Wolfsburger AntifaschistInnen beim Protest gegen AfD-Bundesparteitag
8. Dezember 2017
AFD, Frieden, Handeln, Widerstand
Am 2.12. fand der Bundesparteitag der AfD in Hannover statt. Bei den Vorstandswahlen hat sich der Rechtsaußenflügel weitgehend durchgesetzt. Doch die rassistische Partei konnte ihre Hetzveranstaltung nicht ohne unübersehbaren bundesweiten Protest abhalten. Schon am frühen Morgen versuchten hunderte AntifaschistInnen mit Blockaden die Anfahrt der AfD-Politiker zu behindern, was auch teilweise gelang: Der Parteitag konnte erst mit einstündiger Verspätung beginnen. Ohne das rabiate Vorgehen der Polizei wäre der Erfolg sicher noch größer gewesen. Die Polizisten prügelten Blockaden von der Straße und setzten trotz eisiger Temperaturen Wasserwerfer ein. Mehrere BlockiererInnen wurden z.T. schwer verletzt; so erlitt ein Protestierender durch Polizeiprügel einen Beinbruch.
Rechtsanwalt Dias: „… Sofort sprangen die Polizisten auf die sitzenden Aktivisten und schlugen mit Fäusten auf sie ein. Auch verdrehten sie die Finger und Arme der fixierten Personen.
Sie ließen nicht ab, die Personen mit Gewalt von der Pyramide zu reißen. Dabei wurde einem, sich nach wie vor am Boden befindlichen, Demonstranten der Unterschenkel gebrochen. … Ein Aktivist schrie permanent, dass sein Bein gebrochen ist. Trotzdem wurde er zum Gehweg geschliffen.
… Die heute bekannten Folgen:
Zwei offene Knochenbrüche mit mehrstündiger Notoperation, Hämatome, Prellungen, Abschürfungen, Überdehnungen usw.
Der Abtransport:
Nach ca 30 Minuten traf der erste Rettungswagen ein. Da zusätzlich ein Notarzt gerufen werden musste, verzögerte sich die Fahrt ins Krankenhaus um insgesamt eine Stunde.
Die anderen Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen und nach Vorführung beim Haftrichter noch am selben Nachmittag entlassen. Der Schwerverletzte befindet sich nach wie vor auf der Intensivstation (3.12.). …“
Ab Mittag hielten etwa 9500 DemonstrantInnen, unter ihnen auch Wolfsburger AntifaschistInnen und viele Flüchtlingsgruppen, vor dem Tagungsgebäude eine Protestkundgebung ab.
Es sprach auch Marianne Wilke, VVN-BdA, 88 Jahre, Holocaust-Überlebende, eindrücklich zu den Anwesenden: Denkt auch an das, was DIE ÄRZTE sangen: Ihr seid nicht schuld daran, dass die Welt so ist wie sie ist, aber daran, wenn sie so bleibt wie sie ist.
Alle zogen dann in einer lebendigen Demonstration Richtung Innenstadt. Obwohl die TeilnehmerInnen völlig friedlich waren, ‚begleiteten‘ hunderte behelmte Polizisten mit heruntergelassenem Visier den Weg. Immer wieder stürmten sie grundlos und provozierend quer durch die Demonstranten auf die andere Seite der Straße. An allen Kreuzungen waren Wasserwerfer postiert. Martialisch sollten GegendemonstrantInnen abgeschreckt werden – aber ihre skandierte Antwort war: „This is what democracy looks like!“. Es scheint dem SPD-Innenminister Pistorius eine Herzensangelegenheit zu sein, Rechtsaußenparteien ungestört agieren zu lassen. Ähnlich haben sich auch die SPD-Innenminister am Ende der Weimarer Republik für das Auftreten der NSDAP engagiert. Gedankt haben ihnen das die Nazis nicht. Nach der Machtübertragung durch Hindenburg, zu dessen Wahl 1932 auch die SPD aufgerufen hatte, wurden auch die Sozialdemokraten in die KZs geworfen. Aber aus der Geschichte zu lernen, scheint für viele schwer zu sein!
Weitere Infos unter: https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/aktuelles/9-500-protestieren-in-hannover-gegen-afd-bundesparteitag-und-fuer-solidaritaet/