufgibt (Christel Grube und Ingeborg Weber)
4. Am 25.11., 17 Uhr: Mut zum Leben, die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz (Esther Bejarano, Yehuda Bacon, Eva Puztai – Fahidi, Greta Klingsberg, Christa Spannbauer und Thomas Gonschior)
Die Teilnahme ist kostenlos. Es gelten die dann veröffentlichten Pandemie-Regelungen. Alle Veranstaltungen finden sich auch auf der Homepage des Schulterschluss‘ unter www.geschlossen-weltoffen.de.