Gedenken in Wolfsburg
30. Januar 2021
Gemeinsam haben die SJD Die Falken Gruppe Wolfsburg und die VVN-BdA Wolfsburg am 27. Januar 2021 an die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnert.
Bei einer Mahnwache auf der „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ an der Werderstraße erinnerte Mechthild Hartung von der VVN-BdA daran, dass noch im Sommer 1944 VW-Werksleiter Porsche ungarische Jüdinnen und Juden von einem Werksbeauftragten in Auschwitz zur Fronarbeit aussuchen ließ. „Die Erinnerung an die Verbrechen in Auschwitz darf nicht enden und muss für die heutigen Generationen zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst“, so Hartung. Vor diesem Hintergrund seien erneute Versuche, antifaschistische Arbeit zu kriminalisieren, wie jüngst von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) angekündigt, in Gänze zurück zu weisen. (siehe die Erklärung „Antifaschismus lässt sich nicht verbieten“ unter http://niedersachsen.vvn-bda.de). Die Rede von Mechthild Hartung kann unten gelesen werden.
Auch die beiden Redner*innen der Falken wiesen auf die bedrückende „Normalität“ von Nazi-Provokationen und -angriffen hin. Gerade erst war das Falkenbüro in Braunschweig davon erneut betroffen (siehe „Naziangriffe nehmen zu“ auf der Internetseite der VVN-BdA Niedersachsen). Die Wolfsburger Falken lassen sich davon aber nicht einschüchtern. Sie fordern dazu auf, sich gemeinsam zu organisieren, an einem Strang zu ziehen und dem Faschismus entschlossen entgegen zu treten. Dies sei die höchste Priorität. Die Sprecherin der Falken betonte, dass die Folgen der nicht durchgeführten Entnazifizierung deutlich spürbar seien. Hierfür zählte sie einige Beispiele auf wie die Verbindungen von Bundeswehr und Polizei zur rechtsextremen Szene, antisemitische Hetze bei Pandemieleugner*innen und rechten Gewalttätern.
Mit einer eindrucksvollen, lebendigen Aktion am Mahnmal bereicherten die Falken die Gedenkfeier ideenreich (siehe Foto).
Zwei Antifaschist*innen trugen zum Abschluss das „Moorsoldatenlied“ vor, das von dem eindrücklichen Summen vieler Anwesender begleitet wurde. So endete diese – trotz Pandemieauflagen organisierte – gelungene Erinnerungsfeier würdig. Fotos: M. Hartung
Rede von Mechthild Hartung, VVN-BdA
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschist-Innen,
am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz von der Roten Armee befreit. Das Lager war Teil des Mordsystems des deutschen Faschismus und ist seither Symbol für das singuläre Menschheitsverbrechen des Holocaust an den Juden.
Noch im Sommer 1944, als die Welt schon brannte, schickte Porsche einen Volkswagen-Sachverständigen nach Auschwitz, um dort arbeitsfähige ungarische Jüdinnen und Juden für Fronarbeit aussuchen zu lassen!
Auschwitz steht auch für alle anderen Menschen, die der Faschismus verfolgte und vernichtete, oder die er noch vernichten wollte: Menschen im Widerstand, Sinti, Roma, Menschen mit Einschränkungen, sowjetische Kriegsgefangene. 27 Millionen Sowjetbürger_Innen starben als Opfer des faschistischen Krieges. In den Vernichtungslagern wurden etwa 5 Millionen Sowjetische Kriegsgefangene zu „Untermenschen“ degradiert, versklavt und größtenteils ermordet. Die Erinnerung darf nicht enden und muss für die heutigen Generationen zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen mahnen, die zu Auschwitz geführt haben. Rassistische und antisemitische Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Morden empören uns zutiefst.
Deshalb engagieren wir uns aktiv im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Rechtsentwicklung, Neofaschismus und soziale Ungleichheit.
Gleichzeitig fällt Innenminister Boris Pistorius nichts Besseres ein, als ein Verbot von Antifagruppen prüfen zu wollen.
Die Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald schworen bei der Befreiung des Lagers am 19. April 1945:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Schon sie wussten, dass nicht nur der deutsche Faschismus besiegt, sondern auch eine andere Welt erkämpft werden muss. Würden die Überlebenden des KZ Buchenwald heute auch als “Linksextreme” bezeichnet und verfolgt?
Der Versuch der Kriminalisierung von antifaschistischer Arbeit ist das Gegenteil von dem, was unsere Gesellschaft braucht:
– Wir brauchen Ermutigung und Unterstützung – auch finanziell – zur Entwicklung von Gegenwehr da, wo rechtes Gedankengut greift und in Taten umschlägt.
– Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft, die sich antifaschistisch engagiert und sich rechten Ideologien entschlossen entgegen stellt.
– Wir brauchen weiterhin die Arbeit antifaschistischer Aktivist*innen, die mit ihren Recherchen maßgeblich zur Aufklärung rechter Anschläge und Aufdeckung rechter Netzwerke beitragen.
NIE WIEDER FASCHISMUS!
SCHLUSS MIT DEN KRIEGEN!