Antifaschistischer Stadtrundgang trifft auf Interesse
21. August 2020
Für den 19.8. hatte der Deutsch-Arabische-Freundeskreis (DAF) gemeinsam mit der VVN-BdA Wolfsburg zu einem Antifaschistischen Stadtrundgang unter dem Thema „Die dunkle Geschichte Wolfsburgs“ eingeladen. Mehr als 10 Interessierte trafen sich um 9.00 Uhr am Sara-Frenkel-Platz, wo die Wolfsburger VVN-Vorsitzende Mechthild Hartung die Entstehung dieses Gedenkplatzes und die Geschichte der Zwangsarbeit im Volkswagenwerk mit großformatigen Zeichnungen packend darstellte.
Den aktuellen Bezug stellte Mechthild Hartung durch die Erinnerung an das Attentat in Hanau her, bei dem genau vor einem halben Jahr ein Rassist 9 junge Menschen mit migrantischem Hintergrund ermordet hatte. Die Namen wurden verlesen. In einer Gedenkminute wurde ihrer gedacht.
Der anschließende Rundgang orientierte sich an der Broschüre „Erinnerungsstätten an die NS-Opfer im Stadtbild von Wolfsburg“ (Hrsg. Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft e.V.), die alle Teilnehmenden erhielten. Er führte als erstes zu dem ehemaligen Lageplatz des sog. „Kinderpflegeheims“ des Volkswagenwerkes Ecke Schachtweg/Seilerstraße, in dem mindestens 75 Babys und Kleinkinder zu Tode gekommen sind. An der dort heute stehenden BBS1 hatte 2013 die VVN Wolfsburg gemeinsam mit der IG Metall eine Gedenkplatte der Öffentlichkeit übergeben. Angeregt dadurch und durch weitere Initiativen hat die Stadt dort im letzten Jahr im Zuge der Sanierung des Handwerkerviertes auch eine aussagekräftige Gedenkplatte angebracht.
Weiter führte der Rundgang zur BBS2 in der Kleiststraße, wo seit letztem Jahr eine Info-Stele an das ehemals dort befindliche Straflager der KdF-Stadt erinnert. Durch das Übereinanderlegen des Plans der Barackenstadt und des heutigen Stadtplans wird eindrücklich deutlich, dass nahezu der gesamte Innenstadtbereich des heutigen Wolfsburg mit „ZwangsarbeiterInnen-Unterkünften “ belegt war, deren Lagerstraßenverläufe mit den heutigen Straßen identisch sind. Die Innenstadt steht quasi auf den Fundamenten der ehemaligen Barackenstadt.
Zum Abschluss des Stadtrundgangs fuhren die Teilnehmenden mit dem Bus zur Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus in der Werderstraße. Hier liegen 470 Menschen vorwiegend aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen begraben, darunter auch fast 150 Babys und Kleinkinder.
Mechthild Hartung erinnerte an den langen Kampf zur würdigen Ausgestaltung dieser Gedenkstätte, die heute mit der jährlichen Veranstaltung am 8. Mai ein zentraler Schwerpunkt der Wolfsburger Erinnerungskultur geworden ist. Die Teilnehmenden legten rote Nelken auf den Grabplatten nieder und verlasen von vorbereiteten Tafeln einige Namen und Lebensdaten der Opfer. Sie machten damit deutlich, dass sie nicht vergessen sind.
Der Vorsitzende des DAF, Dr. M. Husseini, dankte Mechthild Hartung und der VVN-BdA Wolfsburg für die Führung und für ihre Arbeit zum Wachhalten der Erinnerung an diese „Die dunkle Geschichte Wolfsburgs“. Die sei gerade auch für die BürgerInnen Wolfsburgs mit migrantischem Hintergrund unersetzlich nötig, um die Bedeutung und gleichzeitige Gefährdung unserer heutigen Demokratie bewusst zu machen. Er lud anschließend zum zweiten Teil des Antifaschistischen Stadtrundgangs am 9. September ein, der das ehemalige KZ auf dem Laagberg zum Schwerpunkt haben wird.