Auschwitz-Gedenktag in Wolfsburg: Erinnern um eine Wiederholung zu verhindern

29. Januar 2024


(Interessante) Gespräche am Infostand am 24.Januar. Fotos: Mecki Hartung

Anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz hatte die Stadt Wolfsburg wieder für den 24.1. gemeinsam mit dem Internationalen Auschwitz Komitee (IAK) und dem „Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft“ ins Kulturzentrum Hallenbad eingeladen. Im Foyer des „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“ konnten Wolfsburger Initiativen über ihre Aktivitäten informieren.

Auch die VVN-BdA Wolfsburg war mit einem gut besuchten Infostand vertreten – siehe Foto. In den Mittelpunkt ihrer Information stellte sie die Forderung, dass der geplante Bau des Gedenk– und Lernorts KZ – Außenlager Laagberg sechs Jahre nach dem Ratsbeschluss dazu nun endlich begonnen werden müsse. Das hatte auch eine Delegation französischer Nachkommen der Häftlinge im Oktober letzten Jahres gefordert (siehe unter wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/05/pelerinage-zum-ehemaligen-kz-laagberg/). Dazu sagte Mecki Hartung, die Wolfsburger VVN-Vorsitzende: „Wir hoffen, dass der geplante Besuch von Jean-Michel Gaussot im Februar dafür noch einmal ein Ausrufezeichen setzen wird!“ Jean-Michel Gaussot ist der Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot. Er konnte ihn nicht mehr kennen lernen. Nun will er in Wolfsburg sein in deutscher Übersetzung erschienenes Buch persönlich vorstellen, in dem er sich mit dem Schicksal seines Vaters auseinandersetzt (siehe wolfsburg.vvn-bda.de/2024/01/02/buch-veroeffentlicht-ode-an-den-grossen-abwesenden/).

Als damaliger Präsident der „Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN)“ hatte Jean-Michel Gaussot Anfang April 2018 auf Einladung der Wolfsburger VVN-BdA und des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ schon einmal Wolfsburg besucht. Sein offener Brief hatte den Ratsbeschluss zur Errichtung des Gedenk – und Lernortes entscheidend mit angestoßen.

Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK konnte gut 300 Gäste begrüßen. Auch OB Weilmann überbrachte zu Beginn ein Grußwort des Rates und versprach, dass mit der Umsetzung des Ratsbeschlusses zum Gedenk- und Lernort endlich in diesem Jahr begonnen werden solle. Dafür bekam er großen Applaus.

An die Grußworte schloss sich ein anspruchsvolles Programm auf der Bühne des Hallenbades an. Schülerinnen und Schüler verschiedener Wolfsburger Schulen berichteten von persönlichen Eindrücken beim Besuch des KZ Auschwitz und sagten, dass die derzeitigen Proteste gegen die rassistische Politik der AfD sie hoffnungsvoll stimmten. Gerade sie als junge Generation hätten dabei eine besondere Verantwortung dafür, dass sich solche Gräuel nicht wiederholen.

Am Auschwitz-Gedenktag selbst, dem 27. Januar, wurde dann auch auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ in der Werderstraße an die Nazi-Verbrechen in Auschwitz, aber auch in der ehemaligen “Stadt des KdF-Wagens“ erinnert. Auf der Gedenkstätte sind mehr als 470 Opfer v.a. aus Polen und der Sowjetunion begraben, die an den Folgen der Zwangsarbeit im damaligen Volkswagenwerk starben, darunter mehr als 150 Kleinkinder und Babys. Über 50 Bürger*innen nahmen teil, darunter eine große Gruppe Schüler*innen der Gesamtschule Westhagen. Fünf von ihnen trugen selbstverfasste Texte vor, die vor Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit warnten.

Städtische Gliederungen, die IG Metall und zivilgesellschaftliche Initiativen, darunter auch die VVN-BdA Wolfsburg, legten vor dem von der Sowjetarmee 1946 errichteten Mahnmal Kränze und Gebinde ab. „Es ist gut und wichtig, dass das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee in würdiger Form erhalten bleibt“, so die VVN-Kreisvorsitzende Mecki Hartung zu den Veranstaltungen in Wolfsburg. „Wir als VVN-BdA sehen diese Erinnerungsarbeit und unsere Beteiligung daran als Unterstützung gegen die rassistische Hetze der AfD. Für uns gilt: Erinnern, Mahnen, Handeln!“ A. Hartung

Auch in Braunschweig: Tausende auf der Straße gegen die AfD

24. Januar 2024

Auch in Braunschweig haben am 20. Januar tausende Menschen gegen die unverschämte Hetze und gegen die Deportationspläne der AfD und anderer Neonazis demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter – „Braunschweiger Bündnis gegen Rechts“ und Stadtschülerrat – waren nahezu 20.000 Menschen auf dem Schlossplatz, darunter auch viele Wolfsburger Bürger:Innen (siehe Foto).

Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mecki Hartung sagt dazu während der Kundgebung: „Ich bin glücklich, weil auch in unserer Region so viele Menschen gegen die AfD-Hetze öffentlich protestieren. Gerade erst haben wir im Wolfsburger Rathaus die Ausstellung „GRENZERFAHRUNGEN. Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ eröffnet (siehe unseren vorherigen Homepage-Beitrag). Die Ausstellung zeigt mit eindrücklichen Fotos und Infos: Kein Mensch verlässt zum Spaß seine Heimat. Schon gar nicht, um eventuell hier Sozialhilfe bzw. ‚Bürgergeld‘ zu bekommen. Davon kann man sowieso nur mehr schlecht als recht leben. Diese Kundgebungen und Demos im ganzen Land sind super wichtig für ein weltoffenes, demokratisches und humanes Deutschland!

Ich verstehe die Proteste aber auch als Mahnung an die Regierungskoalition und die CDU, nicht weiter durch ihre Politik des Sozialabbaus und der Abschiebeverschärfung das zu tun, was auch die AfD wünscht.“

Weitere Fotos und Berichte über die Kundgebungen in Braunschweig und anderen niedersächsischen Städten kann man unter folgendem Link einsehen:

https://www.ardmediathek.de/video/hallo-niedersachsen/starkes-zeichen-gegen-rechts-zehntausende-demonstrieren/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9jM2FkYTMxYi04MGQ4LTRmYTMtYjc0OC1kYmM5NDE4OTk0YWE

Foto: M. Hartung

Ausstellung „Grenzerfahrungen“ im Wolfsburger Rathaus

17. Januar 2024

Mecki Hartung führt in die Ausstellung ein.
Foto: Alfred Hartung

Im Foyer des Wolfsburger Rathauses ist am Dienstag, den 9.1.24, die Pro Asyl- Ausstellung „GRENZERFAHRUNGEN. Wie Europa gegen Schutzsuchende aufrüstet“ eröffnet worden. Sie ist ein Kooperationsprojekt des städtischen Integrationsreferats und der Flüchtlingshilfe Wolfsburg. Die Ausstellung ruft dazu auf, die zunehmende Militarisierung an den europäischen Außengrenzen sowie die Verletzung der Menschenrechte von Geflüchteten zu stoppen.

Es geht bei dieser Frage nicht nur um Flüchtlingsrechte, sondern es geht letztlich darum, wie unsere Gesellschaft aussehen soll: Eine Gesellschaft, die auf Ausgrenzung, Abschottung und autoritäre Strukturen setzt – oder die weltoffen, demokratisch und human ist.

Vor gut 30 Anwesenden eröffneten die Stadträtin Iris Bothe, Dezernentin für Jugend, Bildung und Integration, Irina Reschke, Leiterin des Integrationsreferats, und Mechthild Hartung, Mitglied im Vorstand der Flüchtlingshilfe Wolfsburg und Kreisvorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg mit kurzen Statements die Ausstellung. Der Beitrag von Mechthild Hartung kann unten nachgelesen werden.

Viel Aufmerksamkeit bekam auch Günther Schütte, ebenfalls im Vorstand der Flüchtlingshilfe Wolfsburg, der mehrere ehemalige Geflüchtete vorstellte, die gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Wolfsburg viel für die Integration von Geflüchteten tun. Sie geben Schwimmunterricht, helfen beim Spracherwerb und bei Behördengängen und der Wohnungssuche. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die erfolgreiche Integration als eine Bereicherung für unsere ganze Gesellschaft erweist.

Die Ausstellung im Wolfsburger Rathaus kann noch bis 23.1. besucht werden. Alfred Hartung

Rede Mecki Hartung

Sehr verehrte, liebe Anwesende,

zunächst möchte ich dem Integrationsreferat, insbesondere Frau Reschke, für ihre Arbeit danken.

Diese Pro Asyl-Ausstellung hier in der Rathaushalle zu zeigen, bedeutet, sich unmissverständlich auf die Seite von Geflüchteten zu stellen und sich genauso eindeutig gegen die brutalen Abwehrmaßnahmen der EU und auch unseres Landes zu wenden.

Der Rechtsentwicklung kann man nicht begegnen, indem man selbst nach rechts rückt oder schweigt, sondern indem man sich mutig an die Seite von Schutzsuchenden stellt und menschenfeindliche Entscheidungen anprangert.

