Besuch aus den USA bei der VVN-BdA Wolfsburg
7. April 2017
Auschwitz, Handeln, Volkswagen, Zwangsarbeiterinnen
Mitte März hatte die VVN-BdA in Wolfsburg nicht alltäglichen Besuch: eine 12-köpfige Gruppe von Studentinnen und Studenten mit ihrem Geschichtsprofessor Thomas Pegelow Kaplan und einer Dozentin von der Appalachian State University aus Boone, North Carolina. Im Rahmen ihres Forschungsseminars zum Holocaust machten sie eine Europa-Reise, in der sie mehrere deutsche Städte und auch die ehemaligen KZs Bergen-Belsen, Buchenwald und Auschwitz besuchten. In Wolfsburg interessierte sie besonders das Thema Zwangsarbeit im Volkswagenwerk und die Erinnerungspolitik in der Stadt nach 1945, wozu sie sich im VW-Archiv kundig gemacht hatten.
Für eine abschließende abendliche Diskussionsrunde hatten sie einen Vertreter des Stadtrates, Herrn Kassel (CDU-Ortsbürgermeister von Ehmen) und die Sprecherin der örtlichen VVN-BdA, Mechthild Hartung, eingeladen. Prof. Kaplan erläuterte in seinem Eingangsbeitrag seine persönliche Beziehung zu Wolfsburg. Er war im Ortsteil Ehmen aufgewachsen und hatte als junger Mann in den 70iger Jahren die ersten Auseinandersetzungen um die örtliche „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“, damals noch „Russenfriedhof“, miterlebt. Die VVN war ihm als wichtige Kraft in Erinnerung. Er sei sehr erfreut gewesen, über die Homepage der VVN-KV zu erfahren, dass die VVN hier weiter aktiv sei und er sie so zu der Diskussion einladen konnte.
In der lebhaften Diskussion wurden schnell die konträren Positionen zur Erinnerungspolitik in Wolfsburg deutlich. Z.B. bei der Frage einer Studentin, ob Nazitäter durch Straßennamen geehrt werden sollten. Der CDU-Ratsvertreter stritt eine Schuld von Porsche ab und hob dessen Bedeutung für das VW-Werk und die Stadt hervor. Die VVN-Vertreterin berichtete von den langjährigen, erfolglosen Versuchen der Wolfsburger AntifaschistInnen, eine Umbenennung der Straße oder mindestens eine aussagekräftige Legende an den Straßenschildern dieses SS-Oberführers (entspricht einem Generalsrang) durchzusetzen. Ähnlich war die Diskussion, als es um die Frage der Zwangsarbeiterentschädigung oder um die Bewahrung baulicher Relikte aus der Zeit des Naziterrors ging.
Die Sympathie der jungen StudentInnen und ihres Professors für die Positionen der VVN-BdA wurden im Laufe der Diskussion immer deutlicher. Der Abend hat ihnen gezeigt, dass die Erinnerungspolitik in Deutschland weiterhin ein umkämpftes Terrain ist, auf dem die VVN-BdA ein wichtiger und notwendiger Akteur ist. Professor Kaplan sprach Mechthild Hartung am Ende der Diskussion den herzlichen Dank der Gruppe und eine Einladung an die Appalachian State University aus. Vielleicht ergibt sich daraus ja wirklich eine Zusammenarbeit?