300 waren beim Ostermarsch auf der Straße

22. April 2022

Ostermarsch in Wolfsburg. Foto: L. Hartung

Nach zweijähriger, coronabedingter Pause hat mit ca 300 Teilnehmer*innen in Wolfsburg wieder ein Ostermarsch stattgefunden, zu dem der DGB-Stadtverband und die VVN-BdA Wolfsburg gemeinsam aufgerufen hatten (Foto).

Unten kann die Rede nachgelesen werden, die die VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung auf dem Sara-Frenkel-Platz hielt. Der Platz trägt ein Denkmal für die Zwangsarbeiter*innen in der damaligen „KdF-Stadt“. Er ist nach einer polnischen Jüdin benannt, die sich unter falscher Identität unerkannt besonders für die Babys und Kleinkinder der Zwangsarbeiterinnen eingesetzt hat. Mehr als 350 von ihnen sind in dem sog. „Säuglings- und Kinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich umgekommen.

Rede der VVN-BdA-Landessprecherin Mechthild Hartung

Sehr verehrte, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

es ist schön, dass ich als VVN-BdA-Vertreterin am Sara-Frenkel-Platz sprechen kann, denn Sara Frenkel war im Faschismus mit falscher Identität als polnische Jüdin in die Höhle des Löwen, in die damalige „Stadt des KdF-Wagens“, geflohen. Sie hatte sich als ‚Krankenschwester‘ besonders um die Babys der Zwangsarbeiterinnen aufopfernd gekümmert. Vielleicht auch um Juri, von dem wir gleich mehr hören werden. In diesem Jahr wird Sara Frenkel 100 Jahre alt!

Ich freue mich, Euch ein besonderes Grußwort verlesen zu können. Es stammt von Juri Vasyunets, einem der drei Überlebenden, den viele von Euch noch von 8. Mai-Gedenkveranstaltungen kennen.

„Liebe Freunde in Wolfsburg,

ich spreche aus der Ukraine zu Euch. Meine Eltern wurden nach Nazi-Deutschland in das Dorf Barwedel deportiert und ich wurde am 6.Juni 1943 in einer Art Krankenhaus in einer Baracke in der „Stadt des KdF-Wagens“ geboren. Dieses Jahr werde ich 79 Jahre alt. Nur einen Monat nach meiner Geburt wurde ich meinen Eltern gewaltsam weggenommen und zu dem sog. „Säuglings -und Kinderpflegheim“ Rühen verschleppt. Die Bedingungen dort waren so schlecht, dass mehr als 350 Babys starben. Nur drei überlebten – ich war eins davon.

Ich hatte das Glück eine Familie gründen zu können und möchte Ihnen von dem Dorf aus, in dem ich heute wohne, sagen: Krieg ist niemals eine Lösung! Krieg zerstört das Leben und die Zukunft von so vielen Menschen, die nichts anderes wollen, als in Frieden zu leben, zu arbeiten und sich zu entwickeln.

Das Geld für Waffen sollte für Schulen, Krankenhäuser, Parks, Jugendherbergen und internationalen Austausch der Jugend verwendet werden, damit das internationale Verständnis wächst anstelle von nationaler Blindheit.“

Dem kann ich mich nur aus vollem Herzen anschließen!

Dieser völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist in jeder Hinsicht eine Katastrophe: politisch, ökonomisch, ökologisch und humanitär. Er verursacht unerträgliches Leid vor allem für die Zivilbevölkerung, die Unwiderbringliches verliert – vielleicht eine Mutter, ein Kind -, – einen Vater -, vielleicht eine Wohnung, deren Wände von glücklichen Stunden erzählen könnten – vielleicht sorgsam bewahrte Kinderzeichnungen oder Fotos…

Mit Brecht sage ich:

Häuser sollen nicht brennen!

Bomber sollt man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein!

Leben soll keine Straf‘ sein.