Schon in der Einladung zur Ausstellung heißt es zutreffend: „Niemand flieht freiwillig. Wenn Menschen sich dazu entscheiden, befinden sie sich oft in einer Situation, die ihnen keinen anderen Ausweg lässt.“

So erschütternd und empörend die in dieser Ausstellung dargelegten Maßnahmen gegen Geflüchtete sind – wir wissen, dass seit dem Gipfel der Schlechtigkeiten im Dezember 2023 die Situation extrem verschärft wurde. Was als „Reform“ gepriesen wird, bedeutet den weiteren Abbau von Menschenrechten und etabliert ein System von Haftlagern auch außerhalb von Europa für fliehende Menschen, die nichts verbrochen haben.

Nach Reformen muss es besser werden!

Das Konzept der „sicheren Drittstaaten“ soll ausgebaut werden. Deswegen befürchten wir neue menschenrechtswidrige Deals mit Diktaturen und autokratischen Regierungen. EU-Länder wollen sich auf diese Weise vom Flüchtlingsschutz freikaufen.

Eines der Tableaus hier gibt Auskunft über die Zusammenarbeit mit der Türkei. Sie bekam

6 Milliarden € für die Errichtung von Lagern für syrische Geflüchtete. „Alle Beteiligten wussten aber: Die Türkei ist für Flüchtlinge kein »sicherer Drittstaat« – wer Schutzsuchende dorthin zurückdrängt oder zurückbringt, bricht Völker- und Europarecht.“ (Zitat Ausstellungstext)

Die Diskussion um Lager außerhalb der EU (z.B. Ruanda und Albanien) und Schnellverfahren werden nun ins Auge gefasst. Schon heute stellen die in der BRD rechtsstaatlich angelegten Anhörungen eine fragwürdige Praxis dar. Wie muss man sich Verfahren in Lagern außerhalb Europas vorstellen?

Der „Flüchtlingspakt“ ist ein Teufelspakt, wie es richtig in diesem Begriff mitschwingt.

Viele hier wissen, dass ich auch in der VVN-BdA aktiv bin. Antifaschismus und Solidarität mit Geflüchteten gehören zusammen.

Am 27. Januar wird der Internationale Auschwitz-Gedenktag begangen. Er erinnert an die Verbrechen des Faschismus und mahnt: NIE WIEDER!

Das heißt doch auch, nicht nur zu beklagen, dass in der Zeit 1933 – 1945 so viele zugeschaut und geschwiegen haben. Sondern es heißt doch heute, nicht wieder zuzuschauen und zu schweigen, wenn täglich Menschen im Mittelmeer einen qualvollen Ertrinkungstod erleiden.

Eine Zahl will ich nennen:

Geschätzt sind im Jahr 2023 2.510 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Das sind mehr Menschen als die Zahl der Schüler:innen und Lehrer:innen der Carl – Hahn – Schule und der IGS Westhagen zusammen.

Unsere Forderung ist: wir brauchen

– sichere Fluchtwege für Menschen, die ihr Land verlassen und

– aktuell mehr Seenotrettung sowie den

– Stopp der Kriminalisierung von Rettenden.

Wir treten ein für eine Gesellschaft, die human und demokratisch ist, die auf der Seite der Schwachen steht, statt deren Rechte abzubauen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Buch veröffentlicht: „Ode an den großen Abwesenden“

2. Januar 2024

Jean-Michel Gaussot, Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot und ehemaliger Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), hatte Anfang April 2018 auf Einladung der Wolfsburger VVN-BdA und des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ Wolfsburg besucht.

Jean-Michel Gaussot hat seinen Vater Jean Gaussot nie kennen gelernt, denn ein halbes Jahr vor seiner Geburt (Oktober 1944) wurde der Vater im besetzten Paris wegen Mitarbeit in der Résistance von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg und von dort in das KZ Laagberg der „Stadt des KdF-Wagens“ deportiert. Jean Gaussot war erst 30 Jahre alt, als er nach Monaten körperlicher Schwerstarbeit im Lager Laagberg im April 1945 im Todeslager Wöbbelin bei Ludwigslust an Entkräftung starb, zehn Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen.

Jean-Michel Gaussot hat die Auseinandersetzung mit dem Schicksal seines Vaters in einem Buch nieder geschrieben, worin er sich in einem fiktiven Zwiegespräch mit seinem Vaters auseinander setzt. In zwei gut besuchten Informations- und Diskussionsveranstaltungen hatte er aus diesem auf Französisch verfassten Buch „Ode au grand absent …“ vorgelesen, (wolfsburg.vvn-bda.de/page/12/).

