Diskussionsveranstaltung zum Ukrainekonflikt am 12. August – 19:30 Uhr
5. August 2014
insgesamt kommen 17 AktivistInnen aus unterschiedlichen Gruppen und
Zusammenhängen im Alter von 16 bis 60 Jahren aus verschiedenen
Regionen der ehemaligen Ukraine und geben uns die Gelegenheit zur
Information und
Diskussion
über die Situation in der Ukraine
u. a.
– die Verfolgung von Linken und GewerkschafterInnen
– der Krieg im Osten der Ukraine
– das Massaker an AntifaschistInnen in Odessa am 2. Mai 2014
Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Hannover
www.rh–hannover.de.vu
„Wir sind vor wenigen Tagen aus der ukrainischen Kriegszone raus gekommen. Wir haben im letzten halben Jahr nach dem Kiewer Rechtsputsch (22.02.) unter Beteiligung von Faschisten erfahren wie EU- und NATO-Erweiterung von unten aussieht. Wir wissen, dass unser Entsetzen über die massive Unterstützung der Kiewer Junta durch die BRD-Regierung, ihre Waffen, Manöverbeteiligung, ideologische Schützenhilfe, Schweigen zu Nazi-Verbrechen nicht ausreicht. Die rechte Machtergreifung in der ehemaligen Ukraine lief koordiniert mit einem massiven Rechtsruck erfolgreich auch in den bürgerlichen Medien. Wir wollen mit Euch verstehen: im Austausch miteinander Besser verstehen, um effektiv antifaschistische Bündnisse für die Zukunft zu schmieden. Mit wem werden wir Solidarität aufbauen gegen die rechten Übergriffe und Gewaltmodelle im Spätkapitalismus, hier und international? Wir brauchen Eure kritische Stimme, Euren Einspruch und Widerspruch, Eure Erfahrungen und Einschätzungen. Nur wenn wir auf gleicher Augenhöhe zusammenkommen, können wir im entscheidenden Augenblick zusammenhalten und den Krieg des Kapitals verhindern? denn der könnte dann auch für uns der letzte werden.
Wir kommen aus den zusammenbrechenden Lohnverhältnissen der ehemaligen Ukraine. E. Hat als Einzelhandelsverkäuferin gearbeitet ? Laden wurde geschlossen ohne Abfindung entlassen. V. hat als Druckereiarbeiter 30 Euro im Monat verdient und die Arbeit niedergelegt da nur noch Werbe- und Armeeaufträge abgearbeitet wurden. Die letzten 6 Monate unter der Kiewer Putschregierung mit Faschisten haben uns den Zusammenbruch unserer bisherigen Arbeitsgrundlage als GewerkschafterInnen und AktivistInnen aufgezwungen. Pünktlich zur Übernahme der Wirtschaftspolitik durch den IWF ist für unsere politische Arbeit nichts mehr so wie es war.
Wir sind insgesamt 17 AktivistInnen aus unterschiedlichen Gruppen und Zusammenhängen im Alter von 16 bis 60 Jahren mit zwei Kindern. Wir kommen aus verschiedenen Regionen der ehemaligen Ukraine. Damit kommen wir aus zwei sehr unterschiedlichen Gebieten: in einem wird der Alltag wird von der Kiewer Putschregierung im anderen vom antifaschistischen Aufstand geprägt. Ein dritter Teil der Gruppe hat einen Pass der russischen Föderation und ist in der Autonomen Republik Krim aktiv. Uns eint das Misstrauen gegen alle bürgerlichen Nationalismen und die Ablehnung der faschistischen Helfershelfer neoliberaler Politik.
Wir versuchen, uns trotz der enormen Schwierigkeiten um politische Gefangene zu kümmern. Wir arbeiten gegen politische Repression und den rechten Terror der Kiewer Junta. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Faschisierung des Alltags im Erweiterungsgebiet der EU-, NATO- und der IWF-Kontrollinteressen. Die Mehrheit unserer Reisegruppe kommt aus prinzipiell herrschaftskritischen, anarchistischen Zusammenhängen. Einige sind in Organisationen aktiv, die sich gezielt für Interessen der ArbeiterInnenklasse einsetzen. Wieder andere, z.B. eine Schülerin und ein Arzt in unserer Gruppe, treten in der Öffentlichkeit der ehemaligen Ukraine mit demokratischer Aufklärungsarbeit auf. Gemeinsames Ziel ist uns z.B. die Durchsetzung von Menschenrechten politischer Gefangener in allen drei Zonen. Einige von uns haben einen russischen Pass, andere einen ukrainischen. Wir arbeiten z.B. in ukrainischer Sprache zusammen an Brechttexten gegen Faschismus und Militarismus, weil darin die besten Übersetzungen geglückt sind. Es gibt keinen Sprachenstreit. Es gibt keinen Nationalitätenkonflikt. Die Trennung verläuft nicht zwischen uns, sondern zwischen oben und unten. Das Vordringen der rechten ukrainischen Privatarmeen, die Spekulationen mit Armeetreibstoff und Organen Getöteter werden von wenigen milliardenschweren Oligarchenfiguren in Szene gesetzt. Die „Nationalgarde“, eigentlich eine Privatarmee, operiert für die Kiever Junta. In ihr sind schwedische, aber auch viele russische Faschisten angeheuert. Diese Formation operiert unter dem Namen NatsGvardia ‚Azov‘ mit dem offiziellen Abzeichen der Wolfsangel der historischen Panzerdivision „SS das Reich“; sie untersteht dem Privatbank-Chef Kolomojskij, dem neuen Gouverneur von Dnepopetrovsk.
Hat die EU, die NATO und der IWF ihren Frieden mit der neuen Führungskaste in Ukraine geschlossen? Wie können wir diesen Frieden der Paläste stören und den wirklichen Frieden der Hütten durchsetzten? Ein Weg, den wir sehen, ist internationale Solidarität und ein pragmatischer Lernprozess zwischen antifaschistischen AktivistInnen. Wir sind interessiert, uns auszutauschen und voneinander zu lernen. Der Aufbau einer starken und Grenzen überschreitenden Bewegung gegen den neuen Krieg des Kapitals ist die Aufgabe, vor der wir stehen. Was tun gegen die Gefahr eines neuen Herrschaftsmodells in Europa, das uns gemeinsam ins Visier nimmt?“