Hinrich Wilhelm Kopf (1893 – 1961) – eine notwendige Diskussion

28. Juli 2015

,

Straßenschild

Auf Anregung der VVN-BdA Wolfsburg e.V. hat die Deutsch-Polnische Gesellschaft Wolfsburg/ Gifhorn Dr.Grieger (Volkswagenarchiv) zu einer Dislussionsveranstaltung nach Detmerode eingeladen (Termin nach der Sommerpause).

Hinrich Wilhelm Kopf hat sich an Arisierungsmaßnahmen der deutschen Wirtschaft beteiligt und sich an Notverkäufen flüchtender Polen und Juden bereichert. Im Unterschied zu anderen NS-Mittätern zeigte Kopf nach 1945 keine Reue, übernahm keine Verantwortung, bot keine Entschuldigung an, sondern stritt seine auf Gewinnsucht beruhenden Nazi-Taten ab und belog dabei Parlament und Öffentlichkeit.
Er war elf Jahre lang niedersächsischer Ministerpräsident und namhafter SPD-Politiker.

Inzwischen möchte die SPD diesen Makel los werden. Namhafte Politiker, darunter der amtierende Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), sind für eine lückenlose Aufarbeitung. Ihn empören nicht nur die von Kopf und anderen begangenen Verbrechen, sondern auch, dass Kopf seine Vergangenheit geleugnet hat. „Sagen wir es klipp und klar: Kopf hat den Landtag angelogen“, so Weil.
Am 2. April 2015 erfolgte die Umbenennung Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platzes am Landtag Hannover in „Hannah-Arendt-Platz“.

Nun hatte auch der Ortsrat Detmerode die Umbenennung der H.W.Kopf-Straße in Horst Weiß-Straße beschlossen. Das ist sehr zu begrüßen, denn Horst Weiß hat sich gemeinsam mit Gleichgesinnten sowohl um die Aufarbeitung der Wolfsburger Geschichte (ab 1938) als auch um die deutsch-polnische Aussöhnung verdient gemacht. Dafür hat er sogar den Bundesverdienstorden verliehen bekommen.

Bereits kurz nach dem Krieg wurde erfolglos die Auslieferung H.-W.-Kopfs von den Staatsorganen Polens verlangt, um ihn dort als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. Kopf stand seit November 1947 auf der Kriegsverbrecherliste der alliierten Kriegsverbrecherkommission. Die Streichung von dieser Liste führte in Polen zu der Forderung, gegen ihn in Abwesenheit ein Strafverfahren durchzuführen.

70 Jahre später gibt es nun auch in der Bundesrepublik keinen Zweifel:
Es steht fest, dass sich der spätere niedersächsische Ministerpräsident H.-W.-Kopf während der NS-Zeit in Berlin an der ‚Arisierung‘ jüdischen Eigentums profitabel beteiligte. „Als Generaltreuhänder der ‚Haupttreuhandstelle Ost‘ half Kopf den Nazis beim Raub von Privateigentum jüdischer und christlicher Polen in Oberschlesien. Die Hitler-Regierung siedelte in Polen sogenannte Volksdeutsche an. Die Polen und Juden wurden gezwungen, Hab und Gut zu verkaufen, sie wurden vertrieben oder in KZ verschleppt.“ (LZ v. 19.6.2014)
“Für seine Verdienste bei der ‚Entjudung‘ und ‚Deutschmachung‘ des besetzten Polens erhielt Kopf satte Provisionen. In polnischen und britischen Archiven fand die Göttinger Historikerin Teresa Nentwig unter anderem Kopfs Unterschriften auf Beschlagnahme-Befehlen. Es sind Belege dafür, dass der Sozialdemokrat Kopf ein zuverlässiger Handlanger war.“ (SZ 11.7.2013)

Solange ein Anwohner am Stand des Ortsbürgermeisters in einer Diskussion sagt, es sei ihm „scheißegal“, wie seine Straße hieße, sie könne von ihm aus auch Adolf-Hitler-Straße heißen, muss aufgeklärt und gestritten werden.

Die Umbenennung der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße ist richtig und notwendig.
Das sind wir Demokraten den Opfern des Faschismus schuldig!

Quellen: Wikipedia, SZ=Süddeutsche Zeitung, LZ=Lüneburger Zeitung