Die deutsche Übersetzung dieses Buches konnte nun Mitte Dezember 2023 als „Texte zur Geschichte Wolfsburgs, Bd.44“ von Frau Placenti-Grau, Leiterin IZS, Frau Gisela Rühl, Vorsitzende des Vereins „Erinnerung und Zukunft“ und von Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg, der Presse vorgestellt werden.

Im Vorwort zum Buch schreibt Mechthild Hartung: „Jean-Michel Gaussot selbst war seinerzeit nach Wolfsburg gekommen, um den authentischen Ort [des KZs] am Laagberg nach der erfolgten archäologischen Ausgrabung in Augenschein zu nehmen. Anschließend las er im Delphin-Kino vor Schülerinnen und Schülern sowie im Haus der Jugend während einer Abendveranstaltung aus seinem damals gerade in Frankreich erschienenen Buch. Da die Lesungen in der Öffentlichkeit starke Beachtung fanden, entstand die Idee zu einer Übersetzung dieses für den entstehenden Gedenk- und Lernort so wichtigen französischen Dokuments, das aus zahlreichen Quellen aus der familiären Überlieferung gearbeitet ist. Die VVN-BdA setzte sich gemeinsam mit dem Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft e.V. für eine Übersetzung ein und konnte dafür zum einen das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation gewinnen, das für die Realisierung des Buches verantwortlich zeichnet, zum anderen die Volkswagen AG, die einen Teil der Übersetzung finanzierte. Dafür herzlichen Dank!“

Die Intervention der AIN unter ihrem damaligen Präsidenten Jean-Michel Gaussot war mitentscheidend dafür, dass der Rat der Stadt Wolfsburg sich auf einer Sondersitzung im August 2017 zur Errichtung des Lern- und Gedenkort am Laagberg entschlossen hat (wolfsburg.vvn-bda.de/page/14/). Leider musste kürzlich eine französische Delegation, die mit 41 Menschen zum zweiten Mal im Rahmen einer Gedenkfahrt (Pelerinage) auch den Ort des ehemaligen ‘KZ Laagberg‘ besuchte, feststellen, dass die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben (wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/05/pelerinage-zum-ehemaligen-kz-laagberg/). Der Ratsbeschluss zum Bau des Gedenk- und Lernortes liegt sechs Jahre zurück!

Wenn alles gut geht, wird Jean-Michel Gaussot im Frühjahr 2024 noch einmal Wolfsburg besuchen, um sein Buch – jetzt in deutscher Übersetzung – ein weiteres Mal persönlich vorzustellen.

Es bleibt zu hoffen, dass er dann zumindest den Beginn von Bau-Arbeiten am Laagberg in Augenschein nehmen kann.

Aleksandr durfte nur 6 Tage alt werden

28. November 2023

Wolfsburg: Neue Gedenktafel für ermordete Kinder

Das Volkswagenwerk in Wolfsburg hat im Faschismus unter seinen Geschäftsführern Porsche und Piech massenhaft Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlinge, vor allem aus der Sowjetunion und Polen für seine Rüstungsproduktion eingesetzt. Wurden Babys von den meist jungen Zwangsarbeiterinnen geboren, so wurden sie den Müttern bereits nach wenigen Tagen entrissen, damit diese wieder uneingeschränkt für die Produktion zur Verfügung standen.

Die Babys wurden in sogenannten „Ausländerkinder-Pflegeheimen “ des Volkswagenwerkes erst in der damaligen „KdF-Stadt“ und später, nach Unruhen unter den Müttern, im nahen Rühen untergebracht. Dort starben sie aufgrund von mangelhafter Ernährung und katastrophalen hygienischen Verhältnissen oft schon nach kurzer Zeit (wir berichteten mehrfach). Zum Beispiel starb der kleine Aleksandr bereits nach sechs Tagen, exakt am Tag des Gedenkens vor 79 Jahren (Aleksandr Nenko, 15.11.1944 – 21.11.1944).

An der Stelle des „Pflegeheims“ steht im heutigen Wolfsburg eine Berufsschule. An deren Eingang hatte 2013 die VVN-BdA Wolfsburg gemeinsam mit der IG Metall Wolfsburg und der Schulleitung eine Gedenktafel, bestehend aus Relief und erklärender Texttafel, angebracht, die erstmals an das schreckliche Schicksal der Kinder an dieser Stelle erinnerte. Sowohl Relief als auch die Inschrift waren seit damals mehrmals beschädigt und beschmiert worden.

