IGM-Antifa-Woche: Antifaschismus bleibt dringende Aufgabe
16. November 2024
Am 9. November hat die Wolfsburger IG Metall zum 20. Mal ihre traditionelle Antifa-Woche eröffnet. Sie startete am Samstag, den 9.11., mit Kundgebung und Kranzniederlegung am Sara-Frenkel-Platz. Trotz bitterkalter Temperaturen nahmen zahlreiche Kolleg*innen teil. Der 1. Geschäftsführer der IGM, Flavio Benites, nahm den Wahlsieg von Trump in den USA und die Wahlerfolge von rechten Kräften in mehreren europäischen Ländern zum Anlass darauf hinzuweisen, dass für die Gewerkschaften in ganz Europa Antifaschismus eine dringende Aufgabe bleibt. Außerdem forderte er: „Wir brauchen eine neue Friedensbewegung und Entspannungspolitik.“
Bewegend war das Grußwort der Namensgeberin des Platzes, die demnächst 102 Jahre alt wird. Es wurde von Dieter Landenberger, Leiter des „Volkswagen Heritage“ vorgetragen. Auf Grund ihres hohen Alters konnte sie den Weg aus Antwerpen nach Wolfsburg nicht mehr leisten. Zuvor hatte sie wiederholt an dieser Auftaktkundgebung zur Antifa-Woche teilgenommen. Sie dankte in ihrem verlesenen Grußwort der IG Metall und den Anwesenden für ihre Aktivitäten.
Auch die VVN-BdA Wolfsburg legte am Mahnmal für die 20.000 Zwangsarbeiter*innen ein Blumengebinde nieder. Der IG Metall-Chor „Gegenwind“ begleitete die Kundgebung mit antifaschistischen Liedern.
Gedenkstunde auf dem Friedhof
Am folgenden Sonntag fand auch wieder die Gedenkstunde der IG Metall auf dem Friedhof in Rühen statt, auf dem mehr als 300 Babys und Kleinkinder begraben sind. Sie waren im sogenannten „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes jämmerlich zu Tode gekommen.
Sara Frenkel hatte in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dafür gesorgt, dass diese Massengrabstätte in einen gepflegten Zustand kam. Besonders eindrucksvoll waren die Beiträge der Konfirmandengruppe von Propst Dr. Ulrich Lincoln aus Vorsfelde. Die Jugendlichen zitierten u.a. aus den Erinnerungen von Frau Frenkel zu den Zuständen im „Ausländerkinderpflegeheim“, die in der VVN-Broschüre zu Rühen nachgelesen werden können (wolfsburg.vvn-bda.de/2013/11/12/zum-sterben-geboren-im-lager-ruhen-das-lager-das-zum-sterbelager-wurde/). Auch hier legte die VVN-BdA Wolfsburg im Rahmen der Gedenkstunde ein Blumengebinde nieder.
Gedenken am Ort des Verbrechens
Im Anschluss daran besuchte die VVN-BdA auch die Erinnerungstafel am Ortseingang von Rühen, dem authentischen Ort des sogenannten ‚Ausländerkinderpflegeheims‘.
Diese Tafel hat die Wolfsburger VVN 2014 gegen lang anhaltenden Widerstand mit Unterstützung der IG Metall aufgestellt – siehe dazu auch die oben genannte VVN-BdA-Broschüre. Die Broschüre kann in geringer Anzahl von der VVN-BdA Wolfsburg bezogen werden.
Die Wolfsburger Antifaschist*innen überlegen zur Zeit, wie an diesem Ort die Namen der kleinsten Opfer des Naziterrors sichtbar gemacht werden können, um sie dem Vergessen zu entreißen.
Einen ähnlichen Ansatz haben die SchülerInnen der BBS1 in Wolfsburg kürzlich realisiert. Dort befand das „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerkes ab 1943, bevor es im Juni 1944 nach Rühen verlegt wurde, (https://wolfsburg.vvn-bda.de/2023/11/28/aleksandr-durfte-nur-6-tage-alt-werden/). Die SchülerInnen haben mit Hilfe des Wolfsburger Bildhauers R. Scheer eine Mauer aus einigen Steinen mit Opfernamen und Friedenstauben neben ihrer Schule errichtet.
Eine andere Idee wäre auch die Teilnahme am Tontafelprojekt des VDK obs-soltau.de/tontafel-projekt-wir-schreiben-eure-namen/ . „Weitere gute Vorschläge sind herzlich willkommen“, so Mechthild Hartung, Vorsitzende der VVN-BdA Wolfsburg. Alfred Hartung
Fotos: Hartung