Die Mütter sollen nicht weinen.

Keiner soll müssen töten einen.

(Bitten der Kinder, 1951)

Schon immer wurden für die Rüstung Milliarden verschwendet, die im sozialen Bereich fehlen. Nun soll die Hochrüstung unter Ausnützen des Angriffskriegs Russlands vervielfacht und sogar im Grundgesetz festgeschrieben werden! Wir sagen dazu NEIN!

Im Appell „Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!“, der kürzlich von zahlreichen Wissenschaftler*innen und Friedensforscher*innen verabschiedet wurde, heißt es sehr richtig dazu:

„Wir sind konfrontiert mit Krieg und unendlichem Leid, mit Flucht, mit Armut und sozialer Unsicherheit, -wir sind konfrontiert mit einer globalen Pandemie, die aufgezeigt hat, wie sehr unsere Gesundheitssysteme auf Kante genäht sind, … und mit einer Klimakatastrophe, die genauso wenig vor Staatsgrenzen Halt macht und immense Investitionen in Zukunftstechnologien und soziale Abfederung erforderlich macht. Die auf Jahrzehnte geplante Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht, macht unsere Welt nicht friedlicher und nicht sicherer. Wir können sie uns im Namen der Zukunft nicht leisten!“

Dem stimme ich voll zu und ich bin deshalb sehr enttäuscht, dass im zuletzt verabschiedeten DGB-Beschluss die gigantischen Rüstungsprojekte nicht mehr, wie zuvor, infrage gestellt werden.

Begrüßenswert ist, wenn unser Oberbürgermeister am Tag des „Mayors for Peace“ – ich freue mich, dass wir dazu gehören – die Fahne hochzieht und einige Worte dazu sagt. Was aber ist mit den Bundesabgeordneten aus unserer Stadt? Werden sie im Bundestag für das 100-Milliarden-Paket und für die jährliche Erhöhung der Rüstungsausgaben auf über 2% des Bruttoinlandsproduktes stimmen? Wir geben ihnen von diesem Ostermarsch mit: Nicht in unserem Namen!

Vor vierzig Jahren, mitten im Kalten Krieg, wurde der sogenannte „Palme-Bericht“ veröffentlicht. Er zielte darauf ab, durch das entspannungspolitische Konzept der gemeinsamen Sicherheit zur Überwindung des Ost-West-Konflikts beizutragen. In dem Bericht wurde dieses Anliegen knapp und bündig auf den Punkt gebracht: „Der Frieden in der Welt muss sich auf ein Engagement für das gemeinsame Überleben statt auf die Drohung durch gegenseitige Auslöschung gründen.“ Die Kernbotschaft hat nichts an Relevanz verloren.

Das sukzessive Vorrücken der Nato Richtung Osten – entgegen dem Versprechen z.B. Genschers – sowie die ständige Erhöhung der Rüstungsausgaben sind das Gegenteil von „Engagement für das gemeinsame Überleben“.

Dieser Krieg hätte verhindert werden können!

Für mich bleibt es dabei:

Die Waffen nieder!

Stoppt den Krieg in der Ukraine!

Stoppt das 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm!

Zum Schluss möchte ich Euch einen besonderen Mandelblütenzweig zeigen: Er ist einerseits Zeichen des mörderischen Krieges der USA gegen das kleine Vietnam, der genauso desaströs endete, wie der Krieg gegen das kleine Land Afghanistan. Und er ist Zeichen der Hoffnung. Dieser Mandelzweig wurde von vietnamesischen Kindern, die mit schwersten Einschränkungen leben müssen, hergestellt. Ihre Mütter waren durch das Nervengift Agent Orange vergiftet worden. In einem Reha-Zentrum lernten die Kinder u.a. die Herstellung solcher Seidenpapierblumen. Welch schönes Bild dafür, dass auch nach einem brutalen Krieg Zukunft möglich ist.