Am 22.11.2023 haben die drei Organisationen nun die erneuerte Texttafel der Öffentlichkeit übergeben (Foto mit Schülern). Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung erklärte dabei: „Ich freue mich, dass heute viele Jugendliche vor Ort sind, die den Staffelstab der Erinnerung und Mahnung, den wir einst von den Überlebenden aus den Konzentrationslagern erhalten haben, hoffentlich weitertragen werden. Jetzt, da rechtes Gedankengut wieder immer stärker um sich greift, ist das wichtiger denn je. Wir müssen viele verschiedene Formen finden – Demos, Bildung, sichtbare Erinnerungsarbeit, um Aufklärung und Widerstand zu verwirklichen.“

Alina Krull, Lehrerin für Politik und Wirtschaft, die mit zwei Kolleg:innen und gut 20 Schüler*innen zur Übergabe gekommen war, ist verantwortlich für das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ an der Berufsschule und will vor dem Hintergrund der dem Tod überlassenen Kinder nun verstärkt Themen der UN-Kinderrechtskonvention im Unterricht behandeln. Sie bedankte sich für den Klassensatz der VVN-BdA-Broschüre zu den beiden Kinderheimen, der bei der Behandlung des Themas hilfreich sein wird (siehe auch wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde).

Auch in den örtlichen Medien wurde die Übergabe der Gedenktafel an der Berufsschule anerkennend gewürdigt, vgl z.B. WAZ vom 22.11.23 und https://www.igmetall-wob.de/meldung/ig-metall-vvn-bda-und-bbs-i-erinnern-an-tote-kinder-in-ns-kinderheim. Text und Fotos: Alfred Hartung

IGM-Antifa-Woche: Antifaschismus bleibt Auftrag

12. November 2023

Foto: M. Hartung

Zum zweitem Mal nach der Corona-bedingten Pause hat die Wolfsburger IG Metall in der Woche um den 9. November wieder ihre traditionelle Antifa-Woche durchgeführt.

Sie startete am Samstag, den 4.11., mit einer Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz. Trotz widrigen Wetters nahmen zahlreiche Kolleg*innen teil. Der 1. Geschäftsführer der IGM, Flavio Benites, begrüßte in seiner Rede auch eine Delegation der Metallgewerkschaft aus Italien. In diesem Zusammenhang betonte er, dass für die Gewerkschaften in ganz Europa Antifaschismus ein wichtiger Auftrag bleibt, um die bedrohliche Rechtsentwicklung in mehreren europäischen Ländern aufzuhalten.

Bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 101 Jahre alt wird. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten. Zuvor hatte sie wiederholt an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen. Sie dankte in ihrem verlesenen Grußwort der IG Metall und den Anwesenden für ihre Aktivitäten.

Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen ein Blumengebinde nieder (siehe Foto 1). Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.

Gedenkstunde auf Friedhof

Am folgenden Sonntag fand auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen statt, auf dem mehr als 300 Babys und Kleinkinder begraben sind. Sie waren im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode gekommen.

Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen gepflegten Zustand kam. Besonders eindrucksvoll waren die Beiträge der Konfirmandengruppe von Propst Dr. Ulrich Lincoln aus Vorsfelde. Die Jugendlichen zitierten u.a. aus den Erinnerungen von Frau Frenkel zu den Zuständen im „Ausländerkinderpflegeheim“, die in der VVN-Broschüre zu Rühen nachgelesen werden können (wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/).

Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder.

Blumen an Erinnerungstafel

Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, wo sich das „Ausländerkinderpflegeheim“ befand, und legte auch dort ein Blumengebinde nieder. Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt – siehe auch dazu die oben genannte VVN-BdA-Broschüre. Die Broschüre kann in geringer Anzahl von der VVN-BdA Wolfsburg bezogen werden.

Foto: M. Hartung

Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem authentischen Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen. Möglich wäre – z..B. zusammen mit Schüler:innen der Haupt- und der Realschule Rühen – die Teilnahme am Tontafelprojekt des VDK obs-soltau.de/tontafel-projekt-wir-schreiben-eure-namen/ . „Weitere gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg. Alfred Hartung

Pelerinage zum ehemaligen KZ Laagberg

5. November 2023

Das Gesteck der AIN vor dem Zelt.
Foto: Mecki Hartung

Am 26.10. besuchte eine französische Delegation mit 41 Menschen zum zweiten Mal im Rahmen einer Gedenkfahrt (Pelerinage) das ehemalige KZ Laagberg. Die in der Amicale Internationale de Neuengamme (AIN) organisierten Nachkommen von französischen und belgischen KZ-Opfern fuhren dabei zu mehreren Orten, an denen KZ – Häftlinge leiden mussten und in der Mehrzahl umgekommen sind.

