Sohn eines KZ-Laagberg-Häftlings besuchte Wolfsburg

10. April 2018

, , ,

Jean-Michel Gaussot, Sohn des KZ-Laagberg-Häftlings Jean Gaussot und Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), hat am 5. und 6. April auf Einladung des Vereins Erinnerung und Zukunft und der VVN-BdA e.V. Wolfsburg besucht.
Jean-Michel Gaussot hat seinen Vater Jean Gaussot nie kennen gelernt. Denn ein halbes Jahr vor seiner Geburt (Oktober 1944) wurde der Vater im besetzten Paris wegen Mitarbeit in der Résistance von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg und von dort in das KZ Laagberg der „Stadt des KdF-Wagens“ deportiert. Jean Gaussot war erst 30 Jahre alt, als er nach Monaten körperlicher Schwerstarbeit im Lager Laagberg im April 1945 im Todeslager Wöbbelin bei Ludwigslust an Entkräftung starb, zehn Tage vor der Befreiung durch amerikanische Truppen.
In zwei gut besuchten Informations- und Diskussionsveranstaltungen hat Jean-Michel Gaussot aus seinem Buch „Ode au grand absent…“ vorgelesen, worin er sich in einem fiktiven Zwiegespräch mit dem Schicksal seines Vaters auseinander setzt. Sowohl die BesucherInnen am Donnerstag Abend im „Haus der Jugend“ als auch die mehr als 100 Schülerinnen und Schüler in der Vormittags-Veranstaltung am Freitag im Delphin-Palast waren von diesen Erinnerungen zutiefst berührt. An die Lesung schloss sich jeweils eine emotional anregende Diskussion an, die von der Generalsekretärin der AIN, Christine Eckel, kenntnisreich moderiert und bei Bedarf auch deutsch/französisch übersetzt wurde.
Beide örtlichen Zeitungen berichteten über den Besuch von Gaussot.

 

Am Freitag Nachmittag dann besuchte Jean-Michel Gaussot die Stele auf dem Laagberg, die an die Leidensstätte der 800 KZ-Häftlinge erinnert, darunter auch sein Vater. Fast auf den Tag genau, am 7. April 1945, waren von hier aus die Häftlinge auf den Todesmarsch nach Wöbbelin getrieben worden, den sein Vater nicht überlebte.

An den Bauzaun des Einkaufszentrums, das nun an der Stelle der Fundament-Relikte errichtet wird, steckte Jean-Michel Gaussot Nelken, ein bewegender Augenblick (Foto). Die Besichtigung der zwischengelagerten Fundament-Relikte an der geplanten Fläche für den Gedenk- und Lernort schloss den denkwürdigen Besuch ab.