27. Januar 2022 in Wolfsburg: „Die Erinnerung an die Verbrechen darf nicht enden“
28. Januar 2022
Auch an diesem 27. Januar haben bei einer Mahnwache auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ an der Werderstraße die Wolfsburger Gruppen SJD Die Falken, die Jusos , die solid Jugend und die VVN-BdA gemeinsam an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnert. Hier sind 476 Opfer des Naziterrors in der damaligen „KdF“-Stadt begraben. Trotz widrigster Wetterbedingungen waren ca 20 Menschen erschienen. Mehr waren durch die Corona-Auflagen nicht zugelassen.
Mechthild Hartung von der VVN-BdA erinnerte daran, dass noch im Sommer 1944 VW-Werksleiter Porsche bei SS-Reichsleiter Himmler ungarische Jüdinnen und Juden zur Fronarbeit anforderte. Daher galt ein besonderes Gedenken in diesem Jahr an den drei Gräbern den ungarischen Jüdinnen, die im KZ unter der Halle 1 des VW-Werkes gestorben sind. Eine Lesung aus dem schon 1986 von Klaus-Jörg Siegfried veröffentlichten Buch „Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im VW-Werk 1939-1945“ machte deren schreckliches Leben und Sterben nur wenige Monate vor der Befreiung von Auschwitz deutlich. Wo die weiteren jüdischen Todesopfer begraben sind, ist den Veranstaltern unbekannt.
„Die Erinnerung an die Verbrechen in Auschwitz, aber auch hier darf nicht enden und muss die heutige Generation zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst“, so Hartung in ihrem Redebeitrag. Auch die Versuche rechter Gruppen, bei den sog. Corona-Protesten Vergleiche mit der Verfolgung von Antifaschist*innen im Nazi-Reich anzustellen, seien geradezu widerlich. Vor diesem Hintergrund sei auch die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit, wie es im Koalitionspapier der Ampelparteien anklingt, in Gänze zurück zu weisen.
Der Redner der Jusos machte bekannt, dass er und die Wolfsburger VVN-Vorsitzende M. Hartung kürzlich von aggressiven Teilnehmern des letzten „Montagsspaziergangs“ massiv bedroht worden seien, als sie nach der Menschenkette (zum Gedenken an die Corona-Toten) die Veranstaltung verlassen wollten. „Aber wir lassen uns von diesen Schwurblern nicht einschüchtern und werden weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, um unsere Demokratie vor der Gefahr von Rechts zu schützen. Das hat für uns höchste Priorität.“
Drei Antifaschist*innen trugen zum Abschluss das auf Jiddisch gesungene Lied „Still“ vor, das vom Widerstand jüdischer Partisan*innen in der besetzten UdSSR handelt. So endete diese – trotz Pandemieauflagen organisierte – gelungene Mahn- und Gedenkveranstaltung würdig. Auch an der Stelle des ehemaligen „KZ Laagberg“ wurde die Erinnerungsstele anschließend in das Gedenken einbezogen. AH