Die AIN unter ihrem damaligen Vorsitzenden Jean-Michel Gaussot hatten sich stark für die Errichtung des Mahn- und Gedenkortes am Laagberg engagiert (wir berichteten damals ausführlich). Gaussot ist der Sohn eines französischen Häftlings, der auf dem Todesmarsch vom Laagberg nach Wöbbelin umgekommen ist. Er hatte 2017 Wolfsburg auf Einladung der VVN-BdA besucht und mehrere Gespräche mit jungen Wolfsburger*innen und Politiker*innen geführt.

Der heutige AIN-Präsident Jean-Michel Clère zeigte sich enttäuscht, dass die Errichtung des Gedenkortes am Laagberg nicht voran geht. „Wir hätten Jean-Michel Gaussot gerne eine bessere Botschaft aus Wolfsburg mitgebracht“, so Clère. „Wir sind dankbar, dass sich hier in Wolfsburg Antifaschistinnen und Antifaschisten dafür engagieren, dass die Erinnerung an die Gräuel nicht verloren geht.“

Die Wolfsburger VVN-BdA Vorsitzende Mecki Hartung versprach ihm, dass die VVN weiter nicht nachlassen werde auf den baldigen Baubeginn zu drängen. „Dafür muss trotz der geringer gewordenen finanziellen Mittel gegenüber 2017, als der Ratsbeschluss zum Bau des ‚Lern– und Erinnerungsortes‘ gefasst wurde, Geld zur Verfügung stehen. Nicht nur z.B. für touristische ‚Highlights‘ in der Fußgängerzone. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.“

Sie und die Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS), Placenti-Grau, berichteten von den bisherigen Restaurationsarbeiten der Stadt und der Aufbewahrung der Fundamentreste im Zelt (siehe Fotos). Alfred Hartung

Pelerinage zum ehemaligen KZ Laagberg.
Foto: Angela Brandes

Kämpferische Antifa-Demo in Wolfsburg

23. August 2023

Lea Broedermann

Auf Initiative der SJD Die Falken Wolfsburg und der „Grünen Jugend“ fand am Freitag, den 18. August, eine kämpferische Demonstration mit mehreren Kundgebungen in der Wolfsburger Innenstadt statt.

In ihrem Aufruf betonen sie: „Rechtes, spaltendes Gedankengut und faschistische Ideale leben nicht nur unbemerkt in Wolfsburg unter uns, sondern nun ist es so weit, dass sich diese Leute wieder trauen, Angst, Einschüchterungsversuche und Spaltung im öffentlichen Raum verbreiten zu können…. Lasst uns gemeinsam gegen rechts stellen und zeigen, dass wir mehr sind!“

Etwa 100, überwiegend junge Antifaschist*innen, hatten sich um 17.00 Uhr vor dem Rathaus versammelt und hörten die Auftaktrede der Falken. Zahlreiche Beispiele für rechte Schmierereien und Übergriffe wurden darin präsentiert, u.a. auf den Loud & Proud -Jugendtreff. Dann zog die Demo unter Mut machenden Parolen wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!“ vor das nahe AfD-Büro an der Piazza Italia. Dort war die VVN-BdA Wolfsburg zu einem Redebeitrag eingeladen worden. Lea Broedermann wies darin auf die Nazi-Gründungsgeschichte der damaligen „Stadt des KdF-Wagens“ hin. Trotz der Lehren, die man aus den Verbrechen der Nazis ziehen muss, kam die rassistische, antidemokratische AfD bei den letzten Wahlen auch in Wolfsburg auf überdurchschnittliche Ergebnisse. Lea warb deswegen auch noch einmal um Beteiligung an den Protesten gegen den AfD-Landesparteitag am folgenden Tag, dem 19.8., in Celle.

Gerade in Zeiten des Sozialabbaus, der auch eine Folge der Politik der „Ampel-Regierung“ ist, ist die Gefahr durch die sozialrassistischen Parolen der AfD besonders drängend. Ihre Rede kann unten gelesen werden.

Der anschließende Demozug durch die belebte Fußgängerzone war erfreulich. Der lautstarke Demoruf „Siamo tutti antifascisti“ wurde mit Winken und zustimmenden Rufen von zahlreichen dort im Cafe oder auf den Ruhebänken sitzenden italienischen Bürger*innen kommentiert. Auch Autofahrer und ganze Tischrunden vor Restaurants klatschen – sie bekamen im Vorbeilaufen unsere 8. Mai-Karten. Das macht Mut und Spaß.

