Handwerkerviertel: Stelen und Info-Tafeln erinnern an Nazizeit

22. August 2018

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Mitte August wurden im sanierten Handwerkerviertel insgesamt 10 Stelen und Info-Tafeln in einer „Ausstellung vor Ort“ der Öffentlichkeit übergeben. Sie erinnern an die Nazivergangenheit der ehemaligen Barackenstadt. Im sog. „Gemeinschaftslager“ waren neben städtischen Behörden zuerst italienische Bauarbeiter, später ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangene untergebracht. Eine Tafel erinnert in der Kleiststraße 44 an das mit Stacheldraht eingezäunte Kriegsgefangenen-/Straflager, wo sowjetische und italienische Kriegsgefangene besonders schlecht behandelt wurden. „Wie Tiere“ berichtet ein niederländischer Student in einem Brief nach Hause.
Eine weitere Tafel am Schachtweg 10 erinnert an das sog. „Ausländer-Kinderheim“ – siehe Foto. Dort kamen etwa 75 Babys und Kleinkinder ums Leben, die ihren Müttern nach wenigen Tagen entrissen worden waren. Die Mütter mussten dann wieder im Volkswagenwerk arbeiten. Die VVN-BdA Wolfsburg hatte frühzeitig vor der Sanierung des Viertels auf diese Erinnerung an die Nazizeit gedrängt und bereits 2013 eine Mahn – und Gedenktafel an der BBS1 auf der anderen Straßenseite angebracht. Diese Tafel ist im Vorfeld des Naziaufmarsches in Goslar Anfang Juni beschädigt worden (s.Bericht der VVN-BdA).
Auf den Stelen und Info-Tafeln befinden sich  QR-Codes für diejenigen, die ihre Kenntnisse vertiefen möchten (https://www.wolfsburg.de/newsroom/2018/04/25/07/41/portal-gemeinschaftslager). Sie führen zu Texten, die das IZS erarbeitet hat.
Die VVN-BdA Wolfsburg freut sich sehr, dass die NS-Geschichte nun im Handwerkerviertel vielfach sichtbar gemacht wurde. Wir gehen davon aus, dass, wie versprochen, bei den zukünftigen Baumaßnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Ostlagers auch eine archäologische Baubegleitung gewährleistet ist und auch dort an die ZwangsarbeiterInnen aus der Sowjetunion und Polen erinnert wird; sie mussten besonders unter den Nazischergen und der Schwerstarbeit im Volkswagenwerk leiden.