
Am 10.9. haben der Deutsch-Arabische-Freundeskreis (DAF) und die VVN-BdA Wolfsburg ihren Antifaschistischen Stadtrundgang mit der Erkundung des Standortes des ehemaligen KZ Laagberg fortgesetzt. Gerade für Menschen mit Migrationshintergrund (z.B. Tunesier) und erst kurze Zeit in Wolfsburg lebende Geflüchtete ist diese Auseinandersetzung mit der „dunklen Geschichte Wolfsburgs“ wichtig. Deshalb war besonders die Teilnahme einer Sprachlerngruppe der VHS mit ihrer Deutschlehrerin sehr erfreulich. Auch 3 hier geborene Interessierte waren der Ankündigung in der örtlichen Presse gefolgt.
Die Wolfsburger VVN-Vorsitzende Mechthild Hartung erzählte an der erst 1987 errichteten Stele an der Breslauer Straße von dem langen Kampf Wolfsburger Antifaschistinnen und Antifaschisten um die Erinnerung an dieses KZ auf dem Laagberg. Denn mit dem Abriss der KZ-Baracken Anfang der 1960er Jahre war dessen Existenz völlig aus dem Gedächtnis der Stadtbevölkerung verdrängt worden. Erst die Besuche von ehemaligen französischen Häftlingen, organisiert in der Gruppe „Amicale de Neuengamme“ mit ihrem Sprecher Maurice Gleize, ermöglichten die Errichtung der Stele. Mit einer kleinen anschaulichen Installation machte Mechthild Hartung besonders die Schrecken der Lagerräumung mit anschließendem Todesmarsch im April 1945 deutlich. Die Niederlegung von roten Nelken war den sichtlich betroffenen Teilnehmenden ein Anliegen.
Die Gruppe ging anschließend zu dem provisorischen Zelt auf der anderen Straßenseite, in dem die Fundamentreste der KZ-Baracke 4 aufbewahrt sind. Hier erläuterte Mechthild Hartung die erneuten Auseinandersetzungen um das Gedenken an dieses ehemalige KZ, dessen relativ gut erhaltenen Fundamente 2017 bei Bauarbeiten für ein Einkaufszentrum freigelegt wurden. Die VVN-BdA Wolfsburg hatte sich mit anderen Wolfsburger AntifaschistInnen und dem Sohn eines Todesmarschopfers für deren Erhalt und die Sichtbarmachung am historischen Ort eingesetzt. Aber die kommerziellen Interessen waren stärker. Als Kompromiss beschloss der Wolfsburger Stadtrat dann die Errichtung eines Lern- und Gedenkortes an dem Platz zwischen Lidl-Markt und Tankstelle. Bis Ende diesen Jahres wird der Rat die Entscheidung über deren endgültige Ausgestaltung fällen.
Der Stadtrundgang endete mit einem Besuch der originalen Fundstelle der Fundamentreste, die nun nahezu völlig vom Einkaufszentrum bedeckt ist. Nur eine farbige Pflastermarkierung weist auf die Mauern der ehemaligen KZ-Baracke hin. Eine junge Teilnehmerin äußerte spontan: „Das ist ja fast ein neues Verbrechen“. Die Lehrerin der Sprachlerngruppe bedankte sich ausdrücklich für diesen „besonderen Geschichtsunterricht“. Sie hofft, auch andere Lehrkräfte an der VHS für diese Erinnerung an die „dunkle Geschichte Wolfsburgs“ interessieren zu können. Die VVN-BdA Wolfsburg wird dabei gerne behilflich sein.


Für Samstag, den 18.7., hatte die AfD Niedersachsen zu einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadtmitte mobilisiert. Sie wollte sich damit gezielt bei verunsicherten VW-Beschäftigten anbiedern und hatte dafür zwei prominente Redner aufgeboten. Obwohl die Information darüber erst spät über einen Hinweis auf dem Kontaktformular der VVN Wolfsburg bekannt geworden war, konnte dagegen schnell ein Protest erfreulich vieler, vor allem auch junger Menschen mobilisiert werden. Zwar unterband die Polizei rigide den Gebrauch von Trillerpfeifen und sprach bei Verstoß dagegen ganztägige (!) Platzverweise für den gesamten Innenstadtbereich aus. Dennoch konnten etwa 50 AntifaschistInnen lautstark dafür sorgen, dass die AfD-Hetze meist gut übertönt wurde. Einige Passanten sprachen uns, für den Protest dankend, an, stellten Fragen und reihten sich sogar ein.
Auf Einladung der „Friedensaktion Lüneburger Heide“ demonstrierten am Sonntag, den 5. Juli, in der niedersächsischen Kleinstadt Bad Fallingbostel trotz zahlreicher rigider Auflagen des Heidekreis Ordnungsamtes rund 70 Friedensfreundinnen und Friedensfreunde gegen die zahlenmäßig reduzierte Fortführung des NATO-Manövers Defender 2020. Darunter waren auch mehrere Mitglieder der niedersächsischen VVN-BdA – siehe Transparent. Besonders erfreulich war auch die Teilnahme mehrerer junger Menschen des Bündnisses „Rheinmetall entwaffnen“.
Hier wird das Kriegsmaterial für Defender 2020 gelagert (Foto).
Nun sind gleich lautende Anhörungsbögen der Stadt Wolfsburg an Protestierende und JournalistInnen gegangen. Was ist der Anlass?


Wir erinnern an den Tod von mehr als 350 Säuglingen und Kleinkindern.
– auch für 800 KZ-Häftlinge