Auf dem Nordkopf am Ende der Fußgängerzone endete dann diese erfolgreiche Antifa-Aktion der Wolfsburger Jugend mit einer Abschlusskundgebung. Als VVN-BdA Wolfsburg bedanken wir uns bei den Falken und der „Grünen Jugend“ für die Initiative und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen, wenn sie nötig sind. MH

Rede von Lea Broedermann

Hallo, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

ich bin Lea Broedermann und spreche hier für die VVN-BdA, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Wolfsburg. Der eine oder die andere von Euch kennt mich vielleicht auch als Kreisvorsitzende der Partei DIE LINKE, Wolfsburg. Wir von der VVN-BdA Wolfsburg freuen uns, dass die Wolfsburger Falken und die „Grüne Jugend“ zu dieser Demonstration gegen Rechts aufgerufen haben. Die eng mit dem Hitler-Faschismus verbundene Geschichte dieser Stadt müsste eigentlich eine ausreichende Warnung gegen reaktionäre Rückfälle sein.

Wir wissen aber aus unserer antifaschistischen Erfahrung, dass gerade in Krisenzeiten wie heute autoritäre, rechte Entwicklungen eine ständig lauernde Gefahr darstellen. Die steigenden Zustimmungen zur Politik der AfD sind leider keine „Fakenews“ sondern sie sind real. Die hohen, über dem Landesdurchschnitt liegenden Wahlergebnisse für diese reaktionäre, rassistische Partei in unserer Stadt sind erschreckend: 12,5% erreichte die AfD in Wolfsburg bei den Landtagswahlen 2022!

Bereits am morgigen Samstag will die niedersächsische AfD mit ihrem Landesparteitag – ausgerechnet in Celle, am Ort des ehemaligen KZ Bergen-Belsen – die Grundlage für ihren weiteren Aufstieg legen. (Auf das Gebäude der Stiftung wurde in dieser Woche ein Anschlag verübt, nachdem in den Sozialen Netzwerken von Rechts dagegen gehetzt wurde, dass die Stiftung die Gegendemonstration offen unterstützt und zur Teilnahme aufruft. Die Geschäftsführerin wird sprechen.)

Die IG Metall Wolfsburg bietet morgen eine Mitfahrgelegenheit um 7.30 Uhr in einem Bus an, um hörbar und sichtbar in Celle zu protestieren. Sicher wird Platz für spontan Entschlossene von Euch sein. In diesem ganzen reaktionären Sumpf, der von der AfD befeuert wird, fühlen sich dann auch andere faschistische Kräfte ermutigt, wieder aus ihren Löchern zu kriechen. So wandte sich ein homosexueller Mensch in seiner Not an die VVN Wolfsburg, nachdem er in Detmerode übelst von Neonazis in eine Falle gelockt und körperlich von ihnen mit Baseballschläger bedroht und in eine gefährliche Situation in einem Treppenhaus gedrängt wurde. Er konnte zum Glück fliehen.

Leider ist die vielbeschworene „Brandmauer“ der bürgerlichen Parteien gegen Rechts verdammt löchrig und baufällig geworden. Der kürzliche Versuchsballon von Merz, dem CDU-Chef, zur Zusammenarbeit mit der AfD ist nur ein Beispiel. Auf kommunaler Ebene gibt es in mehreren Ländern schon erschreckend viele konkrete Fälle von Zusammenarbeit. Die von der regierenden Ampel-Koalition rasant verstärkte Aufrüstung, die auf Kosten der sozialen Absicherung für die sogenannten „kleinen Leute“ geht, verschlingt das Geld, das im Bildungs- und Sozialbereich dringend gebraucht wird.

Menschen, die sich zu Recht benachteiligt fühlen, sind anfällig für rechte Parolen. Schnell werden Sündenböcke wie Migrant*innen oder LGBTQ-Menschen gesucht. – Nicht mit uns!

Wir müssen für unsere Zukunftsinteressen selbst aktiv werden. Diese Demo heute ist ein gutes Beispiel, das ist genau der richtige Weg. Meine Organisation, die VVN-BdA, wird dabei immer gemeinsam mit Euch kämpfen und ihre langjährigen Erfahrungen im Kampf gegen Rechts mit Euch teilen. Wir stehen dafür: Siamo tutti antifascisti!!

Streik- statt Arbeitstag

24. Juli 2023

Heute ist kein Arbeitstag – heute ist – STREIKTAG!
Foto: M. Hartung

Man muss nicht politikverdrossen sein und eine bestimmte rechte Partei wählen, man kann auch für seine Rechte eintreten und selbst aktiv sein. Ein gutes Beispiel:

„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist – Streiktag!“

So demonstrierten etwa 50 Beschäftigte der WBG und von n@twork zu den Rhythmen der IGMetall-Samba-Trommelgruppe durch die Porschestraße. Sie streikten den zweiten Tag, weil sie für ihre notwendige Arbeit z.B. in Flüchtlingsunterkünften, im Tierheim, im Sozialkaufhaus gerechtes Gehalt fordern. Sie bekommen etwa 25% weniger als andere Beschäftigte der Stadt. Auf dem Rathausvorplatz bekamen sie solidarische Unterstützung von „Wollino“-Beschäftigten und von einer Gruppe von Rathausmitarbeitern; auch Frau Angelika Jahns, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der WBG, lobte die verantwortungsvolle, verlässliche Arbeit und sagte Unterstützung der Forderungen zu.

