Solidarität mit Wolfsburger Imam wegen Morddrohung gegen ihn

31. Dezember 2020

Der Imam des Islamischen Kulturzentrums in Wolfsburg fand am Tag vor Weihnachten eine erschreckenden „Gruß“ in seinem privaten Briefkasten: Auf einem Zettel in dem unfrankierten Briefumschlag standen sein Name und die Worte „Du wirst bald hier sein“ und „Dreckig“, darunter war das Foto eines Sarges abgebildet.
Der Täter habe sich offensichtlich die Mühe gemacht, die private Anschrift des Imams herauszufinden und den Brief persönlich bei ihm einzuwerfen, erklärte Djemai vom Vorstand des Kulturzentrums. „Die Adresse vom Imam ist nicht öffentlich bekannt, zumal er erst seit Kurzem dort wohnt.“ Man nehme die Drohung entsprechend ernst und habe sich nach Anzeige am Montag, den 27.12., auch an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, dass sie aufmerksam sind und dass sie zu diesen Taten nicht schweigen“, so Djemai in einer Presseerklärung.
Die Wolfsburger VVN-BdA hat sich noch am 27.12. mit folgender Solidaritätserklärung an den Imam, das Islamischen Kulturzentrums und an die Wolfsburger Presse gewandt:
Sehr geehrter Imam Hajlaoui, 28.12.2020
hiermit möchten wir unsere Solidarität mit Ihnen und der islamischen Gemeinde erklären. Wir sind empört über die Morddrohung, die Sie erhalten haben! Wir wünschen Ihnen viel Kraft, damit seelisch umzugehen!
Es ist richtig, dass Sie die Öffentlichkeit über diese neue Stufe der Rechtsentwicklung in unserer Stadt informieren und dass die Polizei eingeschaltet wurde. Der Hinweis auf die Wolfsburger Wahlergebnisse der AfD ist sehr wichtig, denn eine solche Morddrohung hat ihren Ursprung in lang anhaltender Hetze und Diffamierung.
Als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen e.V. stehen wir in der Tradition des Widerstands gegen Rassismus, jegliches Unrecht, Ungleichheit und demokratiefeindliche Bestrebungen. Der Islam gehört wie alle Religionen zu unserer demokratischen Gesellschaft. Einen Angriff auf seine AnhängerInnen und VertreterInnen werden wir nicht wortlos dulden.
Wir schlagen vor, die Bedeutung der Morddrohung im ‚Schulterschluss Wolfsburger Demokraten‘ zum Thema zu machen.

Im Namen unserer Kreisvereinigung VVN-BdA e.V. verbleibe ich mit antifaschistischen Grüßen –
Mechthild Hartung“

Umgehend erhielt die VVN-BdA Wolfsburg am 29.12.2020 eine Antwort der Dankbarkeit:
Hallo Frau Hartung,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Anteilnahme. Ich werde dem Imam ihre Grüße und Anteilnahme ausrichten.

Auch wir halten diese Arbeit gegen den Rassismus, gegen jegliche Form des Extremismus und der Islamophobie für essenziell für ein friedliches Zusammenleben. Deswegen sind auch wir Bestandteil des Zusammenschlusses. Wir sind überwältigt von all der Solidarität die wir aus unserer Stadt erfahren haben. Wir glauben, dass wir in Wolfsburg eine starke und solidarische Gemeinschaft haben, trotz der letzten Morddrohung.
Gern können wir dieses und weitere Themen, wie Halle und Hanau im Rahmen des Zusammenschlusses behandeln.
Ich möchte mich nochmal recht herzlich im Namen des Islamischen Kulturzentrum Wolfsburgs bei Ihnen bedanken.

Mit freundlichen Grüßen – Mourtadha Djemai – 2. Vorsitzender