Ich danke Euch!

16. April: Ostermarsch in Wolfsburg

13. April 2022

Nach zweijähriger, coronabedingter Pause ruft der DGB-Stadtverband in diesem Jahr wieder gemeinsam mit der VVN-BdA zum Ostermarsch in Wolfsburg auf unter dem diesjährigen Motto:

Krieg darf niemals Mittel der Politik sein!

Ostersamstag, 16. April, 11.00 Uhr

ab Gewerkschaftshaus, Siegfried-Ehlers-Str. 2

Eröffnung: Semi Gritli (Stellv. Vorsitzender DGB-Stadtverband)

Aktionspunkte: 11.20 Uhr Sara-Frenkel-Platz, 12.00 Uhr Hugo-Bork-Platz

Rednerinnen und Redner:

• Mechthild Hartung (VVN-BdA Wolfsburg)

• Flavio Benites (IG Metall Wolfsburg)

• Christian Berndt (Superintendent (Wolfsburg-Wittingen)

• Paul Marginean (JAV Neuland)

• Flavio Benites (IG Metall Wolfsburg)

• Michael Kleber (DGB-Region SON)

• Bastian Zimmermann (DGB Stadtverband)

Im Anschluss demonstrieren wir zurück zum Gewerkschaftshaus und beenden den Ostermarsch bei Getränken und Imbiss mit Gesprächen im Innenhof.

Dort wird auch der Fries mit quadratischen Friedens-Tontafeln weitergeführt. Seit 2014 werden sie als Dokumentation stattgefundener Ostermärsche an Betonquadern angebracht.

Ostermarsch in Wolfsburg 2019

Erinnerung wachhalten. Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit

5. April 2022


Protest vor dem Einkaufszentrum (7.4.20). Foto: Roland Hermstein

Trotz Protesten hat die städtische Baugesellschaft Neuland den Bau eines Einkaufszentrums am Standort des ehemaligen KZ Laagberg durchgezogen.

Nach anhaltenden Auseinandersetzungen mit der Zivilgesellschaft hatte die Stadt Wolfsburg als Kompromiss im Sommer 2017 den Bau eines „Lern- und Gedenkortes“ in der Nähe des KZ-Standortes beschlossen, der dann zwischen Tankstelle und Lidlmarkt liegen wird (wir berichteten mehrmals). Dessen Realisierung scheint sich aber nun wegen der drastischen Verschlechterung der städtischen Finanzen (VW-Abgasbetrug, Corona-Einbußen) in unbestimmte Zukunft zu verschieben.

Die VVN-BdA Wolfsburg wird in ihren Forderungen nach Realisierung dieses „Lern- und Gedenkortes“ nicht nachlassen und mit geeigneten Aktionen nachhelfen. So wurde bereits am 7.4.20 vor dem Einkaufszentrum daran erinnert, dass genau vor 75 Jahren von hier aus der Todesmarsch begann, der hunderten noch lebenden KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende einen qualvollen Tod brachte.

„Wir werden mit Bündnispartnern auch durchzusetzen versuchen, dass vor dem Einkaufszentrum eine Stolperschwelle an die Geschichte erinnert,“ so Alfred Hartung vom KV Wolfsburg. Vom Fortgang dieses Kampfes um die Erinnerung werden wir kontinuierlich berichten. MH

Foto: Mecki Hartung

Jugend feiert mit VVN-BdA den „feministischen Kampftag“

10. März 2022


Die Tonplastik beeindruckte die junge Antifaschist*innen. Foto: Hartung

Am Nachmittag des 8. März hatte ein Bündnis aus den Wolfsburger Jugendorganisationen der Jusos, der Linksjugend Solid und der Grünen Jugend zu einer Aktion unter dem Glasdach in der Porschestraße eingeladen. „Die Ungleichbehandlung und Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft ist leider immer noch Realität“ heißt es in ihrem Aufruf.