Frau Iris Bothe, die im Fall der „Wollino“- Beschäftigten (Essen in den Schulen) eine Verbesserung befürwortet hatte, die in den Verhandlungen zum Erfolg führte, sprach aufmunternd zu den Streikenden. Viel Ausdauer und Erfolg wünschte auch ein Neuland-Vertreter.

Frank Ahrens, zuständiger verd.i- Sekretär, machte die Kampfbereitschaft der Kolleg:innen deutlich und versicherte: „Wir kommen wieder, wenn am Donnerstag, 13.7., nicht Bewegung in unsere Sache kommt.“

Foto: M. Hartung

Video unter fb.watch%2FlLMFWA9Tjj%2F

Porsche darf nicht länger geehrt werden!

5. Juli 2023


Protest an der verhüllten Porschebüste. Foto: Mecki Hartung

Am ersten Juli-Wochenende feierte die Stadt Wolfsburg mit viel Aufwand ihren 85-jährigen Geburtstag. Die Stadtgründung 1938 unter dem Nazi-Regime im Beisein von Hitler und Porsche und die danach folgende langjährige Ausbeutung und Drangsalierung von tausenden Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlingen in der damaligen „KdF-Stadt“ wurden aber bei den „Feierlichkeiten“ fast nicht erwähnt.

Deswegen hatten junge Aktivist*innen um das Aktionszentrum Amsel44 zu einer Protestkundgebung an dem Porschedenkmal aufgerufen, das prominent vor dem Rathaus in der gleichnamigen Porschestraße steht. In ihrem Aufruf heißt es: „Für einen kritischen Umgang mit der Stadtgeschichte braucht es eine konsequente Auseinandersetzung mit dem Nazi-Erbe. Lasst uns Zusammenhalt und Solidarität feiern statt die Geburtsstunde von Ausbeutung und Zerstörung bei Fallersleben“.

Etwa 20 überwiegend junge Menschen waren dem Aufruf gefolgt und versammelten sich vor dem Denkmal. Nach einer Farbaktion einige Tage zuvor war es von der Stadt verhüllt worden.

Die VVN-BdA Wolfsburg war von den jungen Aktivist*innen wegen ihrer langjährigen Bemühung zur Aufarbeitung der Wolfsburger Geschichte um einen Redebeitrag gebeten worden. Die VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung zitierte dazu aus einem von ihr unterschriebenen Flugblatt aus dem Jahr 1996: „Porsche darf nicht länger geehrt werden! Denn: Er war zutiefst in das NS-Regime integriert. Er war Parteimitglied der NSDAP und seit 1942 SS-Oberführer, entsprechend einem Generalsrang. Und er war im Kreis um Hitler bei der Planung des Raubkrieges gegen die Sowjetunion beteiligt und wurde deswegen beim Beginn des Überfalls am 22. Juni 1941 zum Vorsitzenden der Panzerkommission ernannt. Die Porsche-Panzer sollten den „Blitzkrieg“ entscheiden“.

Langer Atem erforderlich

„Ihr seht, es braucht einen langen Atem, wenn man in Wolfsburg für demokratische Veränderungen kämpft. Deswegen freue ich mich über Eure tolle Aktion“ so Hartung zu den jungen Aktivist*innen. Daraufhin sagte ein junger Aktivist mit Blick auf das komplett verhüllte Denkmal spöttisch: „Die Stadt hat ja mit ihrer klasse Verhüllung schon gut mitgearbeitet. Das kann ruhig so bleiben!“

Viel erfreuten Anklang fanden neben den Reden auch die literarischen und musikalischen Beiträge des Helmstedter Rezitators Johann Voß und einer jungen Aktivistin aus dem Amsel44-Umfeld. Sie hatte spontan für die Aktion einen Liedtext auf die Melodie von „Bella Ciao“ geschrieben, den sie mit ihrer Quetsche schwungvoll vortrug. Die Zuhörer*innen stimmten begeistert jeweils in den Refrain ein. Alfred Hartung

Die verhüllte Porschebüste von hinten.
Foto: Mecki Hartung

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