Französische Gäste: Gedenken am KZ Laagberg

5. November 2018

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Die Diskussion um die Fundament-Funde des KZ Laagberg hat neu ins Bewusstsein gebracht, dass ganz Norddeutschland mit Außenlagern des KZ Neuengamme übersät war. Zehntausende KZ-Häftlinge aus allen von den Nazi-Armeen überfallenen Ländern mussten dort bis in die letzten Kriegstage für den verbrecherischen Krieg und den Profit der Rüstungsindustriellen schuften. Tausende kamen noch kurz vor Kriegsende jämmerlich ums Leben oder wurden auf die mörderischen Todesmärsche getrieben. So auch vom KZ Laagberg, wo knapp 800 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme ab Mai 1944 auf Veranlassung des Volkswagenwerkes Schwerstarbeit unter unvorstellbaren Bedingungen leisten mussten (https://wolfsburg.vvn-bda.de/2017/07/23/geschichte-des-kz-laagberg-in-den-wolfsburger-nachrichten/).
Etwa die Hälfte der Häftlinge waren französische Widerstandskämpfer. 36 Nachkommen dieser und weiterer Franzosen in den norddeutschen KZ-Außenlagern besuchten Anfang November im Rahmen einer Gedenkfahrt nach Neuengamme auch das ehemalige KZ-Außenlager Laagberg.

Zuvor waren sie bereits in Bergen-Belsen und den KZ-Außenlagern Drütte und SZ-Watenstedt. Unter ihnen war auch Jean-Michel Gaussot, Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot und Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN). Sein Vater ist auf dem Todesmarsch vom Laagberg nach Wöbbelin umgekommen. Jean-Michel Gaussot war auf Einladung der VVN-BdA Wolfsburg und des Wolfsburger Vereins „Erinnerung und Zukunft“ im Frühjahr in Wolfsburg, hatte aus dem Buch über seinen Vater gelesen und mit jungen Menschen diskutiert (https://wolfsburg.vvn-bda.de/2018/04/10/sohn-eines-kz-laagberg-haeftlings-besuchte-wolfsburg/).
Die VVN-BdA hatte sich gewünscht, dass im Rahmen der Gedenkfahrt 2018 auch Wolfsburg besucht wird, was nun gelungen ist. Die französischen Gäste gingen auch zur Baustelle für das Einkaufszentrum, das an der Fundstelle der Original-Fundamente entsteht, und zum Ausweichort auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Fundortes hinter dem Lidl-Markt. Dort wird der Gedenk- und Lernort entstehen und dort sind seit Baubeginn für das Einkaufszentrum die Original-Fundamente zwischen gelagert. „Kein optimaler Standort“, sagt Gaussot. „Aber es ist wichtig, die Erinnerung an das Lager überhaupt zu bewahren.“ Ausdrücklich dankt er der VVN-BdA und dem Verein „Erinnerung und Zukunft“ für ihr Engagement in dieser Sache.

Nach einer bewegenden Gedenkzeremonie mit Kranzniederlegung und Gesang mehrerer Strophen des „Moorsoldatenliedes“ in deutscher und französischer Sprache an der Stele fuhren die Gäste weiter nach Wöbbelin, dem Ziel des Todesmarsches vom Laagberg. Viele der vollkommen entkräfteten Häftlinge starben auf dem Todesmarsch und in Wöbbelin an den unsäglichen Bedingungen und konnten den Befreiungstag des 2. Mai nicht mehr erleben.


Den Abschluss der Fahrt bildet der Aufenthalt im KZ-Stammlager Neuengamme. Der Besuch der Gäste aus Frankreich, darunter mehrere junge AntifaschistInnen, zeigt, dass die von Deutschland ausgehenden Nazigräuel in den überfallenen Ländern nicht vergessen sind. Die Gespräche zeigten keinen Hass gegenüber den Deutschen, aber Besorgnis über das Wiederaufleben von Neofaschismus und Rassismus, dem die DemokratInnen in Frankreich und Deutschland entschlossen entgegentreten müssen.
Beide Wolfsburger Tageszeitungen berichteten am 2.11. über die Gedenkfahrt.