Vor gut 20 überwiegend jungen Menschen prangerten die Rednerinnen unhaltbare Zustände an, die auch von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Rassismus geprägt sind.

Die VVN-BdA Wolfsburg war zu einem Redebeitrag eingeladen worden (siehe Foto). Die Wolfsburger VVN-BdA-Vorsitzende Mechthild Hartung berichtete über den leider oft zu wenig gewürdigten Widerstand von Frauen gegen den Faschismus in Deutschland und Europa. Sie enthüllte während ihrer Rede die Tonplastik der jungen Kommunistin Grete Walter, deren Porträt auf einem Sockel mit Szenen aus ihrem kurzen Leben steht (siehe Foto). Grete war schon mit 22 Jahren wegen ihres Widerstandes in Berliner Gestapohaft gefoltert worden und hatte sich 1935 in einer Folterpause aus dem Fenster gestürzt, um keine Genoss*innen zu verraten. Diese Rede mit bildlicher Geschichtsvermittlung machte jungen Antifaschist*innen sichtbar Eindruck.

Die VVN-BdA beteiligte sich am internationalen Kampftag der Frauenbewegung. Foto: Hartung
Mechthild Hartung von der VVN-BdA bei ihrer Rede. Foto: Alfred Hartung

Gifhorn: Corona-Leugner weiterhin aktiv – der Widerstand auch

2. März 2022

Protest gegen Corona-Leugner. Foto: M. Hartung

Für Samstag, den 26.2., hatte die niedersächsische Coronaleugner-Szene ins beschauliche Gifhorn eingeladen. Nach Schätzungen des NDR (siehe Link unten) rotteten sich 2500 Anhänger vor dem Gifhorner Schloss zusammen, um ihre obskuren Theorien zu verbreiten. Auch die rechte Szene war vertreten.

Aber auch der Protest war da: Aufgerufen vom Gifhorner Bündnis „Bunt statt Braun“ trafen sich unter dem Motto „Gifhorn lässt sich nicht den Aluhut aufsetzen“ ca. 300 BürgerInnen vormittags auf dem zentralen Schillerplatz, die VVN-BdA mitten dabei. Und auch die von der Polizei abgeschirmte Zusammenrottung nachmittags vor dem Schloss, wurde mit Protest begleitet. Das Bündnis hatte zu einer lautstarken „Aluhutsafari“ aufgerufen.

Zwar konnte die Coronaleugner-Zusammenrottung nicht verhindert werden, aber der Widerstand dagegen hält an und sollte gerne auch in der „Provinz“ noch stärker werden. A. Hartung

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Corona-kompakt-Mehrere-Demos-in-Gifhorn,hallonds71634.html

Friedensaktion in Wolfsburg: Junge Liberale lassen VVN-BdA nicht sprechen

26. Februar 2022

Protest gegen den Einmarsch in der Ukraine. Foto: Alfred Hartung

Für Freitag, den 25.2., hatten die Wolfsburger Jugendverbände Grüne Jugend, Jusos und Junge Liberale (JuLis) zu einer Protestaktion gegen den Einmarsch russischer Truppen vor das Rathaus eingeladen. Entsprechend der Aufforderung durch die VVN-BdA-Bundesorganisation, sich an Friedensaktionen zu beteiligen, nahm auch die Wolfsburger VVN-BdA daran teil (Foto).

Wie in der Einladung der Jugendverbände aufgefordert, hatte auch die VVN-BdA Wolfsburg einen Redebeitrag durch ihre Sprecherin M. Hartung angemeldet. Dieser Redebeitrag war aber von den JuLis nicht gewünscht und konnte deswegen nicht gehalten werden – sehr liberal die JuLis.

