9. Mai: Enthüllung der Mahn- und Gedenktafel – Kindersterbelager Rühen
12. Mai 2014
69 Jahre nach dem Sieg über den deutschen Faschismus haben am 9. Mai 2014 Schülerinnen und Schüler der Realschule Rühen der wohl jüngsten Opfer der Nazi-Verbrechen gedacht. Denn mindestens 365 Säuglinge kamen in dem Lager am Ortsrand von Rühen im Landkreis Gifhorn zwischen 1944 und 1945 ums Leben. Ihr Tod war von den Faschisten gewollt: Sie starben an vorsätzlicher Vernachlässigung. Gemeinsam mit den Initiatoren VVN/BdA Wolfsburg und dem IG Metall Wohnbezirk Brome enthüllten die Sechstklässler eine Gedenktafel, die jetzt vor Ort permanent Zeugnis ablegen soll.
Es ist eine schmale Tafel, die Veranstalter haben sie gegen den Zaun des Geländes gelehnt, denn die Genehmigung zur Aufstellung kam erst in letzter Minute. Das ist kein Zufall. Die Tafel hat in Rühen für einigen Wirbel gesorgt.
Darauf wies Mechthild Hartung, Sprecherin der VVN/BdA Niedersachsen und Vorsitzende der Wolfsburger Kreisvereinigung, in ihrer Eröffnungsrede (Link) hin. Nun ist sie froh, dass die Gedenktafel im Beisein von Juri Wasjunez enthüllt werden konnte.
Der Ukrainer hat wie durch ein Wunder überlebt. Er ist ohne Groll, aber er will die Erinnerung hochhalten und mahnen, dass so etwas nie wieder passieren darf. Deshalb sei die Gedenktafel am authentischen Ort so wichtig (Rede_Juri Wasjunez).
Ein zweiter Überlebender des „Kinderheimes“, Waldemar Krassmann, konnte wegen Krankheit leider nicht an der Enthüllung teilnehmen. In seiner Rede, die von seinem Sohn Jörg verlesen wurde, sagt er: „Die Tafel hier an der Straße für alle sichtbar auf zu stellen, ist das Wenigste, was man noch für die gestorbenen Kinder tun kann.“ (Rede Kraßmann).
Weitere Beiträge von Claus Lamek, Vertreter des IGM-Wohnbezirkes, von Frau Prof.Dr.Löhmannsröben, Superintendentin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen und von Jens Winter, Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins Brome machten die Zustimmung deutlich, die die Tafel inzwischen auch im Bereich der Samtgemeinde Brome gefunden hat. Am eindrucksvollsten dafür steht aber das Mitwirken der Schülerinnen und Schüler der Realschule an der kleinen Feier. Für sie stand das Gedenken an die kleinen Opfer im Vordergrund. Mit dem Lied „Was braucht ein Kind zum Leben?“ erinnerten sie an all das, was die gestorbenen Kinder nicht hatten – wie Liebe und Geborgenheit. Was aus den Säuglingen hätte werden können, haben sie sich gefragt und fiktive Lebensläufe geschrieben.
Zum Schluss steckten sie Rosen an den grünen Metallzaun neben die Gedenktafel. „Erinnern, Mahnen, Handeln“ steht darauf. Die Kinder haben das an diesem Freitag eindrücklich getan.
Ein Bericht von NDR Regional Niedersachsen über die Enthüllung findet sich unter: Link zum NDR