Reaktion eines Juso-Mitglieds: „Nächstes Mal organisieren wir das mit der Grünen Jugend, den Falken und der Linksjugend – und dann kommst Du zu Wort!“

Der nicht gehaltene Beitrag kann nachfolgend gelesen werden. Text: Alfred Hartung

Redemanuskript von M. Hartung

ANREDE

ich spreche für die VVN-BdA, die älteste und größte antifaschistische Organisation, die 1947 gegründet wurde und 1949 schon mit diesem Logo zum Frieden mahnte. Es drohte unter Adenauer die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.

Mit Reiner Braun und Willi van Ooyen fordern wir:

Die Waffen nieder – nein zum Krieg!

Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine. Für Krieg gibt es keine Rechtfertigung. Die Mitschuld des Westens besonders der USA und der NATO rechtfertigen keinesfalls diese militärische Aggression.

Krieg ist kein Mittel zum Lösen von Konflikten und ist auch keine Lösung, wie z.B. Afghanistan zeigt.

Die Bombardierungen müssen sofort gestoppt werden. Notwendig ist ein umfassender Waffenstillstand, der Rückzug aller Truppen und ein Zurück an den Verhandlungstisch.

Politische Reaktionen des Westens sollten auf die Wiederaufnahme von Gesprächen gerichtet sein, weiteren Hass und Konfrontation vermeiden und nicht die Bevölkerung Russlands treffen. Deswegen lehnen wir Sanktionen ab.

Ich zitiere aus der Erklärung der VVN-BdA vom 24.2.:

„Einen langfristigen Frieden in Europa wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden. Wirtschaftliche Kooperation und kultureller Austausch auf Augenhöhe zwischen großen und kleinen Staaten können die Wunden der Geschichte heilen. Deutschland als Nachfolgestaat des NS-Regimes trägt dafür eine besonders große Verantwortung. Die Waffen nieder!“ Zitat Ende.

Es gibt keine militärische, sondern nur eine politische Lösung auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit.

NEIN! Zu immer größeren Rüstungsausgaben!

Für eine Politik der gemeinsamen Sicherheit!

Es gibt keine vernünftige Alternative zu Dialog und Kooperation.

Die Waffen nieder! – NEIN zum Krieg!

27. Januar 2022 in Wolfsburg: „Die Erinnerung an die Verbrechen darf nicht enden“

28. Januar 2022

Foto: André Brandes, flash mob auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“, Wolfsburg Werderstraße

Auch an diesem 27. Januar haben bei einer Mahnwache auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ an der Werderstraße die Wolfsburger Gruppen SJD Die Falken, die Jusos , die solid Jugend und die VVN-BdA gemeinsam an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnert. Hier sind 476 Opfer des Naziterrors in der damaligen „KdF“-Stadt begraben. Trotz widrigster Wetterbedingungen waren ca 20 Menschen erschienen. Mehr waren durch die Corona-Auflagen nicht zugelassen.

Mechthild Hartung von der VVN-BdA erinnerte daran, dass noch im Sommer 1944 VW-Werksleiter Porsche bei SS-Reichsleiter Himmler ungarische Jüdinnen und Juden zur Fronarbeit anforderte. Daher galt ein besonderes Gedenken in diesem Jahr an den drei Gräbern den ungarischen Jüdinnen, die im KZ unter der Halle 1 des VW-Werkes gestorben sind. Eine Lesung aus dem schon 1986 von Klaus-Jörg Siegfried veröffentlichten Buch „Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im VW-Werk 1939-1945“ machte deren schreckliches Leben und Sterben nur wenige Monate vor der Befreiung von Auschwitz deutlich. Wo die weiteren jüdischen Todesopfer begraben sind, ist den Veranstaltern unbekannt.

„Die Erinnerung an die Verbrechen in Auschwitz, aber auch hier darf nicht enden und muss die heutige Generation zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst“, so Hartung in ihrem Redebeitrag. Auch die Versuche rechter Gruppen, bei den sog. Corona-Protesten Vergleiche mit der Verfolgung von Antifaschist*innen im Nazi-Reich anzustellen, seien geradezu widerlich. Vor diesem Hintergrund sei auch die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit, wie es im Koalitionspapier der Ampelparteien anklingt, in Gänze zurück zu weisen.

Der Redner der Jusos machte bekannt, dass er und die Wolfsburger VVN-Vorsitzende M. Hartung kürzlich von aggressiven Teilnehmern des letzten „Montagsspaziergangs“ massiv bedroht worden seien, als sie nach der Menschenkette (zum Gedenken an die Corona-Toten) die Veranstaltung verlassen wollten. „Aber wir lassen uns von diesen Schwurblern nicht einschüchtern und werden weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, um unsere Demokratie vor der Gefahr von Rechts zu schützen. Das hat für uns höchste Priorität.“

Drei Antifaschist*innen trugen zum Abschluss das auf Jiddisch gesungene Lied „Still“ vor, das vom Widerstand jüdischer Partisan*innen in der besetzten UdSSR handelt. So endete diese – trotz Pandemieauflagen organisierte – gelungene Mahn- und Gedenkveranstaltung würdig. Auch an der Stelle des ehemaligen „KZ Laagberg“ wurde die Erinnerungsstele anschließend in das Gedenken einbezogen. AH

Foto: Julia Hartung
Foto: Julia Hartung

In zwei Stunden werde ich erschossen sein. …“

16. Januar 2022

Diese Worte schrieb der Belgier Arnould van de Walle am 16. Juni 1944 in einem Abschiedsbrief an seine Familie. Die Informationsstele mit seinem Foto wurde mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung und Medienpräsenz am 13.1.2022 an der NS-Gedenkstätte Buchhorst-Braunschweig enthüllt.

Sie erinnert an die Hinrichtungen von Deserteuren und Widerstandskämpfern in der NS-Zeit, die in der ehemaligen Schießanlage abseits im Wald statt fanden. Die Gedenkveranstaltung war nach einem Brandanschlag auf die Stele fünf Tage vor der geplanten Übergabe im Dezember auf Januar verschoben worden – wir berichteten am 13.12.21.

Die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Frau Dr. Elke Gryglewski, betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung solcher Erinnerungsstätten. Sie zeigten, dass der Terror der Nazis nicht ausschließlich in den großen Lagern stattfand, sondern überall im Land sichtbar war. Und das die meisten Deutschen leider weggeschaut oder sogar mitgemacht hätten. Sie dankte der Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Martina Staats, für diese schnelle „Antwort“ auf den Anschlag. In der JVA Wolfenbüttel waren viele der in Buchhorst-Braunschweig Ermordeten zuvor eingekerkert.

Auch der niedersächsische Kultusminister Hendrik Tonne führte in seiner Rede aus, dass gerade der Brandanschlag die Notwendigkeit solcher Gedenkstätten deutlich mache. Das reaktionäre Gedankengut zeige sich damit gerade jetzt wieder erschreckend deutlich.

Für die VVN-BdA Niedersachsen legten die Sprecher*innen Mechthild Hartung und Michael Rose-Gille ein Gebinde nieder. Auch die Braunschweiger Gruppe des Motorrad-Clubs „Kuhle Wampe“ bezeugte ihre Verbundenheit mit den ermordeten Deserteuren und Widerstandskämpfern durch ein Blumengesteck. AH

Weitere Informationen hier:

https://www.der-loewe.info/neue-erinnerungsstele-fuer-ns-opfer-angezuendet
https://www.der-loewe.info/erinnerungsstele-fuer-ns-opfer-enthuellt

Fotos: M. Hartung

AfD in Braunschweig: Nicht willkommen!

12. Januar 2022

Zum wiederholten Male haben sich Reaktionäre und Neonazis Braunschweig als Aktionsfeld ausgesucht.

Nach der Nazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ kurz vor Weihnachten, wollte diesmal am 8.1. die AfD ihre reaktionäre Ideologie den Braunschweiger*innen mit einem „Marsch für die Freiheit“ nahebringen. Sie schmeißt sich dabei an die sog. Montagsspaziergänge heran und redet von einer „Corona-Diktatur“.

„Dass die AfD in diesem rechten Umfeld nach neuen Wähler*innen sucht, überrascht nicht“, wird dazu der Sprecher des Braunschweiger Bündnis gegen Rechts, Sebastian Wertmüller, in einer Pressemitteilung zitiert.

In mehreren kämpferischen Redebeiträgen verschiedener Organisationen – z.b. „Seebrücke“, „Omas gegen Rechts“, „in progress“ und vom DGB-Region SüdOstNds – wurde immer wieder betont: „Sie werden in Braunschweig nicht durchkommen!“ Die Vertreterin der „Omas gegen Rechts“ war empört, dass die AfD „mit offen rechtsradikalen Parolen von so vielen gewählt wird, und dass diese Weidels und Höckes und Chrupallas mit Schlips und Anzug hinter und vor sich Schlägertrupps mit offen nationalsozialistischen Parolen versammeln.“

Die von der AfD angekündigten 500 „Freiheitsmarschierer“ kamen zur Freude der Demokrat*innen bei weitem nicht zusammen. Genau 56 Gestalten sammelten sich am Rande des Schlossplatzes, geschützt von einem mächtigen Polizeiaufgebot – mindestens 43 sichtbare Polizeimannschaftswagen wurden gezählt.

„Ohne die Polizei habt ihr keine Chance“ und „Ganz Braunschweig hasst die AfD!“ waren dazu die passenden Demorufe aus dem Antifa-Block. Die VVN-BdA e.V. wird weiterhin den Widerstand stärken. AH

Foto oben: Simona Faulhaber

Und wiederum sind etwa 400 Antifaschistinnen und Antifaschisten dem Aufruf des Bündnisses zum Protest auf dem Braunschweiger Schlossplatz gefolgt, darunter auch Mitglieder der VVN-BdA aus Braunschweig und Wolfsburg. Foto: M. Hartung

Selbst die Hand angelegt

6. Januar 2022

Selbst zu Pinsel und Farbe gegriffen: Mitglieder der VVN-BdA.

Als PR-Aktion zum neuen Motto „geschlossen-weltoffen“ des „Schulterschluss der Wolfsburger Demokrat*innen“ hatte das Bündnis im Herbst 2021 eine Hauswand am Stadteingang von Wolfsburg mit seinem neuen Logo versehen: Ein stilisiertes Herz, das zufällig in etwa die Grenzen
der Kommune Wolfsburg zeigt. Die Aktion wurde in Presse und Öffentlichkeit mit viel Wohlwollen aufgenommen.

Anfang Dezember war die Hauswand mit dem Schriftzug „NATIONAL“ beschmiert worden (siehe Foto oben). Die Täter/innen waren beim Sprayen wohl gestört worden. Auf jeden Fall ist aber ersichtlich, dass sie gegen das Motto „weltoffen“, das auf der Hauswand zu lesen war, anstinken wollten.

Die VVN-BdA Wolfsburg hat als Mitgliedsorganisation im „Schulterschluss“ sowohl städtische Stellen als auch die Sprecher des „Schulterschluss“ mehrmals gebeten, die Provokation entfernen zu lassen, was auch mehrmals zugesagt wurde. Als aber nichts geschah, haben Mitglieder der Wolfsburger VVN-BdA am Silvestertag beherzt zu Farbe und Rolle gegriffen (siehe Foto unten). „Schließlich wollen wir das Neue Jahr ordentlich und ‘beherzt‘ demokratisch beginnen. Alles muss eben selbst gemacht werden“, so eine Teilnehmerin.

Unter der Internetadresse wurde der Schriftzug „NATIONAL“ geschmiert.

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